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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 13
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Bogler, W.: Zu den Ausführungen von Rasch und von Hardt
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Bücherbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0207

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XV, 13

DIE GARTENKUNST.

199

Eindringen in die natürliche Entwicklungsgeschichte und durch
die Erkenntnis der ihr zugrunde liegenden Kraft, der alle
Dinge, also auch der Mensch, ihr Entstehen verdanken, sehen
wir die Natur mit anderen Augen an, als unsere Vorfahren.

Der Garten ist uns kein absolutes Kunstwerk mehr, sondern
die Freude an der Pflanze und ihrer Entwicklung selbst, aus
der Erkenntnis ihrer Gleichberechtigung geboren, ist an die
erste Stelle getreten. Darin liegt meines Erachtens die ge-
forderte Verinnerlichung und Vertiefung des Gartenlebens,
wenn anders diese Ausdrücke nicht nur Schlagwörter sein sollen.

Die Kunst soll deshalb ja nicht aus dem Garten ver-
schwinden, aber ihr eigentliches Feld ist die Gliederung und
Komponierung der einzelnen Gartenteile mit allen bis ins Feinste
gehenden Einzelheiten —■ ein weites Feld für den Künstler.

Es kann niemand leugnen, daß mit feingeschnittenen und
geformten Hecken hohe künstlerische Werte geschaffen werden
können, aber kann das dem denkenden Menschen im Garten
genügen? Wir suchen ja unendlich viel mehr, als nur Wirkung,
Rhythmus und Raumkunst. Wir wollen den Pflanzen eine
Stätte bereiten, wo sie uns für die liebende Pflege mit voller,
ihrem Wesen entsprechenden Entfaltung, mit sonnigen Farben
und süßem Duft belohnen. Nur zart darf die ungeschickte
Hand des Menschen eingreifen, um eine seinem Sinn ent-
sprechende Ordnung aufrechtzuerhalten und einzelne seiner
Lieblinge vor Unterdrückung zu bewahren.

Damit will ich natürlich nicht sagen, daß man überhaupt
keine Hecken anwenden dürfte, denn nichts ist schlimmer als
irgend eine Ansicht zu starrem Prinzip zu erheben. Ein
solches Beginnen bedeutet stets Stillstand.

Und noch eins zum Schluß: So wichtige Anregungen uns
auch das Kunstgewerbe gegeben hat, muß man sich m. E.
doch sehr vor allzuweitgehenden Folgerungen hüten, denn sie
führen leicht zur Oberflächlichkeit und über der Form darf
man die Sache selbst nicht wieder vergessen

W. Bögler jr., Cöln.

Bücherbesprechungen.

„Studien über Renaissance-Gärten in Oberdeutschland.“

Von Dr. ing. Karl Schröder, Architekt, Heidelberg. L. Schwann,
Kgl. Hofbuchhandlung, Düsseldorf. Preis Mk. 4,50.

Das 76 Seiten starke, reich illustrierte Buch stellt einen
Versuch dar, aus Beschreibungen, Bildersammlungen, Reise-
berichten u. a. die äußere Erscheinungsform der Oberdeutschen
Renaissance-Gärten und ein Bild des Lebens, das sie erlüllte,
zu gewinnen. Neues, bisher nicht bekanntes Material scheint
nicht beigebracht zu sein. Das Buch wird für manchen, der
bei der Fortentwickelung des neuzeitlichen Gartens auf die
Architekturgärten früherer Zeiten zurückgreifen will, seine Be-
deutung haben, da es ihn der Mühe eigenen Nachforschens
in Bibliotheken überhebt. Der Verfasser kommt in seinem
Schlußwort zu dem Ergebnis, daß die Gartenkunst der Re-
naissance zwar keine führende Stellung besaß, aber doch zum
Ausdruck einer gewissen Eigenart gelangte.

„La Vie ä la Campagne.“ Der sehr rührige Direktor
dieser Zeitschrift, Herr Alfred Maumene, dem die Teilnehmer
unserer Studienreise nach Paris 1912 gewiß alle noch ein
dankbares Erinnern bewahren, hat abermals zwei Sonder-
nummern: „La Decoration des Jardins ä l’Anglaise" und „Or-
nementation florale des Jardins" herausgebracht. Der Wert
beider Nummern besteht darin, daß in ihnen ein bestimmtes
Material mit großer Sachkenntnis gesammelt und in einer
sehr übersichtlichen Weise dargestellt ist. Beide Nummern
sind mit reichem und gutem Bildschmuck ausgestattet und
sehr lesenswert. „La Decoration des Jardins ä l’Anglaise“
gibt eine gedrängte, aber umfassende Darstellung des Cha-
rakters und der Entwicklung der Auszierungen der sogenann-
ten englischen Gärten. Vieles, was allgemeine Bedeutung
hat, wird in eine andere Beleuchtung gerückt und dadurch in
höherem Grade verständlich, als durch das Studium unserer

