Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 27.1914

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Artikel:
Professor Lichtwark †
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0042

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sprodienen Werkes, für ein ernsteres Studium der
Koniferen das ältere B e i ß n e r sehe Werk unbedingt
neben dem „Tarouca" empfehlen. Namentlich die
Formen von Chamaecyparis, Thuja usw. sind bei
Beißner eingehender und gründlicher behandelt.
Audi die Angaben über die Härte und Brauchbarkeit
für bestimmte klimatische Gebiete hätten in diesem
der Praxis gewidmeten Werke noch etwas eingehen-
der behandelt werden können. Einen Ersatz, wenn
auch keinen ausreichenden, bieten die sehr interes-
santen Kapitel über „Die NadelhölzerNordamerikas",
bearbeitet von Alfred Rehder, über „Die für den
Norden tauglichen Nadelhölzer" von Egbert Wolf
und W. K e s s e Irin g , sowie über „Die zum forst-
lichen Anbau geeigneten Nadelhölzer". Letzteres
Kapitel hat Professor A. Cieslar bearbeitet. Auch
Kapitel 8, das der Anzucht, Vermehrung und Kultur
der Nadelhölzer gewidmet ist und das Franz Ze-
rn a n, den Obergärtner des Grafen SilvaTarouca,
zum Verfasser hat, wird der Fachmann mit großem
Interesse verfolgen. Graf Silva Tarouca be-
handelt in einem besonderen Kapitel: „Die Nadel-
hölzer in der landschaftlichen Anlage" die Verwen-
dung für den Gartenkünstler, und C a m i 11 o S ch n e i -
der erörtert in einem weiteren Abschnitt die Ver-
wendung der Koniferen im Garten und in der archi-
tektonischen Anlage. Beide Verfasser warnen mit
Recht vor einer übertriebenen oder planlosen Ver-
wendung von Nadelhölzern; wir sind aber mit C a-
millo Schneider der Ansicht, daß im besonderen
wertvollere und daher teurere Arten und Formen
von Nadelhölzern in den Gärten (hier im Gegensatz
zu Park verstanden) noch lange nichtgenug verwendet
werden. Nur mit einer einzigen, freilich keineswegs
billigen Art, mit der Allerwelts-Konifere Piceapun-
gens, hat man Mißbrauch getrieben. Wie selten
begegnet man aber in den Gärten den malerischen
Tsuga-Arten, den besseren Formen von Chamaecy-
paris und Juniperus, und wie wenig geschätzt sind
im Park die Kiefern im allgemeinen und die im Frei-
stand so malerische gemeine Kiefer, Pinus sil-
vestris.

Ganz abgesehen von den gediegenen Ausfüh-
rungen über die künstlerische Verwendung der Nadel-
hölzer in den oben genannten Sonderkapiteln ent-
halten die in dem Buche so reichlich gegebenen Bei-
spiele — die Trachten- oder Habitusbilder — viele
fruchtbare Anregungen für den ausübenden Garten-
künstler. Die Bilder sprechen hier mehr als alle
Worte, und manche Aufnahmen zeigen eindringlich,
daß man in den modernen Gärten regelmäßiger An-
ordnung recht wohl malerische Koniferenformen ver-
wenden kann, ja daß viele Nadelhölzer, auch ohne
Schnitt frei wachsend, mit ihren scharf umrissenen
Formen sich dem architektonischen Stil ganz ausge-
zeichnet anpassen. Wir hoffen aber auch, daß die
Liebhaber und Gartenbauinteressenten aus dem Buche
die Einsicht schöpfen, daß es noch andere pflanzliche
Schönheiten gibt als geschnittene Taxus, Buxus oder
Thuja.

