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Die Gartenkunst — 14.1912

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Zur Tagesgeschichte
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Personalnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0226

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XIV, 14

DIE GARTENKUNST.

219

folge noch verhältnismäßig am geringsten, abgesehen von dem
Schutz und der Erhaltung von Einzelheiten, weil der Schutz
großer Objekte immer erhebliche Mittel erfordere. Deshalb
sei das Vorgehen des Vereins Naturschutzpark sehr zu begrüßen.

Es sprachen dann eine Reihe ausländischer Vertreter,
u. a. Beauguer-Paris, de Munck, Vertreter der belgischen Re-
gierung, Prof. Wille-Christiania und der Vorsitzende Bubeck
des Vereins Naturschutzpark.

Am Nachmittag des Eröffnungstages folgte ein mit reichem
Bildmaterial unterstützter Vortrag des Baurat Rehorst-Cöln
über Bauberatung. Er betonte u. a., daß der Heimat-
schutz durchaus keine Stilfexerei oder Altertümelei bedeute,
sondern gern der neuzeitlichen Architektur ihre Fortentwicke-
lung gönne, wenn nur ihre Werke sich von Extravaganzen
frei halten und harmonisch in die Umgebung einfügen.
Zwischen alten und neuen Bauten bestehe für den Heimat-
schutz unter dieser Voraussetzung kein Unterschied; ebenso
werde die auf die Grundsätze des Heimatschutzes sich stützende
Bauberatung niemals sich neuen Baumaterialen gegenüber
grundsätzlich ablehnend verhalten.

Dr. K. Giannoni-Wien sprach am zweiten Tage über
Heimatschutz und Fremdenverkehr. Er stellte fest, daß
zwischen beiden, die in den Städten als Bundesgenossen arbeiten
könnten in der Natur oft Gegensätze unvermeidlich seien, in-
dem gewisse Stellen einsamer Naturgröße immer von jeder Art
Siedelung freigehalten werden müßten und nicht durch moderne
Riesenhotels verschandelt werden dürften. Wenn Unterkunfts-
gelegenheit erforderlich sei, solle man sie in Bauten nach dem
Typus des schlichten einfachen Landschlosses oder der nor-
wegischen Touristenhäuser bieten, die durch Alleen und An-
pflanzungen in geeigneter Weise mit der Umgebung in Zu-
sammenhang gebract werden könnten. Auch der im Interesse
des Fremdenverkehrs unternommenen Verschönerungsvereins-
tätigkeit widmete er eingehende Ausführungen und übte Kritik
an ihren die Unberührtheit der Natur beeinträchtigenden Werken.

Weiter sprachen Prof. Dr. Bovet-Zürich über Heimat-
schutz und Bergbahnen, die meist Erzeugnisse der Spekulation
und ohne volkswirtschaftlichen Wert und als Auswüchse des
Snobismus zu bekämpfen seien. Zu diesen Vortrag wurden
am 18. Juni von Dr. Otto-Basel Lichtbilder vorgeführt, die die
markanten Schädigungen der Landschaft durch Bergbahnen
vor Augen führten. Prof. Fuchs-Tübingen behandelte die Aus-
nützung der Wasserkräfte durch die Industrie, wobei außer
dem Techniker und Volkswirtschaftler auch der Künstler
mehr als bisher herangezogen werden müsse. Gewässer von
hervorragender Schönheit dürften unter keinen Umständen ferner
zerstört werden, sondern müßten zu unantastbaren Natur-
denkmälern erklärt werden. James Buckland-London sprach
über das Thema: „Wir haben ein Recht, die Welt schön zu
erhalten!“ Er führte hier lebhafte Klage über die sinn- und
zwecklose Vernichtung vieler Tierarten, insbesondere der Vögel
und verlangt, daß alle Kulturstaaten strenge Maßnahmen er-
greifen, um dem traurigen Unwesen und seinen Gefahren zu
steuern, ehe es zu spät ist.

Endlich nahm der Kongreß nach einem von de Chermont-
Paris abgefaßten Referat entschieden Stellung gegen jede
Reklame in der Landschaft und empfahl ein entschiedenes
Beharren in der Ablehnung derselben.

Die Bestimmung des Ortes für die nächste internationale
Tagung wurde dem Geschäftsführer-Ausschuß überlassen; es
soll ein permanentes Komitee für die Kongresse eingerichtet
werden. H.

Wettbewerb: Ringanlagen Hamm. Wir erhalten hierzu
folgende Zuschrift: In der Anmerkung der Schriftleitung zu
dem Wettbewerb Hamm in Nr. 12 der „Gartenkunst“ wird
gesagt: „Auch der erste Entwurf hat vielleicht einige Mängel,
z. B. den, wie ein kleiner, tiefliegender Bach zur Speisung
des regelmäßigen Beckens vor dem Amtsgericht benutzt und
dann wieder abgeführt wird, doch bereitet es wohl keine
Schwierigkeiten, solche Mängel zu beseitigen“.

