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Die Gartenkunst — 30.1917

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Rasch, Edgar: Nur ein Hausgarten
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Glogau, Artur: Zeitschriften-Arbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0030

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mittlere Rasenbahn von Staudenrabatten ein-
gesäumt ist. An beiden Seiten des Hauses sind
weiter schöne Nadelhölzer in Blumenstreifen
gesetzt, wo sie wieder einheitlich ein eigenar-

tiges Bild geben. Diese Andeutungen dürften
genügen, um in Verbindung mit der Zeichnung
das erstrebte Gartenbild zu erläutern.

Zeitschriften - Arbeit.

Lange Monate hindurch war der Erörterung
der Kriegergrabstätten und Gedächtnismale für
Krieger ein breiter Raum in allen Zeitschriften ge-
widmet. Zuletzt brachte die „Deutsche Bauzeitung"
und die „Dekorative Kunst" über Kriegergrab und
Krieger-Denkmal vorzügliche Abbildungen und gute
Aufsätze. Neuerdings flaut diese Literatur etwas
ab, und sicher scheint mir das ein Vorteil, weil es
doch noch andere, wichtige Dinge gibt, die eingehender
Besprechung wert sind. Ziehen wir nun die Schluß-
summe, so darf wohl mit Recht anerkannt werden,
daß hervorragende Arbeiten veröffentlicht wurden.
Ich nenne von den vielen nur die von Grassel,
Lossow und Kühne und Hoegg. Die Erfahrung
lehrt aber, daß das beste künstlerische Wollen
nicht tief genug in das Volksempfinden eindringt
und immer wieder in der weitaus größten Mehr-
zahl von Fällen noch Kitsdi und Unkünstlerisches
gefertigt und aufgestellt wird. Wir dürfen nur
an die allgemeinen Bestrebungen zur künstlerischen
Gestaltung von Grabdenkmalen überhaupt denken,
um uns darüber klar zu werden, daß es mit den
Veröffentlichungen in den F a ch zeitsdiriften allein
nicht getan ist. Es haben zwar auch vereinzelt Aus-
stellungen stattgefunden, aber die breite Masse
steht allen Wünschen der Künstler fremd gegen-
über. Wer liest denn die „Deutsche Bauzeitung",
unsere „Gartenkunst", die „Dekorative Kunst",
„Moderne Bauformen" usw. ? Fachleute und wenige
Gebildete, deren Kunstgeschmack häufig ohnehin
schon gut ist! Zeitschriften, die allgemein bekannt
werden (allerdings meist auch nur auf dem Wege
von Hand zu Hand, durch „Leihbüchereien" und die
„Lesemappe"), enthalten selten oder nur im Anhang
gute Aufsätze mit guten Bildern über derartige
künstlerische Fragen. Ich möchte daher den Herrn
Verfassern und Künstlern anraten, sich im Interesse
der Sache weit mehr als bisher in den Unterhal-
tungsstoff bringenden Zeitschriften und in Tages-
zeitungen zum Wort zu melden. Die Veröffent-
lichung in den Fach- und Kunstzeitschriften soll
nicht unterschätzt und keinesfalls vermindert werden,
wir müssen sie haben, aber dann heraus in die
große Menge, dort das Saatkorn ausbreiten. Ich
bin überzeugt, daß der Erfolg auf diesem Neuland
wertvollere Ernte bringen wird, als nur die Dar-
legung vor der Beurteilung der zuständigen Sippe.

Widitiger noch als die Erörterung solcher rein
künstlerischer Fragen in weit verbreiteten Unter-
haltungsschriften und Zeitungen ist das neue Ge-
biet, das jetzt in sehr vielen Bau- und anderen
Fachzeitschriften eingehend behandelt wird: Die
Frage der Kriegerheimstätten und Eigenheime,

überhaupt der kommenden Wohnungsreform. Vor-
zügliche Arbeiten findet man in der „Deutschen Bau-
hütte", der „Bau-Rundschau" und der „Bauwelt". Sehr
zu beachten ist die neue Wochenschrift „Heim und
Scholle" und die ältere „Das Land", beide heraus-
gegeben von Professor Sohnrey. Von den Tages-
zeitungen beschäftigt sich die „Deutsche Warte",
herausgegeben von A. Damaschke, mit großem Eifer
mit diesen Fragen. Wer es ernst meint mit der
Mitarbeit an den neuen, großen Kulturbestrebungen
nach dem Kriege, der wird diese Zeitschriften nicht
mehr entbehren können. Es ist erstaunlich, welche
großen Aufgaben dem Volks Wirtschaftler, dem Ar-
chitekten, dem Gartenkünstler und Gartenbauer jetzt
durch die überall und nicht zum wenigsten vom
Staate geförderte neue Wohnungskultur erwachsen.

Das ist der Ausdruck des Dankes an alle da
draußen auf den blutgetränkten Schlachtfeldern, in
den Erdlöchern von Flandern und Frankreich, von
den früh vereisten Küsten Kurlands bis zu den
sonnigen Gestaden des Mittelmeeres, und auch an
alle, die daheim die schweren Sorgen und unge-
heuren Lasten des Wirtschaftslebens durchkämpfen,
daß wir Zurückgebliebenen ihnen die neue
Heimat schaffen. Wir wollen sie herausführen
aus den engen Gassen des Großstadtelends, aus
dem Grausen der Schlaf burschenzeit, aus der Ka-
sernierung in den himmelhohen engen Mietswoh-
nungen. Wir wollen ihnen die Scholle be-
reiten, auf der sie sich ein eigenes Heim gründen
können, auf der sie sich nach der Tagesarbeit in
den rauchigen Fabriken, hinter dem Verkaufstiscfa,
auf dem Schreibstubenstuhl selbst ihre Kartoffeln,
ihr Obst, ihr Gemüse bauen können, das ihnen
köstlicher schmecken wird, als das in muffigen
Krämerladen oder vom schmierigen Straßenhändler
erworbene. Wir wollen ihnen den sonnigen Platz
geben, auf dem die Kinder in Luft und Licht, bei
Spiel und Sang aufwachsen zu einem kraftvollen
gesunden Nachwuchs, der besser für den Kampf um
das harte Leben gerüstet ist, als jene, die in dumpfen
Stuben heranwachsen und kaum andere „frische Luft"
genießen als die staubiger Straßen und enger Höfe.
„Heran, ihr Künstler, Schriftsteller und jeder,
der etwas zum Besten dieser großen Kulturauf-
gabe zu sagen hat! Solche Erörterungen, solches
Ausbreiten guter Gedanken ist unendlich wert-
voller, als sich die Köpfe zu zerbrechen und Tinte
zu verspritzen, ob Heldenhain oder Jugendpark, ob
Denksteine oder Nationaldenkmal.

Heran an die Arbeit! Es gilt sich der großen
Zeit wert zu zeigen.
Geisenheim, Januar 1917. Artur Glogau.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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