deutschen Werke allein zu erreichen möglich ist. Unter den
Decorations sind unter dem Sammelnamen „Fabriques“ aus-
schließlich bauliche Auszierungen im weitesten Sinne ver-
standen. Die Darstellung der historischen Entwicklung ent-
hält viele interessante Bemerkungen über die Entstehung,
über den Einfluß der Maler und Philosophen und auch über
das allmähliche Erstarren der Formen in sinnlosen Spielereien
(goüt de bibeloterie). Der Geschmack, der kaum zu einer
gewissen Reinheit durchgeläutert ist, scheint ja schon wieder
in der Gefahr, hinabzusteigen zu Dingen, die den Grotten-
spielereien usw. der sog. landschaftlichen Gärten geistesver-
wandt sind. Das Heft gibt hierüber zu denken.

Das zweite Heft „Ornementation florale des Jardins“ ent-
hält nach einem einleitenden Teil über die Wirkungsmittel
der Blumenschmuckkunst, durch gute Abbildungen unterstützt,
eine Reihe von Angaben über die charakteristischen französi-
schen Beetbepflanzungen; weiter über die Bepflanzung von
Felspartien und über Staudenpflanzungen, die letzteren unter-
stützt durch eine Reihe schöner Beispiele aus englischen
Gärten. Anregungen in dieser Richtung kann man nie zu viel
bekommen. Es hat also auch diese Nummer ihren großen
Wert, um so mehr als diese Anregungen zum Teil aus einem
ganz andern Geiste heraus geschehen als wie in unseren
deutschen Werken und daher für uns Neues geben. Natür-
lich soll damit nicht gesagt sein, daß alles Gezeigte gut ist.
Beide Hefte wollen auch gar nicht eine autoritäre Darstellung
des Besten geben, sondern wenden sich an kritische Leser.

Beitz.

„Der Naturformgarfen. Ein Versuch zur Begründung des
Naturalismus im Garten.“ Von Rudolf Hupfeid, Gartenarchitekt
in Bremen. Druck und Verlag der Kgl. Hofbuchdruckerei
Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. O. 1912.

Der Verfasser gibt in einem 47 Seiten starken Heft eine
Anzahl von Theorien für die Anwendung und die Bedeutung
des Naturalismus im Garten. Gewiß haben diese Theorien
für die einzelnen angeführten Fälle ihre Berechtigung, es gibt
aber auch eine ganze Anzahl von Fällen, in denen sie nicht
anzuwenden sind. Dem erfahrenen Gartengestalter, der sich
durch die verschiedenen Strömungen in der Gartenkunst wäh-
rend der letzten Jahre hindurchgearbeitet hat, ist das Büch-
lein sehr zu empfehlen, dem jüngeren kann es leicht unklare
Vorstellungen und Verwirrungen bringen. B.

„Wie wohnt man im Eigenhause billiger als in der Miets-
wohnung?“ Für alle Mieterkreise in Stadt und Land heraus-
gegeben von F. Flur, Kgl. Bauinspektor. Mit über 80 Abbil-
dungen. Westdeutsche Verlagsgesellschaft m. b. H., Wiesbaden.

Für den erstaunlich billigen Preis von 1 Mk. wird hier
ein Werk geboten, in welchem durch zahlreiche gute Ent-
würfe von preiswerten zweckmäßigen Einfamilienhäusern so-
wie in Worten darauf hingewiesen wird, auf welche Art und
Weise ein Eigenheim billig und gut geschaffen werden kann.
Es werden Vorschläge für die Größe des Grundstückes, des
Hausgrundrisses, des Gartens und der einzelnen Räume, so-
wie deren Einrichtung und Heizung gemacht. Die aufge-
stellten Kostenberechnungen erscheinen bei dem heutigen
Preis reichlich niedrig. Auch über den Nutzgarten werden
einige gute■ Ratschläge erteilt. Jeder, welcher die Absicht
hat, ein Eigenheim zu schaffen oder einen Garten in dessen
Umgebung anzulegen, besonders der Mitarbeiter von Garten-
städten, muß auch mit den Verhältnissen, welche mit dem
Hausbau in Verbindung stehen, vertraut sein; er wird an dem
Buche seine Freude haben. B.

„Das englische Landhaus.“ Eine Sammlung englischer
Hauspläne aus dem Privatbesitz Seiner Majestät des Kaisers.
Im Allerhöchsten Aufträge zur Anregung für den deutschen
Eigenhausbau veröffentlicht mit erläuterndem Text von Pro-
fessor Arthur Wienkoop, Darmstadt. Westdeutsche Verlags-
gesellschaft m. b. H., Wiesbaden.

Das Buch zeigt an englischen Wohnhäusern eine große
Anzahl Architekturformen, welche bei uns selten gebräuchlich
 
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