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Die Gartenkunst — 30.1917

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Ehlgötz, Hermann: Kleingärten in Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0071

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Kleingärten in Mannheim.

Von Stadtbauinspektor Ehlgötz, Vorstand der Abteilung Stadt-
erweiterung, Mannheim.

Der Förderung des Kleingartenbaues wird schon seit Jahren
von den Verwaltungen der Groß-, Mittel-, ja auch der Klein-
städte besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Infolgedessen
haben sich in der letzten Zeit die sogenannten Kleingärten,
Laubenkolonien, Schrebergärten und dergleichen ungemein
ausgedehnt, und es sind viele Tausende von Kleingärten, in
denen große Mengen von Gemüsen, Obst usw. erzeugt werden,
auf diese Weise entstanden; die Anlagen haben eine erfreu-
liche Lebensfähigkeit bewiesen. Aber erst der Krieg, der Aus-
hungerungsplan unserer Gegner, lehrte uns erkennen, welches
vorzügliche Mittel zu vermehrter Nahrungsmittelerzeugung
sich uns im Kleingartenbau bietet, ein Mittel, das gerade
denjenigen Bevölkerungskreisen zugute kommt, die unter der
Nahrungsmittelknappheit und Teuerung besonders zu leiden
haben. Erst der Krieg hat uns gezeigt, was selbst das ärmste
und geringste Stückchen Erde noch wert sein kann, und daß
derjenige, der es zweckmäßig auszunutzen versteht, viel we-
niger die Not zu fühlen bekommt als der landlose Großstädter.
Es ist mit Sicherheit zu hoffen, daß die Kleingartenbewegung
unter dem Einfluß des Weltkrieges viele neue Freunde sich
erworben hat, so daß ihr in Zukunft noch mehr Beachtung
geschenkt werden dürfte.

Die Lebensmittelteuerung wird noch Jahre nach dem Kriege
anhalten, der Kleingarten wird und muß deshalb vielen eine
wirtschaftliche Beihilfe sein und ihnen die Ernährung erleich-
tern. Die Fleisch- und Fetterzeugung wird vieler Friedens-
jahre bedürfen, um auf die alte Höhe zu kommen, die Ge-
müsekost wird daher noch ebensolange bevorzugt werden
müssen. Vor dem Kriege flössen durchschnittlich 50 Millionen
Mark für Einfuhr von Gemüsen, Salat usw. ins Ausland.
Diese erkleckliche Summe kann der heimischen Volkswirtschaft
zugute kommen, wenn die Kleingartenbewegung von staat-
lichen und städtischen Behörden nach dem Frieden weiter
gefördert wird.

Die Bedeutung des Kleingartenbaues besteht jedoch keines-
wegs nur in wirtschaftlichen Vorteilen, die den Bebauern der
kleinen Landstücke erwachsen, die regelmäßige Arbeit im
Garten ist nicht nur in ökonomischer Beziehung gewinn-
bringend. Sie stärkt die Gesundheit derer, die sich ihr wid-
men, sie weckt und vertieft die Liebe zur Heimat und Natur.
Insbesondere für Menschen, die durch den Beruf gezwungen
sind, sich tagsüber in Geschäft und Fabrik aufzuhalten, bringt
das Schaffen auf den eigenen Beeten Anregung und Erfrischung.
Die Ärzte haben festgestellt, daß Gemüse durch Schmackhaftig-
keit, anregende Wirkung auf die Verdauungsorgane und durch-
aus nicht zu unterschätzenden Gehalt an Eiweiß und Kohle-
hydraten in Zeiten einfachster Verköstigung wünschenswerte
Abwechslung und bekömmliche Zusammensetzung des Speise-
zettels gewährleistet. Viele Krankheiten, vor allen Dingen des
Stoffwechsels, haben ihre Ursache in falscher Ernährung und
der daraus sich ergebenden mangelhaften oder schlechten
Blutbildung. Ist ferner die Betätigung in frischer Luft, in
Sonnenschein nicht das beste Mittel zur Stärkung und Kräf-
tigung der Lungen, zur Beschleunigung des Blutumlaufs und
zur Anregung von Stoffwechsel und Eßlust? Was der Auf-
enthalt in ungesunden Geschäftsräumen und Fabriken, schlech-

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