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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 9
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Hoemann, Reinhold: Gedanken über Preisausschreiben im allgemeinen und über den Wettbewerb "Rosenpark Berlin-Britz" und den "Friedhofs-Wettbewerb Erfurt" im besonderen
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Ehrlich, Walter: Entwurf zu einem Stadtplatz in R.
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0141

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XV, 9

DIE GARTENKUNST.

133

Stellung der beiden bestprämiierten Entwürfe. Es wäre
sehr zu wünschen, wenn in den Kreisen der Fachleute
und Liebhaber dem Problem der guten und schönen
Lösung des Rosengartens weit größeres Interesse ent-
gegengebracht würde, wir sind da noch lange nicht
am Ziel, im Gegenteil, wir sind noch recht weit davon
entfernt, aber die Erreichung des Zieles ist aller An-
strengung wert, ein schöner Rosengarten sollte jeder
größeren Gartenanlage, sei sie nun in Privatbesitz oder
im Besitz einer Kommune, angegliedert werden, denn
die Rose ist und bleibt unsere schönste und edelste
Blume und wir Gartengestalter sollten einen besonderen
Stolz und Ehrgeiz darin suchen, wieder schöne Rosen-
gärten zu bauen. Vielleicht aber ist es richtiger und
förderlicher, wenn man erst versucht, für kleinere,
leichtere Aufgaben die Lösungen zu geben, nach und
nach ergibt sich dann von selbst der Fortschritt zu
größeren und schwierigeren Rosengärten. Die „Garten-
kunst“ will ihrerseits gerne dazu beitragen hier voran
zu helfen und es sei darum um Zusendung geeigneter
Beiträge herzlich gebeten.

Über das Ergebnis des Wettbewerbs Zentralfried-
hof Erfurt kann ich mich viel kürzer fassen. Das hier
eingegangene Planmaterial war im Gegensatz zu dem
Wettkampf „Rosenpark Britz“ sehr ausgeglichen, es
waren eine ganze Reihe guter Durchschnittslösungen
da. Es fehlte allerdings das, was man mit dem Schlag-
wort „Schlager“ bezeichnet. In bezug auf Friedhof-
Gestaltung beginnen sich die Meinungen und Auf-
fassungen allmählich zu klären, man findet stets viele
Lösungen, die ganz nahe verwandt sind. Ganz neue
Gedanken hat die letzte Zeit nicht mehr entwickelt,
vielmehr sich darauf beschränkt, die einmal als richtig
anerkannten Grundgedanken früherer Jahre liebevoll
durchzuarbeiten. Mir will es fast scheinen, daß, wenn
auf diesem Gebiete nicht besonders große und schwie-
rige Aufgaben gestellt werden, es praktischer ist, von
einem allgemeinen Wettbewerb abzusehen und den
Wettkampf auf wenige, anerkannt tüchtige Fachleute zu
beschränken. Sehr viel nutzlose Arbeit würde da ge-
spart und das Endresultat wäre wahrscheinlich ein
besseres. Wie schon oft, so konnte man auch hier
wieder beobachten, wie notwendig es ist, daß tüchtige
Architekten und Gartenarchitekten sich verbinden.

Selten wird es nur einem der genannten Künstler
möglich sein, das ganze Gebiet zu beherrschen. Auf-
fallend trat in dem Entwurf des Herrn Professor Meißen,
der eine wirklich hervorragende Lösung für die Bauten
brachte, der Mangel an Kenntnis der eigentlichen Fried-
hof-Gestaltung zutage. Auffallend war es ferner, wie
selbst die Gartenfachleute in so manchen Fällen
keinerlei Rücksicht auf die Terrainlage nahmen. Es
ist doch etwas anderes, einen Friedhof in der Ebene
und einen solchen im Berggelände zu gestalten und
es muß vom Gartengestalter unbedingt verlangt werden,
daß er die diesbezüglichen Schwierigkeiten erkennt
und überwindet.

Im übrigen ist immer wieder daran zu erinnern,

daß nicht nur der gute Aufbau der Baugruppen und
die zweckmäßig schöne Gestaltung des Friedhofes die
Schönheit des Friedhofes allein ausmachen, vielmehr
ebenso wichtig die gute Gestaltung der Grabsteine ist.
Trotz der vielen Besserungsversuche sieht es hier in man-
chen großen und kleinen Städten noch sehr böse aus und
die Einrichtung kleiner, guter Musterfriedhöfe, wie auch
Erfurt sie vorgesehen hatte, sollte tunlichst überall durch-
geführt werden, denn wie überall, wirkt auch hier das gute
Beispiel weit nachhaltiger und anregender wie das ge-
schriebene Wort. R. Hoemann.

Entwurf zu einem Stadtplatz in R.

Der Städtebau hat in Deutschland im letzten Jahr-
zehnt einen völligen Umschwung erfahren. Noch vor
20 Jahren war es das Bestreben und der Stolz mancher
kleinen Städte, Häuser zu besitzen, wie sie in Berlin
auf der Leipziger und Friedrichstraße aufgereiht stehen.
Längst hat man nun in Berlin eingesehen, daß diese
schlecht nachgeahmten italienischen Palastbauten unse-
ren Städten die deutsche Eigenart rauben. Berliner
und andere großstädtische Architekten wollen jetzt von
fremdländischen Motiven nichts mehr wissen, sondern
spüren in Alt-Nürnberg, Rothenburg, Meissen, Soest,
Lüneburg, Stade etc. dem alten deutschen Wesen
nach. Stuttgart und Frankfurt a. M. haben bereits
neue Straßenbilder geschaffen, die mit der anheimeln-
den Biederkeit unserer Großeltern zu uns sprechen
und dabei allen modernen Anforderungen Rechnung
tragen. Nicht nur die Fassaden an für sich sind es
dort, sondern auch die Raumwirkungen der Straßen
und Plätze, die uns anheimeln, wie ein altes Volks-
lied. Durch irgend welche Umstände bedingte U n-
regel mäßigkeiten im Grundriß einer Platzform
sind typisch deutsch. Die im Bebauungspläne
von R. festgelegte Platzform bietet ein schönes Bei-
spiel deutscher Städtebaukunst. Wie malerisch dabei
auch die schwache Geländeneigung zu wirken vermag,
weiß jeder, der Nürnberg oder Rothenburg kennt.

Aufgabe des Gartenarchitekten ist es nun, in den
unregelmäßigen Platz Gleichgewicht und Ruhe
zu bringen. Der Entwurf sieht daher einen Kreis von
8 Pyramidenpappeln vor, um damit dem Platze
eine Betonung, einen Schwerpunkt zu geben. Vor
den Pappeln breitet sich eine symmetrische Rasenfläche
aus, welche von 2 m breiten Staudenrabatten ein-
gefaßt wird). Die Pappeln stehen in den Achsen zweier
Straßen. Wer auf diesen Straßen dem Platze zustrebt,
hat die monumentalen Pappeln vor sich.

Falsch wäre es, die kleine Gartenanlage mit einer
dichten Strauchpflanzung zu umschließen. Licht,
Luft und Sonne verlangt unsere Gesundheit, ver-
langt unser Gemüt. Ein großer Teil des Platzes ist
daher, wie schon erwähnt, zu einer lichten Rasen-
fläche verwendet, welche von Staudenrabatten
begrenzt wird. Lilien und Rittersporn, Eisenhut,
 
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