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Die Gartenkunst — 14.1912

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Röhne, Marius: Der Rathausgarten in Kopenhagen
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Brandes, Gustav: Ein moderner Terrasengarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0127

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XIV, 8

DIE GARTENKUNST.

119

Abb. B. Rathausgarten in Kopenhagen von E. Glaesei.

genau er in den Stil und Geist des Rathausgebäudes
hineinpaßt. Und was noch besser ist: man wird er-
kennen, daß Werke der Gartenkunst — auch in unse-
rem kleinen, bescheidenen Dänemark — dazu berech-
tigt sind, neben den anderen Schöpfungen der bilden-
den Kunst ebenbürtig genannt zu werden.

Ein moderner Terrassengarten.

Von Gustav Brandes, Bremen.

Das Wohnen auf luftiger Höhe hat stets einen
besonderen Reiz auf die Men-
schen ausgeübt. Wenn das
Rittertum in den fehdereichen
Zeiten des Mittelalters sich
aus Gründen der Sicherheit
und der leichteren Verteidi-
gungsmöglichkeit seine Bur-
gen an solchen schwer erreich-
baren Plätzen errichtete, so
war später die schöne Aus-
sicht in die umliegende Land-
schaft Grund genug, sich auf
ragenden Berglehnen oder
steilen Flußufern anzusiedeln.

Ist es doch ein befreiender
Gedanke, der weitgedehnten
Natur gegenüber einen festen
Standpunkt zu behaupten, ei-
nen ruhenden Pol zu haben,
der ein umfassendes Bild der
ganzen Umgegend, der Wun-
der des Himmels und der ewig
wechselnden Schauspiele der
Atmosphäre dem Auge zu
ungehindertem Genüsse dar-

bietet. Derselbe Trieb, der
die Touristen auf die Gipfel
der Berge führt, lockt die
Menschen immer wieder zur
dauernden Ansiedlung auf
aussichtsreiche Höhen.

Es liegt auch ein gewisses
stolzes Herrengefühl darin, die
Schwierigkeiten solcher Lage
zu überwinden und sich da-
durch von der Menge abzu-
sondern; denn diese Wohn-
stätten werden stets wenigen
Vorbehalten sein. So führte
zur Zeit der Renaissance der
kraftgenialische Individualis-
mus die italienischen Ge-
schlechter aus Rom auf die
luftigen Kuppen der benach-
barten Berge. Man fand Ge-
fallen an dem ungezwungenen
Aufenthalt im Freien, an einer
unbegrenzten Fernsicht über die majestätische Eintönig-
keit der Campagna, und seit der Mitte des 16. Jahr-
hunderts erhoben sich in rascher Folge die berühmten
Villen dieser Großen mit ihren herrlichen, dem Terrain
abgerungenen Gärten.

Dem absoluten Königtum Frankreichs sagte da-
gegen mehr die Ebene oder ein sanft geneigtes Ge-
lände zu. Man fand das Wohnen auf der Höhe zu
unbequem. Der französische Gartenpalast, die große
architektonische Schöpfung des 17. Jahrhunderts, hat
eine ausgesprochene Tendenz zu horizontaler Aus-

Abb. D. Rathausgarten in Kopenhagen von E. Glaesei.
 
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