Trotzdem die Verfasser vornehmlich für Lieb-
haber schreiben, sind sie in der Benennung streng
wissenschaftlich vorgegangen.Die vielen und neuenNa-
men, die nach den Wiener Regeln notwendig waren,
dürften gerade den Liebhaber vielfach stören. Wir
wollen hier gleich einige Beispiele nennen, wo gut
eingebürgerte wissenschaftliche Namen von nun ab
nicht mehr gelten sollen: Picea alba, die Schim-
melfichte, heißt in Zukunft Picea canadensis,
Thuja gigantea, die auch noch fälschlich als T h.
Lobbii ging, soll Thuja plicata heißen, für
TsugaPattoniana sollTsuga Mertensiana
der richtige Name sein, während das, was bisher
als Tsuga Mertensiana angesprochen wurde,

richtig Tsuga heterophylla heißt. Die Frage,
ob es sich bei Abi es brachyphylla und Abies
homolepis um zwei verschiedene Arten handelt,
wird in dem Werke auf Grund von Material aus den
Späth sehen Baumschulen der Klärung näher ge-
bracht. Auch sonst sind die Verfasser in vielen an-
deren Zweifelsfällen kritisch sichtend vorgegangen.

Was nun die Illustrationen betrifft, so müssen wir
bei allem Lobe doch darauf hinweisen, daß bei vielen
farbigen Bildern ein ganz unnatürlicher violetter
Nebenton die Gesamtwirkung sehr beeinträchtigt, da-
gegen kann man sowohl die technische Wiedergabe
wie die Auswahl der Objekte für die schwarzen Ab-
bildungen gar nicht genug loben.

Berlin-Britz. Richard Stavenhagen.

Verwaltungsbericht der Stadt Aachen 1906 bis
1911. Die Aachener Stadtverwaltung gibt im Gegen-
satz zu anderen Städten neuerdings nicht jährlich
einen Bericht über ihre Verwaltungstätigkeit heraus,
sondern behandelt mehrjährige Zeitabschnitte in
einem einheitlichen Bericht. Dieses Verfahren hat
den Vorteil, daß in der zusammenfassenden Dar-
stellung eines größeren Zeitabschnittes die Fort-
schritte in derEntwickelung des Gemeinwesens klarer
erkannt und besser übersehen werden können. Das
interessante, mit zahlreichen Plänen und guten Ab-
bildungen ausgestattete Werk bespricht in seinem
8. Abschnitt die öffentlichen Anlagen und den Stadt-
wald. Die Fläche der ersteren hat sich in den fünf
Berichtsjahren um rund 15 Prozent vergrößert. Von
Bedeutung ist neben der Anlage zahlreicher Spiel-
plätze der Ausbau des Kaiser Friedrich Parkes, der
im Südwesten der Stadt, um die Wasserfläche des
Hangeweihers angelegt, den Übergang von der Stadt
selbst zum Stadtwald bildet. Ein zwar kleiner,
aber wegen seiner geschickten Ausnutzung der ört-
lichen Verhältnisse interessanter Spielplatz nebst
einer kurzen Erläuterung von Stadtgartendirektor
Weßberge ist im vorigen Heft auf Seite 12 u. 13
wiedergegeben. H.

Professor Lichtwark f.

Am 13. Januar d. J. ist in Hamburg Profes-
sor Alfred Lichtwark im 62. Lebensjahre nach
längerem Leiden gestorben. Mit ihm ist ein
Mann dahingegangen, der als erfolgreicher und
unerschrockener Streiter im Kampf für die künst-
lerische Wiedergeburt unserer Zeit jahrelang in
der vordersten Reihe gestanden hat. Auch unser
Sondergebiet verdankt ihm manche wertvolle
Anregung, sein „Heidegarten" gehört zu den
Schriften, die gleich einem hellen Scheinwerfer
aufklärend gewirkt haben.

Berichtigung. Der Verfasser des Aufsatzes
„Eine Fahrt nach den Kanadischen Rocky Mountains",
Seite 291 des vorigen Jahrgangs der Gartenkunst,
ist Herr J. Otto Thilow, Sekretär im Direktorium
der Firma Henry A. Drees in Philadelphia (nicht
Philow, wie an jener Stelle und auch im Inhalts-
verzeichnis des vorigen Jahrgangs irrtümlich ver-
zeichnet ist). H.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdrudterei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
Annotationen