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Die Gartenkunst — 14.1912

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Ideen-Wettbewerb zur Erlangung von gartenkünstlerischen Entwürfen für einen Ausstellungspark mit einer Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung auf dem Gelände der Ausstellungs- und Festhalle zu Frankfurt am Main, [2]
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Hoemann, Reinhold: Sommerstauden
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0298

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XIV, 19

DIE GARTENKUNST.

291

Eine größere Fläche im Süden soll als Muster-
friedhof mit Urnenhain eingerichtet werden.

In der Festhalle sollen je nach Jahreszeit große
Blumenschauen gezeigt werden, desgleichen Binde-
kunsterzeugnisse etc.

Die Ausstellung von Gartenbau-Erzeugnissen,
Maschinen, Geräten etc. sollen in der an die Festhalle
angebauten Halle gezeigt werden. Die Gartenkunst-
(Pläne, Modelle usw.) findet am besten Platz in der
geplanten provisorischen Kunsthalle.

Als Leitmotiv der Ausstellung muß im Gegensatz
zu den bisherigen Gartenbauausstellungen gelten, die
Pflanze in ihrer Verwendungsart zu zeigen.

Diesem Gedanken trägt die vorliegende Planung
in erster Linie Rechnung.

Das große Forum soll eine noch nicht dagewesene
imposante Übersicht über den Stand der modernen
Gartenkunst und des Gartenbaues zeigen. Das viel-
seitig Komplizierte soll zu einem einheitlichen ruhigen
Ganzen verschmolzen werden. Nicht zuletzt soll das
große Forum als Ganzes die Wichtigkeit der Garten-
kunst im modernen Städtebau vor Augen führen und
soll zeigen, daß neben der Architektur die Mittel der
Gartenkunst die wichtigsten städtebaulichen Faktoren
sind.

Sommerstauden.

Von Reinh. Hoemann. Düsseldorf.

Mitte August war’s, da fuhr ich von Rüdesheim
durch denRheingau nach Wiesbaden. Ich saß ruhiglesend
in einem Abteil des D-Zuges. Plötzlich bemächtigt sich
große Aufregung der anderen Reisenden des Abteils und
des ganzen Wagens. Alles stürzt an die Fenster des
Durchgangs und man hört nur Ausrufe des Staunens,
der Bewunderung, des Entzückens. Was war die Ur-
sache? Wir fuhren an den Kulturfeldern der Firma
Goos & Koenemann in Niederwalluf vorbei. Wie ein
grellbunter Farbenteppich breiteten sich vor unseren
Augen die endlosen Beete mit Flammenblumen. Wenn
man diese Kulturfelder in vollem Flor erblühen sieht,
dann muß man sich, ob man nun will oder nicht, freuen
der verschwenderischen Blumenpracht, welche die
Natur hier durch Gärtnerhand und Willen geleitet, ent-
faltet. Ich konnte nicht umhin auf der Rückfahrt
auszusteigen, um diese prachtvolle Sommerstaude
wieder einmal mit Ruhe zu betrachten, zu genießen
und zu studieren.

Der erste Phlox, welcher mir auffiel, war Phlox
decussata „Wanadis“. Die Farbe der großen, dichten,
pyramidal wachsenden Blumendolden ist ein zartes
blauviolett um ein violettrotes Auge. Es ist eine
eigenartige, feine Farbentönung, vielleicht zu ver-
gleichen mit derjenigen von Phlox divaricata. Die
Pflanze zeigte gesunden Wuchs, sie wird mittelhoch
bis hoch und ist der selten schönen Farbe wegen
sicherlich eine wertvolle Bereicherung unseres Stauden-

sortiments. Freilich, eins kann man in den Kultur-
feldern einer Staudenzüchterei selten prüfen, das ist
Wuchs, Haltung und Höhe der alten Pflanze. Man
sieht auf den Beeten fast ausschließlich junge ein-
jährige Stecklingspflanzen, welche fast gleichmäßig
etwa füßhoch sind, die alte Staude aber wird vielleicht
meterhoch und noch höher, manche Art trägt sich
straff und ist deshalb besonders wertvoll, andere Arten
bedürfen des Stabes und sind deshalb lange nicht so
schätzbar. Aber dieser schöne, gleichmäßige Wuchs
der im Frühjahr gemachten Stecklingspflanzen gibt
andererseits wieder einen Fingerzeig für die Verwen-
dungsart. Wer saubere, gleichmäßig gehaltene Farben-
beete in den Sommermonaten haben will, der benütze
dazu die einjährigen, im Frühling gemachten Phlox-
stecklinge. Wie prächtig das Experiment bei guter
Kultur gelingt, zeigen schon seit Jahren die Phloxbeete
des Frankfurter Palmengartens. Doch zurück zu den
Anzuchtbeeten.

Die nächsten Beete waren mit der Sorte „Astrild“
bestanden. Leuchtend karmin bis ins zinnoberrot
übergehend strahlten mir die stark verzweigten, großen
locker gebauten Blütendolden entgegen. Die Art
scheint einen besonderen Vorzug zu haben, sie blaßt
nicht ab und behält die frische Farbe, eine Eigen-
schaft, die leider nur wenigen frischroten Arten eigen
ist. Der „Astrild“ blüht ziemlich früh und soll mittel-
hoch werden. Sehr gut ist auch die niedrige „Braga“
von schöner Rosafarbe um einen reinweißen Stern.
Die Dolden sind kugelig, er blüht willig und lang.

Ich kann hier nicht die Sorten eingehend be-
schreiben, welche mir als besonders schön und gut auf-
fielen, doch will ich einige Namen nennen und nur die
besonders bemerkenswerten Eigenschaften bezeichnen :

Phlox decussata „Mahdi“, unstreitig der beste blaue
Phlox; man verwendet ihn am besten im Halbschatten,
weil dann das Dunkelviolett besser herauskommt wie
in der Prallsonne. Die Farbe dieser Art variiert sehr
nach der Belichtung und ist z. B. morgens anders wie
um die Mittagszeit, an trüben Tagen besser wie in
der Sonnenglut.

„Rheingau“, reinweiß, mittelhoch.

„Hanny Pfleiderer“, weißrosa mit karminrotem
Stern, mittelhoch.

„Reichsgraf Hochberg“, eigenartig amarantrot,
hoch, spätblühend.

„Elisabeth Campbell“, lachsrosa mit weißen Stern.

„Eclaireur“, die alte vorzügliche Art, mit karmin-
violetten Blumen, gleichmäßig wachsend.

„Widar“, violettrot mit weißem Stern, mittelhoch.

„Loki“, lachsrosa, gutes Laub bis zum Boden
hinab, daher gut als Randpflanze, mittelhoch.

Ich will hier mit Aufzählung der guten Arten
schließen, denn zu viel verwirrt. Besonderen Wert
legte ich bei der Beobachtung der genannten Arten
auf die Gesundheit, so sind nicht alle Arten, die früher
sehr empfohlen wurden, zu bezeichnen, z. B. die viel-
 
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