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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 5
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Maasz, Harry: Architektur und Pflanze
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0075

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Die Linien der Großarchitektur des Landhauses werden aufgenommen von einer geschorenen Lindenallee
und so mit der Gartenumgebung in Beziehung gebracht. Im übrigen zeigt die Vogelschau die Vermittelung

von Haus und altem bestehenden Park.

Architektur und Pflanze.

Von Harry Maaß, Lübeck.

Hierzu 6 Entwurfsskizzen vom Verfasser.

Nach alledem, was uns die in den letzten
Jahren entstandenen Gärten, selbst die aller-
neuesten Schöpfungen offenbaren, scheint mir
das Gefühl, das Empfinden für Rhythmus, für
das rhythmische Zusammenweben von Garten-
architektur und vegetatives Gartenwerk meistens
sehr schlecht ausgebildet zu sein. — Wenige Aus-
nahmen, begünstigt durch bevorzugte Gelände-
lagen, durch ebenso bevorzugte Vegetationsver-
hältnisse, wollen nichts besagen; naiv und gut
ausgebildetes Empfinden für Verhältnisse muß
in jedweder Lage und unter allen, selbst den
schwierigsten Umständen Architektur und Pflanze
zu einem wohltönenden Akkord zusammen-
schließen.

Das gilt für die kleinste Gartenarchitektur,
die Treppe, die niedrige Sockelmauer, das gilt
für das Gartenhaus, die Laube und die Pergola,
ebenso auch für Becken, Wasserschalen, — kurz
für alles plastische Beiwerk überhaupt. Aber
auch für klein- und großvegetatives Grünwerk, ob
nun in freiwachsender Gestalt oder mit bestimmt
ihm auferlegtem Schnitt: Formbäumchen, Hecke,
geschorene Baumwand und dergleichen mehr.
Das geht hinauf bis zum Wohnhaus mit seinen
vermittelnden Hausbäumen, welches den Garten-,
oder Parkorganismus beherrscht, beseelt oder

auch bestimmt. Eben hier am Wohnhaus, in
seiner näheren Umgebung, — Gartenhof, Ter-
rasse, Vorfahrt, Brunnenhof und Wirtschafts-
platz — wird vermittelnde Gartenarchitektur und
schmückende Plastik eine stark dominierende
Stellung einnehmen. Weiterhin im Garten dort,
bald mehr bald weniger, wo Gartenhaus, Pergola
oder auch Sondergärten sich einfügen.

In unmittelbarer Umgebung des Wohnhauses
wird gemeinhin viel zu viel gegärtnert, statt mit
vorsichtiger Zurückhaltung das Blatt und die
Blume als dekoratives Beiwerk zu verwenden,
als eine Art Ornament zur Belebung harter, oft-
mals kalter Stein- oder Holzarchitektur.

Wir hängen allzusehr noch an den üblichen
Gartensträuchern, die uns das freie, englische Ge-
staltungsprinzip lehrte zu verwenden. Selbst die
in neuester Zeit wieder in Aufnahme gelangten
Stauden verderben in gut abgestimmten garten-
mäßig erweiterten Wohnräumen, in Gartenhöfen
oder auf Terrassen, meistenteils die Verhältnisse.

Wo bleiben Obstspaliere, Pfirsich, Aprikose,
Apfel, Birne, Pflaume, wo das Gerank von Rosen,
Pfeifenwinde, Wein und Glycine. Mir scheint,
der Gartengestalter der Jetztzeit hat sie nicht
mehr auf seiner Liste. Diese ist statt dessen
überladen, mit einem Sammelsurium von Pflanzen

Gartenkunst Nr. 5, 1914.

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