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Die Gartenkunst — 14.1912

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Ausstellung des Vereins für Feuerbestattung zu Mainz
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Zur Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0188

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180

DIE GARTENKUNST.

XIV, 11

des Ganzen. Breite Gräberstraßen wechseln mit Lauben-
gängen, Wiesenflächen mit Baum- und Buschwerk-
gruppen ab, und bei alledem ergeben sich durch
die klare Disposition der Anlage ausgezeichnet gute
Perspektiven von und nach dem Krematorium, sowie
innerhalb des Urnenhains selbst.

Ein Mißstand des in Rede stehenden Entwurfs,
der aber nicht allzu sehr ins Gewicht fällt, ist der,
daß er nicht in genügendem Maße dem vorhandenen
Terrain Rechnung trägt, sondern den Hauptwert auf
die Ausgestaltung der ganzen Fläche legt, von der ein
großer Teil erst später erworben werden kann. Die
Ausführung gerade der schönsten Partien dieses Pro-
jektes muß also der Zukunft Vorbehalten bleiben.

Ein dritter Entwurf, der die Herren Georg Gerstadt
und Ed. May zu Frankfurt a. M. eingesandt haben
und dem ein weiterer Preis zufiel, weist ähnliche Vor-
züge auf, wie die beiden vorgenannten, deren Vielge-
staltigkeit und Eigenartigkeit er allerdings nicht erreicht.

Sehr hübsche Einzelheiten verraten auch die zwei,
vom Preisgericht zum Ankauf empfohlenen Arbeiten,
als deren Verfasser der Gartenarchitekt Herr Otto
Gaedt zu Cöln und die Gartenarchitekten Gebr. Röthe
zu Bonn ermittelt wurden.

ln all diesen Entwürfen aber steckt viel künst-
lerische Kraft, viel Originalität und feines Verständnis
für den ernsten Zweck, dem sie zu dienen haben.
Nicht durch Einförmigkeit und Düsterheit suchen
sie diesen Zweck zu erreichen, sondern durch eine
klare und schöne Disposition und durch künstlerische
Durchbildung der Anlage, die den Besucher in stille
Andacht, in eine weihevolle Stimmung versetzen soll,
ohne ihn mit dem Grauen zu erfüllen, das das Rätsel
des Todes auf unseren gewöhnlichen Friedhöfen so oft
erweckt. H. L. L.

Zur Tagesgeschichte.

Studium für Gartenarchitekten an der technischen
Hochschule zu Aachen.

Unter diesem Titel erschien in Heft VIII des letzten
Jahrganges der „Gartenkunst“ ein Artikel von Professor Dr.
Wieler. Er behandelte das Weiterstudium der Gartenarchi-
tekten im allgemeinen und das in Aachen geplante im be-
sonderen.

Viele Fachleute behaupteten damals, diese Einrichtung
sei nicht neu: Wer die Befähigung zum einjährig-freiwilligen
Militärdienst habe, könne an jeder Hochschule als Hörer ein-
geschrieben werden. Das ist wohl richtig, doch muß man
bedenken, daß noch an keiner Hochschule die Gartenarchi-
tekten als solche aufgenommen wurden, d. h. man konnte
sie noch an keiner besonders berücksichtigen.

Daß es für jeden Gartenarchitekten, dem an seiner künst-
lerischen Ausbildung gelegen, von größtem Vorteil ist, die
Kunstauffassung der Architekten, Maler, Bildhauer und die
der Kunsthistoriker neben der unserer Fachleute kennen zu
lernen, bedarf wohl keiner Erklärung. Und dies kann wohl
am besten und würdigsten an einer technischen Hochschule
ermöglicht werden, ohne der Staatskasse dadurch größere
Kosten aufzubürden.

Nun ist es gerade die Hochschule in Aachen, die als erste
den Gartenarchitekten ihre Tore öffnet. An dieser studieren
bedeutend weniger Architekten als an manchen andern Hoch-
schulen. Daher ist es den Professoren der Aachener Hoch-
schule möglich, sich mit jedem einzelnen zu befassen und
jeden nach Fähigkeiten und Anschauungen hin individuell aus-
zubilden. Und das ist doch von größtem Werte beim Ent-
werfen im Städtebau und von Architekturen, beim Freihand-
zeichnen und Malen.

