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Die Gartenkunst — 27.1914

DOI Heft:
Nr. 17
DOI Artikel:
Koch, Hugo: Architektur und Plastik auf der Gartenbau-Ausstellung in Altona
DOI Artikel:
Heicke, C.: Vorschläge zur Hebung der Gartenbauausstellungen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0264

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Freitreppenanlage führt, die kümmerliche Brü-
stungsmauern begrenzen, wirkt angesichts der
schönen Bauanlage von Winand mehr wie naiv
und schadet der sonst gut gelungenen Garten-
planung (Heft 11, Seite 173.) Auch in manchen
der anderen Sondergärten kann man beobachten,
wie schwer es ist, Architektur und Pflanzung in
das rechte Formenverhältnis zu bringen. Die Per-
gola im Garten von Osbahr wirkt gestelzt durch
ihre zu schwachen Pfeiler, im Garten von C. Maier
wirkt der mit Lattenwerk überwölbte Eingang
schwächlich im Verhältnis zu dem gegenüberlie-
genden, reichlich kräftigen Pergolenbau, und die
räumlichen Gestaltungsabsichten im Garten von
Bergfeld, Bremen, sind mir unklar geblieben.

Manch erfreuliches ist an plastischem Schmuck
zu finden. Bildhauer Albrecht hat eine fein be-
wegte Bronze im Garten von König & Roggen-
brod gut gegen den hellen Himmel gestellt (Bild
Seite 250); denn für eine dunkle Bronze gibt die
Luft oder das Wasser den besten Hintergrund,
während eine helle Steinplastik sich am besten
gegen das dunkle Grün einer Heckenwandung
abhebt. Die Gartenarchitekten König & Roggen-
brod, die das Verdienst haben, nur beste Künstler
zu all ihrem architektonischen und plastischen
Schmuck herangezogen zu haben, schmückten fer-
ner ihren Garten mit verschiedenen Kleinplastiken
der Bildhauer Kunstman und Hersener, die auch
noch mehrfach in der Ausstellung vertreten sind.
(Bild Seite 252.) Die aus Ton gebrannten Ar-
beiten wirken im Material recht gut und bieten
in der Erfindung viel Reizvolles. Die Aufstellung
und Verwertung der Plastiken ist nicht immer
gleich gut gelungen. Man steckt hier noch zu sehr
im Zeitalter der Romantik und vergißt bei der
Liebe für die Pflanzung, daß die Plastik, soweit
es sich um künstlerische Schöpfungen handelt,
höher zu bewerten ist als die natürlichen Reize
der Gewächse. Die plastische Form ist hier das
Wesentliche, somit hat die Pflanzung nur als
Begleitakkord zu dienen und die Aufgabe, die
Wirkung des Kunstwerkes nach Möglichkeit zu
steigern.

Soll die Pflanzung zu uns sprechen, die Schön-
heit und Vielartigkeit ihrer Formen und Farben,
so ist für die Architektur und die Plastik größte
Einfachheit und Ruhe anzustreben. In dem Ab-
wägen der Werte von Architektur und Pflanzung
und in der jeweiligen Betonung und Herausar-
beitung des Wertvolleren liegt ein Wesentliches
künstlerischen Schaffens im Gartenbau, das wird
immer noch zu wenig beachtet.

Viel Interessantes bot vor allem die große
Tulpenschau am Eröffnungstage der Altonaer
Ausstellung. Die hohe Kulturpflanze fordert in
Sonderheit eine streng formale Verwendung zur
Darstellung ihrer fein abgestuften Formen, und
so kam die Schönheit der Tulpenflächen am
schönsten zur Geltung, wo diese sich vor hell

getünchten, schmucklosen Terrassenmauern ab-
hoben; unnatürlich stilwidrig, ja verletzend auf
ein künstlerisch empfindendes Auge aber wirk-
ten sie in der landschaftlichen Anlage am Teich
des Donnersdien Parkes.

In meiner Abhandlung „Die Gartenbau-Aus-
stellung Altona 1914 und die Gartenprobleme
unserer Zeit" *) habe ich die gartenkünstlerischen
Arbeiten näher beleuchtet und das Wertvolle der
Ausstellung für unsere Zeit zu entwickeln ver-
sucht, so daß hier nicht näher darauf eingegangen
werden soll. Will man kritisch abwägen, so wird
man wohl zu dem Urteil kommen, daß die archi-
tektonischen Leistungen auf der Gartenbauaus-
stellung Altona im Verhältnis zu den garten-
künstlerischen günstig abschneiden.

Vorschläge zur Hebung der
Gartenbauausstellung en.

Aus dem Vortrage von Gartendirektor Heicke
auf dem 3. Deutschen Gärtnertag in Altona.
(Schluß.)

Jedem Aussteller muß es gestattet sein, sich
um mehrere Programmnummern mit demselben
Gegenstand zu bewerben, es darf ihm aber für
den gleichen Gegenstand nur ein Preis zuerkannt
werden. Bei sogenannten Sammelausstellungen
kann nur ein Preis auf die Gesamtleistung erkannt
werden. Die beteiligten Einzelnen sollten nur
Anspruch auf eine Urkunde haben, aus der ihre
Teilnahme und der auf die gemeinsame Aus-
stellung erkannte Preis zu ersehen ist.

Personen, welche nicht selbst Aussteller aber
als Mitarbeiter an Ausstellungsgegenständen be-
teiligt sind, sollten ebenfalls auf Zuerkennung
einer Urkunde Anspruch haben, aus der ihre Mit-
wirkung ersichtlich ist, wenigstens wenn auf den
betreffenden Gegenstand einer der höhern Preise
entfallen ist. Nichtausstellern, die an dem Zu-
standekommen und dem Erfolg der Gesamtaus-
stellung hervorragend beteiligt sind, dürften
Erinnerungs- und Anerkennungsurkunden aus-
gestellt werden. Dagegen muß die Zuerkennung
von Preisen für sogenannte Gesamtleistung aus
der Zahl der für die Ausstellungsgegenstände
verfügbaren Preise, sei es nun Geld oder seien
es Preismünzen, unter allen Umständen ausge-
schlossen sein.

Aussteller, deren Ausstellungsgegenstände
nicht bei Beginn der Preisrichtertätigkeit in allen
Teilen fertig sind, oder welche falsche Angaben
über Herkunft u. dergl. ihrer Gegenstände machen
oder den Preisrichtern die für die Beurteilung
erforderlichen Angaben verweigern oder endlich

*) In dem im Auftrage der Stadt Altona heraus-
gegebenen Sonderheft der Bau-Rundsdiau, „Die
Gartenbau-Ausstellung Altona 1914", Verlag Conrad
Hanf, Hamburg.

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