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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 8
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Pniower, Otto: Berliner Plätze und ihre gärtnerische Anlagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0139

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Abb. 9. Der Belle-Alliance-Platz um 1880.

Die gegenwärtigen, nach der Vollendung der fahren, und sogar Hechte sollen darin gefangen
Untergrundbahn hergestellten Anlagen hatten worden sein. Eine Aufschüttung und neue Pflaste-
mit der Haltestation zu rechnen, die auf dem rung im Anfang der dreißiger Jahre besserte die
Platze errichtet wurde. Jetzt, da der Eingang zur Zustände einigermaßen. Ein der großen Stadt
Station den Zutritt von Osten und Westen er- würdiges Aussehen erhielt der Platz aber erst,
forderte, war durch gärtnerische Künste auch nicht nachdem die Friedenssäule mit der schönen
mehr der Schein der Geschlossenheit aufrecht zu Viktoria von Rauch, zu der im Jahre 1839 der
erhalten, und so ist der Mittelweg freigelegt. Im Grundstein gelegt wurde, errichtet war. Das ge-
übrigen ist der gärtnerische Schmuck in seiner schah 1843. Damals erhielt der Platz zugleich
Einfachheit besonders gelungen und den ungün- bescheidene gärtnerische Anlagen und präsen-
stigen Verhältnissen aufs glücklichste angepaßt, tierte sich von Norden aus, so wie es die Abbil-

Ähnlich wie der Wilhelmsplatz hatte auch der dung 7 (Seite 130) zeigt. Außer den Bäumen

Belle-Allianceplatz in älterer Zeit seine sieht man Rasenflächen mit kleinen symmetrisch

Tücken. Angelegt unter Friedrich Wilhelm I. als verteilten Ziersträuchern. Beachtenswert ist das

Rondell — diesen natürlichen Namen führte er im Hintergrund sichtbare Tor mit den Wacht-

bis zum Jahre 1815 — erhielt er als gärtnerischen häusern zu beiden Seiten, welche Gebäude den

Schmuck lediglich im Umkreis gesetzte Linden- Platz hübsch abrunden.

bäume. Eigentümlich war ihm ein schönes Echo. Abbildung 8 (Seite 132) gibt ein Stück der öst-

Nun liegt der Platz nahe an einem heute zum liehen Seite des Rondells wieder. Hier kommen

Schiffahrtskanal erweiterten Flußlauf, aber er- die Bäume besser zur Geltung als auf dem vori-

heblich tiefer. So kam es, daß er, bevor der gen Bild.

ehemalige Floßgraben reguliert war, was erst Im Anfang der siebziger Jahre wurde der
Ende der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gärtnerische Schmuck bedeutend vermehrt. Als
geschah, oft von Überschwemmungen heimgesucht dann im Jahre 1876 die schon von Friedrich
wurde. Von der ärgsten im Jahre 1829 gibt eine Wilhelm IV. in Auftrag gegebenen Marmor-
drastische Lithographie eine Episode wieder: gruppen aufgestellt worden waren, mußten die
einen Leichentransport, bei dem die Begleiter auf Anlagen erheblich verändert werden. Wie das
einen Sarg klettern, um sich vor den Fluten zu Ganze sich damals den Blicken darbot, zeigt die
retten, während die Pferde richtig schwimmen. Abbildung 9 auf dieser Seite. Nach dem Leipziger-
Die Berliner Jugend soll damals auf Waschfässern und Wilhelmsplatz war er nun der dritte Schmuck-
auf dem drei Fuß tiefen Wasser spazieren ge- platz mit Werken der Plastik. Bis heute, da wir

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