Leider folgten im ersten Semester nur drei Herren der
indirekten Aufforderung Herrn Professor Dr. Wielers. Diese
geringe Anzahl genügte aber den Dozenten der Aachener Hoch-
schule schon, um sich für dieselben besonders zu interessieren.

Das erste Semester ist nun zu Ende, und so glaube ich,
daß es jetzt angebracht ist, über das hiesige Studium zu be-
richten. Dies Studium, hier in Aachen an der technischen
Hochschule, darf nicht als ein Ganzes angesehen werden,
sondern soll nur eine weitere Ausbildung für Absolventen
einer höheren Gärtnerlehranstalt sein. Dies ist jedoch keine
Bedingung und gilt als solche nur der Befähigungsschein zum
einjährig-freiwilligen Militärdienst. Ohne die Absolvierung einer
Gärtnerlehranstalt wird aber hier das Studium für Garten-
architekten ganz zwecklos sein, da dann fast immer die nöti-
gen Unterlagen fehlen. So wird einige Gestaltungsfertigkeit
und Gartentechnik, wie alles rein Gärtnerische als selbstver-
ständlich vorausgesetzt.

Hier, in Aachen, soll der Gartenarchitekt befähigt werden,
seine Parks, Friedhöfe, Stadtplätze und andere öffentliche An-
lagen rhythmisch und organisch in das Stadtbild einzupassen
und dann Einzelheiten auf Grund allgemeiner Kunstanschau-
ungen zu gestalten.

Dies wird zur Hauptsache angestrebt durch eine Vor-
lesung über Städtebau. In ausführlichen Schilderungen ent-
wickelt Geheimrat Professor Henrici die technischen, hygieni-
schen und ästhetischen Gesichtspunkte desselben. Professor
Wieler sagt wohl mit Recht, daß es jeden freuen wird, sich
von einer Autorität im Städtebau unterrichten zu lassen.

Stil- und Kunstgeschichte von Geheimrat Professor Schrnid
und „Einführung in die Ästhetik der Baukunst“ von Dr. Brinck
mann werden sicher dazu beitragen, die Gartenarchitekten zu
befähigen, die Anlagen und Gärten den Stadtbildern und Bau-
lichkeiten anzupassen und Stadt und Park, und Wohnhaus und
Garten als ein Ganzes zu betrachten und danach zu projek-
tieren. Die Beziehungen zwischen Architektur und Landschaft
werden erörtert und den Hörern erschlossen.

Architekturen für den Garten und ihre technischen Durch-
bildungen werden bei Professor Hausmann entworfen und
bearbeitet.

Eine weitere technische Ausbildung wird ermöglicht durch
die Vorlesungen von Professor Holz: „Entwässerung der

Städte“ und Professor Quirl: „Kulturtechnik.“ Sicherlich er-
wünscht wird jedem Gartenarchitekten eine weitere Ausbil-
dung im Freihandzeichnen und Malen sein, und Professor von
Brandis ist gern auf die speziellen Wünsche der Garten-
architekten eingegangen.

Professor Buchkremer führt seine Hörer ein in die Grund-
elemente der Perspektive und zeigt sowohl in Vorlesungen
wie auch in besonderen Übungsstunden ihre Konstruktion bis
in die kleinsten Einzelheiten, viel weiter als es bei der be-
schränkten Zeit auf den Gärtnerlehranstalten möglich wäre.

Bei Professor Streicher ist Gelegenheit geboten, Garten
pläne und Architekturen in Ton zu modellieren.

Selbstverständlich kann jeder nach eigenem Wunsche
sich seinen Studienplan nach dem weitläufiigen Programm der
Hochschule zusammenstellen und ist nicht an den für die
Gartenarchitekten aufgestellten gebunden.

Ich hoffe, daß diese Zeilen manchen Gartenarchitekten
dazu anregen werden, sich in Aachen weiterzubilden.

Adolf Erkes, Gartenarchitekt,
z. Z. Hörer der königl. technischen Hochschule zu Aachen.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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