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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0173

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XIV, 11

DIE GARTENKUNST.

165

Italienische Renaissance-Gärten.

Von Wilhelm Arntz, München.
(Fortsetzung).

Es würde ermüden, wenn ich auch hier wieder
darauf hinwiese, wie räumlich doch das alles aufgefaßt
ist. Aus einer der Photographien (Abb. 20) wird man
auch sehen, wie stark die Gebäude umschließen und
den Charakter eines Hofes betonen. Eine Fülle von
Brünnen belebten den Gar-
ten. Auch die Wege erhiel-
ten durch die Hecken der
einzelnen Gärten eineräum-
liche Gestalt, die sich mit
den Jahren zu unbeschreib-
licher Großartigkeit ausge-
wachsen hat (Abb. 19).

Durch das starke Wachs-
tum ging allmählich die
Übersichtlichkeit, dieWeit-
räumigkeit innerhalb des
Gartens verloren. Er be-
stand eigentlich nur noch
aus prachtvollen Hecken-
gängen und war für eine
ausgiebige Benutzung nicht
mehr geeignet. Da er aber
jetzt als Tummelplatz der
italienischen Königskinder
lebendigen Notwendig-
keiten dienen muß, ist es
verständlich, daß man die
Hälfte oder Zweidrittel um-
änderte. Nur wie man es
getan hat, müssen wir von
unserem Standpunkte aus
bedauern. Denn statt die
schönen Hecken bei der
Umgestaltung zu verwerten
und eine großzügige, prak-
tische, architektonische An-
lage daraus zu schaffen, wenn auch vielleicht mit
einem malerischen Einschläge, hat man sie in der einen
Hälfte ganz kassiert und dafür eine landschaftliche
Anlage (Abb. 20) hergestellt, von der Art, wie sie
auffallenderweise noch heute in Italien beliebt ist, als
dem Lande, wo man ja in der umgebenden Land-
schaft durchaus keine Anregung und Erziehung zu der
malerischen Bildung von durch Pflanzen bestimmten
Landschaftsbildern des traditionellen Charakters hat,
wo das englische Landschaftsideal naturgemäß mehr
als irgend anderswo zu einem leeren Begriff, einer
trockenen Schablone und grotesker, kindlicher Spielerei
werden mußte. Sie ist gärtnerisch eine glänzende

Leistung, doch fremd unseren Vorstellungen von
malerischer Landschaftsschönheit, und fremd dem
durchaus architektonischen Charakter ihres Landes.

Der Quirinaisgarten ist reich an prachtvollen Pal-
men. Doch auch hier, wie überall kann man sich nach

der ersten Freude über die
Vollkommenheit derExem-
plare eines Mißbehagens,
des Gefühles einer Disso-
nanz nicht erwehren. Das
liegt daran, daß sie nicht
ihrer Form gerecht ange-
wendet sind, hier zwar
immer noch besser als bei
uns und auch in Italien,
wo jedoch die Umgebung
schon eher paßt. Es ist
ja m. W. noch nirgends
in Europa bewußt der Ver-
such gemacht worden, die
Schönheit der Palmen tat-
sächlich zur Geltung zu
bringen. Denn die nackte
Freude an der exotischen
Schönheit, die man so
glücklich ist in einem
Prachtexemplar zur Schau
zu bringen, kann nur einen
sehr primitiven, oder sehr
toleranten Schönheitssinn
befriedigen. Der Zufall
und die Natur der Pflanze
selbst weist uns aber uner-
müdlich den Weg. In Rom
gibt es zwei oder drei solcher
Stellen. Da stehen Palmen
als Silhouetten einsam,
schlank und klar in der Luft. Ihre Umgebung ist ganz einfach
und ruhig, regelmäßige, erdenschwere Massen (Abb. 21).
Sie sind ja auch von Hause aus meist ein Baum der
Einsamkeit oder ganz lockerer Gemeinschaft inmitten
einer großen, allereinfachsten Umgebung, meist selber
die einzige Senkrechte in der horizontalen Fläche, und
in einer unserm Klima ewig fernen, scharfen Klarheit
und Farbigkeit der Luft. Sie sind so tektonisch
streng, so absolut in sich geschlossen, so klar gebaut,
von so ausgesprochener Form, daß sie nur einfache,
stumpfe, ruhige Gegenstände um sich dulden können.
Und dann verlangen sie mit ihrer Ausschließlichkeit
des Senkrechten, nur leicht durch die ausstrahlende

Abb. 19. Alter Garten im Quirinal. Photogr. W. Amts.
 
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