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Die Gartenkunst — 30.1917

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0148

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Entwurf eines Erfrischungshäuschens für Anlagen. Schaubild.

Von Max Warnotsdi, Charlottenburg.

Bücherschau.

Die grausig reiche Ernte des Todes hat überall
in unserem Vaterlande aus Schmerz und Trauer um
seine gefallenen Heldensöhne, aus Ehrfurcht und
Dankbarkeit für ihre herrlichen Taten dahin ge-
drängt, ihren letzten Ruhestätten würdigste Gestalt
und edelsten Schmuck zu geben. Dieser Wunsch
wurde um so dringlicher, je mehr mit ihm die Sorge
aufwachte, daß unsere Zeit die Formensprache nicht
genugsam beherrscht, um das zum Ausdruck zu
bringen, was heute unser Innerstes bewegt. Nicht
ohne Grund ist solcher Zweifel aufgetaucht; denn
die Friedhöfe jüngstvergangener Zeiten zeigen in
erschreckender Weise, wie gesunde Gestaltungskraft
und edler Formensinn geschwunden sind, wie hin-
gegen aufdringliches Protzentum und fade Fabrik-
mache die Stätten unserer Toten verunzieren. Ihr
unwürdiger Zustand hatte ja schon vor der Kriegs-
zeit bei Vielen Anstoß erregt, und der Ruf nach
Abhilfe fand allmählich Gehör. Zahlreiche Fried-
hofsentwürfe neuerer Zeit bekunden ein gesunderes
Erfassen der Aufgabe, deutlichere Betonung des
Zweckes und sichrere Formung. Aber doch ist es
auf den ausgedehnten Friedhöfen unserer Groß-
städte wie auch in kleinen Dorfgemeinden bis heute
nur selten gelungen, die geschlossen einheitliche
Stimmung zu erreichen, die uns so wohltuend um-
fängt, wenn wir auf Friedhöfen aus alter Zeit ver-
weilen. Deshalb tut es not, in den inneren Sinn
dieser alten Formensprache tiefer einzudringen,
unsere Unterscheidungsgabe darin zu läutern und
so die Neuschöpfungen unserer Tage klarer beur-
teilen zu lernen. Aus diesem Gedanken mag wohl
die Wanderausstellung vorbildlicher Friedhofsbauten
und Anlagen, schlichter Denksteine, Tafeln und an-

deren Grabscfamuckes hervorgegangen sein, die von
der Rheinischen Bauberatungsstelle in Düssel-
dorf veranstaltet wurde. Der rege Zuspruch, dessen
sich diese Ausstellung erfreute, war die Veranlas-
sung zur Herausgabe des Buches „FriedhofsKunst"
aus dem Verlag Ernst Wasmuth, Berlin 1916, das
allen denen warm empfohlen sei, die auf diesem
Gebiet schöpferisch, bestimmend oder beratend,
kurz helfend wirken. Der Hauptteil des Buches
besteht aus einer reichen Sammlung auserlesener
Friedhofsbauten und Grabmale alter und neuer
Zeit. Beim Betrachten dieser Werke werden wir
mit erneuter Freude gewahr, wie unsere Altvor-
deren es verstanden haben, mit reichster Phantasie
und feinstem Formgefühl begabt, den toten Werk-
stoff zum lebendigen Offenbarer ihrer liebevollen
Innigkeit und warmen Frömmigkeit werden zu
lassen. In ernster Feierlichkeit und heiterer Freund-
lichkeit, bald mit bescheidener Zurückhaltung, bald
mit reichem, rhythmisch gegliederten Schmuckwerk
reden Stein und Eisen und Holz, jedes in seiner
Sprache und zeugen vom edlen Gehalt des Seelen-
lebens jener Zeiten. Der inhaltreiche einleitende
Text des Buches von Geheimrat Heimann-Cöln ist
vortrefflich kurz gefaßt und klar geordnet. Histo-
rische, künstlerische und handwerkliche Gesichts-
punkte werden hier gleicherweise berücksichtigt und
regen an zur Heilung mancher Schäden unserer
heutigen Friedhofsgestaltung. Nicht weniger wichtig
sind die dankenswerten Vorschläge von Professor
Klotzbach am Ende des Buches unter dem Titel:
„Anlage und Pflege der Friedhöfe und Herausgabe
von Friedhofsordnungen mit dem Ziele einer mehr
künstlerischen Gestaltung unserer Friedhöfe und

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