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Die Gartenkunst — 30.1917

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Heilig, Wilhelm; Tapp, Willi: Das Gedächtnis im Park und Garten
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Heicke, C.: Gartenverwaltung in Mittel- und Kleinstädten
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0010

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eigenen Scholle bietet sich so die Möglichkeit,
„seinem" Gefallenen ein Mal bleibender Er-
innerung zu setzen, wie es schöner kaum gedacht
werden kann. Der kleinste Garten wie der größte
Park sind gleich gut geeignet, und bieten Ge-
legenheit zu mancherlei Lösungen. Das Denkmal
hat sich dem Bestehenden einzufügen — beson-
ders im alten Park mit gutem Baumbestand —,
oder die nähere Umgebung ist entsprechend um-
zugestalten. Auch bei entstehenden Neuanlagen
können solche Erinnerungsmale in Frage kommen.

Da bei der Wahl der Denkmalform in be-
sonderem Maße auf den Standort und seine Um-
gebung zu achten ist, ergeben sich die charak-
teristischen Unterschiede für Garten und Park
von selbst. Im regelmäßig gegliederten Haus-
garten kommen Steine, Vasen, Säulen, die An-
bringung von Gedenktafeln an der Mauer und
ähnliches, mit passender Inschrift, in Frage. Der
Park gewährt großzügigere Möglichkeiten. Vom
schweren, überragend großen Naturstein, der in
wuchtiger Ewigkeitsgröße im Schatten schwerer
Baumkronen lastet und sich so als unverbildetes
Naturwerk zeigt, bis zu großen, formenschönen
Kunstwerken. Dazwischen liegen viele andere
Möglichkeiten: Wuchtige Denksteine der ver-
schiedenen Art und Form, Sarkophage, frei-
stehend, in Steinringen, usw. Zu warnen ist auch
hier vor jedem übertriebenen Aufwand.

Die Aufgabe wird meist die sein, ein Denk-
malgebilde glücklich in ein vorhandenes Parkbild
hinein zu entwerfen. Daß dies nicht immer leicht
ist, ist bekannt. Es wird in jedem Falle eines
feinsinnigen Künstlers bedürfen, um dieser
Doppelaufgabe, ein formschönes Denkmal zu
schaffen und es glücklich einzufügen der Umge-
bung, es richtig so zu gestalten, daß es gut in der
gewählten Umgebung steht, gerecht zu werden.

Einfache, schlichte Sachlichkeit wird stets am
leichtesten zum Ziel führen und auch gefühls- und
sinngemäß der würdigste formale Ausdruck sein.
Ich denke da z. B. an schlichte Steinmale, die an
sich kein Kunstwerk in höherem Sinne sein wollen,
sich deshalb sehr gut einfügen, keiner besonderen
Pflege bedürfen und in ihrer großen, wuchtigen
Form für die Ewigkeit gebaut erscheinen. Auf
Monumentalität im üblichen Sinne dürfen wir
in diesem Fall wohl ganz verzichten. Immerhin
sind Fälle denkbar, in denen eine derartige

Note möglich ist. Das führt zur Persönlichkeits-
note des Denkmales, die ebenfalls berücksich-
tigt sein will. Es bedeutet für den schaffenden
Künstler zweifellos einen Unterschied, ob er
ein Erinnerungsmal für eine überragende Persön-
lichkeit oder einen lieben Durchschnittsmenschen
schafft, ob das Mal für einen Künstler, Gelehrten,
bekannten Heerführer oder irgend ein sinniges
Menschenkind bestimmt ist. Alles in allem ein
schwieriges und doch dankbares Gebiet für den
schaffenden Künstler, dem eine Fülle schöner und
großer Aufgaben dankbarer Art winkt.

Heilig fügt seinen Ausführungen über diese
Frage eine Reihe Entwurfskizzen zu Erinnerungs-
malen für Garten und Park bei. Diese Lösungen
sind sehr geeignet, gute Anregungen zu geben.
Der Künstler legt vor allem Wert auf die glück-
liche Einfügung in gegebene Park- und Garten-
verhältnisse. Das erscheint mir besonders be-
achtenswert. Sagt dieser Umstand doch einem
jeden, daß er diese Lösungen nicht als Muster-
beispiele für Verallg emeinerung en betrachtet wis-
sen will. Ihr besonderer Wert als gute Anregungen
bleibt ihnen damit natürlich erst recht.

Daß es nebenGarten und Park auch im eigenen
Heim möglich ist, Erinnerungsmale, wie künst-
lerische Plaketten, Schrifttafeln und ähnliches an-
zubringen, ist gewiß. Es ergeben sich für unsere
Künstler auch hier dankbare Aufgaben in Menge,
die allerdings fast noch mehr Feingefühl und
künstlerischen Takt erfordern, als jene Male im
Garten und Park. Der Gedanke, „Totenkult" im
beregten Sinne zu treiben, scheint mir dagegen
weniger sympathisch und etwas zu weit zu gehen.

Reiche und dankbare Beiträge zur Helden-
ehrung bietet auch das Kapitel „Stiftungen".
Diese Form ergibt sich als schönes Vorrecht der
Besitzenden, es wäre zu begrüßen, wenn sie
recht ausgiebig davon Gebrauch machen wür-
den. Solche Gedächtnisstiftungen wären z. B.
Kinderheime für Kriegswaisen; Kriegerheimstät-
ten; Hergabe größerer Gelände und Mittel für
Spiel- und Sportplatzanlagen usw. Gedächtnis-
male solcher Art berühren deswegen besonders
sympathisch, weil sie sinngemäß mit jenem ein-
gangs erwähnten größeren Denken „fürs große
Ganze" zusammenklingen. Möchte auch diese
Denkmalsform weitgehendste Anwendung finden.

Willi Tapp.

Gartenverwaltungen in Mittel- und Kleinstädten.

Die Einrichtung von Gartenverwaltungen in
Mittel- und Kleinstädten könnte gegenüber an-
deren Angaben der Gegenwart wenig dringlich
erscheinen, wenn man beobachtet, wie häufig in
solchen Orten gärtnerische Schmuckmittel, nach

mißverstandenem Vorbild benachbarter Groß-
städte benutzt, das trauliche, in seiner unge-
suchten Schlichtheit ansprechende Städtebild
durch falschen Aufputz seiner Wirkung berauben.
Von unübersichtlichen Promenaden abge-

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