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Die Gartenkunst — 14.1912

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Die deutsche Gartenbau-Woche in Bonn
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0228

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XIV, 15

DIE GARTENKUNST.

221

Die deutsche Gartenbau-Woche in Bonn.

Es mögen wohl in unserem Vaterlande wenige
Berufsarten von Bedeutung bestehen, bei welchen ein
Zusammenschluß aller zu einer großen, kraftvollen
Vereinigung zur Wahrung wirtschaftlicher und beruflicher
Interessen so spät erfolgte, wie beim Gärtnerberuf. Er
kam spät dieser Tag der Vereinigung aber er kam und
er trat so gesund und kraftvoll in Erscheinung, daß
er nicht übersehen werden kann. Es wird wohl ein
denkwürdiger Tag bleiben, den die deutsche Gärtnerei
am io. Juni in Bonn erlebte, der Tag, an dem die
deutschen Gärtner zwar spät aber nicht zu spät die
Wahrheit des Wortes einsahen „Einigkeit macht stark“.
Alle die großen Einzelverbände, welche zur Förderung
der verschiedensten Einzelinteressen im Lande bestehen,
alle kamen mit ihren bewährten Führern an der Spitze,
um sich die Hand zum Bunde zu reichen mit der Ab-
sicht, in Zukunft stets gemeinsam und geschlossen für die
berechtigten Forderungen des Berufs und seien es auch
nur Forderungen einzelner Beruf steile einzutreten.

Da sah man vertreten den großen Verband der
Handelsgärtner Deutschlands mit ihrem klugen und
geschäftsgewandten Führer, Herrn Ziegenbalg-Laube-
gast-Dresden an der Spitze, man sah die deutsche
Gesellschaft für Gartenkunst, geleitet von dem kgl.
Gartenbaudirektor Encke-Cöln, man sah den großen
Pomologen-Verein zielbewußt vertreten durch den
grauhaarigen, erprobten Führer Lorgus, Herr Hausmann
leitete die süddeutschen Handelsgärtner und die Herren
Müller-Langsur und Boehm-Oberkassel vertraten in
kraftvoller und geschickter Weise den Bund deutscher
Baumschulenbesitzer, es waren ferner da: der Verband
deutscher Privatgärtner, der Verband deutscher Blumen-
geschäftsinhaber, der Verein selbständiger Gärtner
Rheinlands-Westfalens, der Verband deutscher Gemüse-
züchter, die Vereinigung selbständiger Gärtner Württem-
bergs, die Vereinigung der gärtnerischen Fachpresse
Deutschlands etc. etc. Viele VereineundVerbände hatten
sich vertreten lassen, kurzum alle Verbände und Ver-
einigungen von Bedeutung tagten in Bonn oder waren
doch wenigstens vertreten.

Niemals hat ein Kongreß von Gärtnern so große
und so ansehnliche Beteiligung aufweisen können.
Geführt und geleitet wurde diese große Versammlung
durch den kgl. Kammerherrn, Freiherrn v. Solemacher
und zwar in äußerst gewandter und geschickter Weise.
Für diese so gute und zielbewußte Leitung gebührt
Herrn v. Solemacher der herzlichste Dank und die
volle Anerkennung Aller.

Eine große Anzahl von Ehrengästen war erschienen,
zumeist aus Vertretern der Regierung und der Kommunen
bestehend, ein Beweis, wie hoch man auch in diesen
Kreisen die Bedeutung des Tages schätzte.

Da waren erschienen als Vertreter des Reichs-
amtes des Innern der geheime Oberregierungsrat
Dr. Boenisch, Berlin, als Vertreter der Staatsregierung
und der Rheinprovinz Herr Oberregierungsrat Dr. Momm.
Herr Staatsrat Rebholz, München, vertrat das bayer.
Ministerium. Ferner waren anwesend Regierungsprä-
sident Dr. Steinmeister aus Cöln, Regierungspräsident
Dr. v. Sandt aus Aachen, der Landeshauptmann der
Rheinprovinz Geheimrat Dr. v. Renvers, Düsseldorf,
Regierungsrat Türke, Düsseldorf, als Vertreter des
Düsseldorfer Präsidenten, ferner Regierungsrat Frank,
Cöln, Landrat v. Grote, Rheinbach, Landrat Graf
v. Galen als Vorsitzender der Rheinischen Landwirt-
schaftskammer, Oberbürgermeister Spiritus als Ver-
treter der Stadt Bonn und viele andere.

In einer schwungvollen, begeistert aufgenommenen
Begrüßungsrede eröffnete Frhr. v. Solemacher die Ver-
sammlung, forderte den gesamten Gärtnerstand zum
einigen, kraftvollen Zusammenstehen auf und schloß
seine Worte mit einem begeistert aufgenommenen
Kaiserhoch. Es antworteten die Vertreter der Regierungen
und Kommunen, und aus all den vielen und guten, teils
humorvollen Reden klang immer wieder deutlich heraus
das große Wohlwollen, welches man von seiten der
Behörden den Bestrebungen der imposanten Versamm-
lung entgegenbrachte.

Es folgten dann die angesagten Vorträge, von
denen diejenigen, welche unsere Leser besonders
interessieren, in der Gartenkunst zum Abdruck gelangen.

Herr Lorgus, Eisenach, begründete dann in einem
Schlußwort die Notwendigkeit des Zusammenschlusses
der deutschen Gärtner zur Vertretung ihrer Interessen
in einem Reichsverband. Jetzt soll, so führte er aus,
der Grundstein gelegt werden zu einem Bau, wie die
deutschen Gärtner ihn sich schon längst gewünscht
hätten, zu einem Bau, an dem die goldene Inschrift
strahle:

Die einigen deutschen Gärtner.

Alsdann verlas Herr Lorgus folgende Resolution:
„Der erste Gärtnertag in Bonn beschließt: Es
soll der Reichsverband für den deutschen Garten-
bau gegründet werden. Der deutsche Gärtnertag
beauftragt den bisherigen Ausschuß unter Hinzuziehung
 
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