Die Bemerkung ist durch das „vielleicht“ sehr vorsichtig
ausgedrückt: wünschenswerter wäre die Nennung der ver-
meintlichen Mängel gewesen, um so mehr als das Preisgericht,
wie das Protokoll zeigt, solche nicht erwähnt, denn aus der
Kritik kann man nur lernen. Diese Nennung wäre um so
wünschenswerter gewesen, wenn die Schriftleitung auf die
Fassung des Satzes an sich nicht verzichten wollte, als die
Nennung des einen vermeintlichen Mangels zu einer „Berich-
tigung herausfördern muß“. Es ist natürlich kein tiefliegender
Bach, sondern ein über dem regelmäßigen Becken liegender
zur Speisung desselben verwendet, ebenso ist die Ableitung
mit genügendem Gefälle vorgesehen. Will man den Bach,
der durch die Verlegung der Achse nicht verschwindet, jedoch
nicht in die Anlage führen, so ergibt sich hieraus keine wesent-
liche Änderung der Gesamtanlage: das Becken wird durch
die städtische Wasserleitung gespeist und der in der Anlage
vorgesehene Bachlauf vermindert oder er verschwindet ganz.

Reinhard.

Der Bach mündet auf dem Plane direkt auf das große
Gebäude des Amtsgerichts, er müßte also als Speiseleitung
zu einem Teichbecken umgelegt, durch die Keller durchgelegt
oder gar in einer Unterdückerung unter dem Gebäude zuge-
führt werden. All diese Maßnahmen erscheinen umständlich
und kostspielig, so daß die Annahme der billigen Wasser-
zuleitung durch den Bach hierdurch hinfällig erscheint. Daß
eine Wasserspeisung durch Wasserleitung leicht durchführbar,
deutet der Schlußsatz unserer kritisierenden Bemerkung ja
deutlich an. Die Schriftleitung.

Ausstellung für Friedhofkunst in Halle a. S. Mit der Garten-
bau-Ausstellung, welche vom 23. August bis zum 2. September
in Halle a. d. S. stattfindet, soll, wie uns mitgeteilt wird, eine
Sonder-Ausstellung für Friedhofkunst verbunden werden, die
vom Magistrat der Stadt Halle auf Vorschlag der Friedhof-
deputation ins Leben gerufen wurde.

Der Wettbewerb für einen Friedhofs-Entwurf Mahlsdorf
hatte folgendes Ergebnis: Ein erster Preis wurde nicht zuer-
kannt, zwei zweite Preise (je 950 Mk.) auf Entwurf „Pfingsten“,
Verfasser Firma Körner & Brodersen, und auf Entwurf „Für
Arm und Reich“, Verfasser Gartenarchitekt Foeth und Architekt
Recht in Cöln. Der dritte Preis (300 Mk.) fiel auf den Ent-
wurf „Märkischer Frieden“, Verfasser Gartenarchitekt W.
Pflüger, Techniker A. Tannenberg und Dipl.-Ing. Alfr. Rohr
in Berlin. Angekauft wurden die Entwürfe „Halt“ und „Birk“,
Verfasser O. Gaedt und Klöckner in Cöln. Näheres siehe im
Inseratenteil.

Personalnachrichten.

Franz Goeschke f.

Am 19. Juni schloß in Kissingen, wo er Kräftigung seiner
angegriffenen Gesundheit suchte, der Königl. Ökonomierat
Goeschke die Augen zum ewigen Schlummer. Mit ihm ist
ein Gärtner aus dem Leben geschieden, der tiefe wissenschaft-
liche Durchbildung und Gründlichkeit mit praktischem Ver-
ständnis und Können vereinte. Er war am 3. Dezember 1844
als Sohn des bekannten Erdbeerenzüchters G. Goeschke in
Cöthen i. Anh. geboren, erlernte bei seinem Vater die Gärt-
nerei und war dann als Gehilfe in den verschiedensten Gärt-
nereien des In- und Auslandes tätig. Vor allem waren es
viele und große Reisen, die ihm seinen Blick weiteten
und ihn zu den eifrigsten Studien anregten. Als im Jahre
1874 die Erweiterung der Königl. Lehranstalt für Obst- und
Gartenbau in Proskau beschlossene Sache war — da wurde
Goeschke als Obergärtner und Lehrer dorthin berufen und
mit der Leitung des im Entstehen begriffenen Arboretums
betraut. Hier arbeitete er sich mit großem Eifer ein und be-
trieb die Ausgestaltung der Sammlungen in der ihm eigenen
gründlichen Weise. So wurde unter seiner Hand das Arbo-
retum ein wahres Schmuckkästchen, welches durch die Reich-
haltigkeit seiner Pflanzenschätze und durch die Schönheit sei-
 
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