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Die Gartenkunst — 30.1917

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Rasch, Edgar: Nur ein Hausgarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0028

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Ansicht der Rückseite. (Nordseite,)
Entwurf eines Hausgartens. Von E. Rasch, Leipzig.

Nur ein Hausgarten.

Von Edgar Rasch, Gartenarchitekt, Leipzig.

Ich halte es für unfruchtbar, über Garten- fügbaren Gelder lieber der Pflanzung und Aus-
kunst zu philosophieren, Leitsätze auszuklügeln, stattung zugute kommen.

wie man Gärten anlegen sollte. Unsere Gärten Unser Gehölzvielerlei hat den Ruf nach Ver-
werden ihren Stil mit der Zeit entwickeln, je einfachung der Pflanzung hervorgerufen. Von
mehr wir uns darüber klar werden, welche Mög- anderer Seite wird gerade für die ausgiebige
lichkeiten uns offen stehen. Dabei sei allerdings Verwendung der vielen Arten geworben. Schein-
vorausgesetzt, daß wir uns in der Schule der bare Gegensätze, die, richtig ausgeglichen, ge-
altenMeister alles zu eigen gemacht haben, was rade zu den schönsten und zukunftsreichsten
an ihren Werken von dauerndem Werte ist. Gartenformen führen können. Das Vielerlei
Nebeneinander her gehen verschiedene Be- wirkt nur als Durcheinander häßlich, kann aber,
strebungen, dem Garten als solchen gerecht zu geordnet und abgestimmt, zur rechten Würdigung
werden. Der Baukünstler neigt dazu, ihm viel und Wirkung vieler edler Gehölze führen, die
und nach Vermögen gutes Bauwerk aufzudrängen, weder in Mischung mit anderen noch als einzelne
und sucht dies mit dem Hinweis auf die alten „Gruppe" oder gar als Einzelstück an und für
Renaissance- und Barockgärten zu begründen. sich befriedigen. Bei der Verwendung ist aller-
Mancher Gartenfachmann glaubte sich dieser dings eine Beschränkung, mit Rücksicht auf die
Meinung anschließen zu sollen, und daher finden örtlichen Umstände, unerläßlich. Die bloße „Lieb-
wir oft recht umfängliche Erdarbeiten und „Ter- haberei" hat vor der Schönheit des Gesamtbil-
rassierungen", selbst in spiegelglattem Gelände. des zurückzutreten.

Da werden vertiefte Rasenflächen angelegt, an- Neuerdings scheint auch die Stilfrage man-
derswo Anschüttungen vorgenommen und ande- dien Kopf zu beschweren. Die alten Gärten
res mehr. Ich für meinen Teil halte auch ganz werden viel verehrt, aber in ihrem Wesen noch
ebenes Gelände für reizvoll genug, um es als von nicht allzuvielen verstanden. Und das
unveränderte Grundlage zum Garten zu ver- „Neue" meist noch weniger. Meines Erachtens
wenden. Ein erhöhter Standpunkt ist ja auf der setzt der Entwurf wirklich gehaltvoller, neuar-
Haus-oder Gartenhausterrasse vorhanden. Erd- tiger Gärten volles Verständnis der alten Gar-
arbeiten sollten nur ausgeführt werden, wo un- tenformen voraus, schon deshalb, weil aus der
günstige Oberflächenverhältnisse es erfordern, Jahrtausende langen Entwickelung ungezählte
in allen anderen Fällen aber lasse man die ver- Möglichkeiten der Gestaltung bekannt werden.

Ansidit der Längsseiten. (West- und Ostseite.)

Entwurf eines Hausgartens. Von E. Rasch, Leipzig.

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