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Die Gartenkunst — 14.1912

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Mitteilungen aus der Tagespresse
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Rothe, Richard: Anchusa italica "Dropmore"
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0275

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268

DIE GARTENKUNST.

XIV, 17

Im Schülergarten auf Westend zu Charlottenburg hat die

Arbeit der kleinen Gärtner und Gärtnerinnen nicht geruht.
Demnächst wird das Erntefest gefeiert werden. Der Schüler-
garten besteht jetzt fünf Jahre. Er wurde eingerichtet, um
den Großstadtkindern Gelegenheit zu geben, sich bei nützlicher
Tätigkeit in frischer, reiner Luft zu bewegen. Zugleich soll
durch die gärtnerische Tätigkeit das Interesse für die Pflanzen-
welt geweckt und gepflegt und der Unterricht in der Pflanzen-
kunde unterstützt werden. Das etwa 2000 Quadratmeter große
Gelände liegt am Ende Westends, ganz in der Nähe des
Grunewalds. Der Garten ist durch Längs- und Querwege in
acht große Felder mit im gan-
zen 2ooSchülerbeeten zerlegt.

Die einzelnen Felder werden
den im westlichen Stadtgebiet
gelegenen Gemeindeschulen,
deren Kinder den Garten
leicht erreichen können,zuge-
wiesen. Jedes Kind erhält ein
Beet, auf dem es nach Belie-
ben Blumen- oder Gemüse-
pflanzen ziehen kann. Die
Aufsicht führen ehrenamtlich
Lehrer und Lehrerinnen; sie
verteilen auch die nötigen
Anweisungen. Das Öffnen
und Schließen des Gartens
wie die übrigen Arbeiten be-
sorgt ein städtischer Wärter.

Der Garten ist von Mitte April
bis Ende September täglich
von 4bis7 Uhr geöffnet. Aut
einem Rasenplatz in der Mitte
des Gartens können sich die
Kinder nach getaner Arbeit
fröhlich umhertummeln;

Bänke, von schattigem Ge-
büsch umgeben, dienen zum
Ausruhen, und eine von Ro-
sen umrankte Schutzhütte ge-
währteUnterschlupf bei plötz-
lich eintretendem Unwetter.

Abgestandenes Wasser zum
Gießen liefern mehrere Ton-
nen, die an die städtische
W asserleitung angeschlossen
sind. Zu dieser gärtnerischen
Betätigung werden in erster
Linie solche Kinder im Alter
von 9 bis 13 Jahren herange-
zogen, die nicht schon durch
andere Beschäftigung stark in
Anspruch genommen sind.

Jedes Kind ist gehalten, die zeitweilig nicht versorgten Beete
seiner Schule mit zu begießen und vom Unkraut zu reinigen.
Die Sommerarbeit findet ihren Abschluß mit einer Feier, zu der
auch die Eltern der Kinder eingeladen werden. Hierbei wird den
Kindern, die sich durch Fleiß und Ausdauer hervorgetan
haben, als Auszeichnung eine Topfpflanze überreicht, damit
sie auch im Winter Blumenpflege treiben können. Auch in
den beiden Waldschulen und in zwei Hilfsschulen, wo aus-
reichend Raum zur Verfügung stand, sind in den letzten
beiden Jahren solche Schülergärten in kleinerem Maßstabe
angelegt worden.

Anchusa italica „Dropmore“.

Das tiefe reine Blau der Kornblume ist eine der
köstlichsten Farben im Bilde eines jeden Gartens. Die

Tatsache, daß dieser Ton unter den Sommerblumen
und den doch gewiß an Schattierungen reichen Stau-
den keineswegs sehr oft vorkommt, macht ihn für uns
um so wertvoller. Wir begegnen ihm wohl heute am
häufigsten in den herrlichen großen Blütenrispen ver-
schiedener Varietäten der neueren Delphinium-Hybri-
den. Mit dem glänzenden Weiß der Madonnen-Lilien
und dem klaren Gelb der Oenothera fruticosa Youngii
in Verbindung gebracht, ergeben sich Wirkungen von

wunderbarer Schönheit.
Dasselbe tiefeUltramarin-
Blau ist den Blüten der
echten Anchusa italica
„Dropmore“ eigen, ja es
tritt uns hier in einzigarti-
ger Leuchtkraft entgegen.
Diese neuere Gartenper-
enne bildet einen reich-
verzweigten Busch , der
bis zu 1,50 m Höhe er-
reicht und von Mitte Juni
bis Ende Juli in ununter-
brochenem Flor steht.
Während der ersten Wo-
chen desselben sind seine
BlütenimFarbenbilde des
Gartens die einzigen Trä-
ger dieses leuchtend
blauen Tones. Denn der
Flor der Rittersporne
setzt bekanntlich erst im
Juli ein.

Anchusa italica „Drop-
more1 1 lenkte hier die Auf-
merksamkeit der zahl-
reichen Besucher vom er-
sten Tage des Erblühens
an auf sich und gehört
seither zu den meistbe-
gehrten Staudenarten un-
seres Sortimentes. Ohne
Zweifel dürfte sie in
Deutschland gleichstar-
ken Anklang finden und da sie bereits seit mehreren
Jahren von ersten deutschen Staudenfirmen angeboten
wird, möchte ich mit diesen Zeilen weitere Kreise zur
Verwendung anregen. Auch der neuesten himmelblauen
Varietät „Opal“ der großblumigen Dropmore - Form
gebührt hier empfehlende Erwähnung.

Die Anchusen lieben einen tiefgründigen nahrhaften
Gartenboden und eine freie sonnige Lage. Man nehme
darauf Bedacht sie vor anhaltender starker Nässe zu
schützen. Überwinterung unter schützender Laubdecke.
Anzucht und Samen im Frühjahr. Außerdem leicht durch
Wurzelstecklinge zu vermehren.

Ri chard Rothe,
Northeast Harbor, Maine.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoeraann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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