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Die Gartenkunst — 31.1918

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Heicke, C.: Kleingartenbau und Siedlungswesen in ihrer Bedeutung für eine künftige deutsche Gartenkultur, [3]
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Kleine Mitteilungen. Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22268#0101

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sichtspunkt, den der malerisch-architektonischen Bild-
»wirkung, zum ausschlaggebenden macht und die
Zweckmäßigkeit mehr oder weniger dem Zufall über-
läßt, sondern alle belangreichen Gesichtspunkte in
gleicher Weise berücksichtigt. Soll bei der Planung
solcher Siedelungen etwas nach allen Richtungen
Befriedigendes herauskommen, dann gehört auch

der Gartenfachmann dazu. Denn durch die Hinzu-
nahme der Gärten sollen solche Wohnstätten ja erst
ihren besonderen Wert erhalten. Die Schaffung
zweckvoller Gärten mag manchem eine einfache Sache
dünken, aber es geht dabei wie in der Kriegführung,
bei der nach Clausewitz alles sehr einfach, aber
darum noch nicht alles sehr leicht ist. Heicke.

Kleine Mitteilungen. Bücherschau.

Zum Aufsatz „Die Vererdung“ (Juniheft 1918
der Gartenkunst). Totenkult und Friedhofskultur
sind nicht dasselbe wie Friedhofskunst, hängen aber
so eng damit zusammen, daß man ruhig in einer
Zeitschrift, die der Garten- und Friedhofskunst gewid-
met ist, den Kreis weitschlagend vom Totenkult aus-
gehen kann, um zu Vorschlägen über die Bildung von
Friedhöfen zu gelangen. Ja eigentlich ist man dazu
gezwungen, denn die wahre Kunst kann sich doch
nur auf dem Gefühls- und Gedankeninhalt auf-
bauen, der dem künstlerisch zu veredelnden Werke
innewohnt. In diesem Sinne habe ich mit voller
Befriedigung den ersten Teil des fraglichen Auf-
satzes gelesen. Der zweite Teil hat mich sehr ent-
täuscht. Ist es notwendig, so hoch auf der Ge-
fühls- und Gedankenleiter zu steigen, um schließlich
auf einen so unsäglich nüchternen, allem Gefühl hohn-
sprechenden Vorschlag wie den der Kompostierung
der Leichen zu kommen? Nicht der Weg, auf dem
der Verfasser zu diesem Vorschlag kommt, ist
wesentlich, sondern der Vorschlag selbst. Auch unser
heutiges Bestattungswesen fußt auf dem Satze:
Erde bist du und zur Erde sollst du wieder wer-
den. Der Verfasser irrt, wenn er meint, das Be-
erdigen in tiefere Erdschichten habe den Zweck, die
Vererdung zu verhindern.

Tief beerdigung, Sarganwendung und Friedhofs-
zwang sind in erster Linie Schutz- und Ordnungs-
vorschriften für die Lebenden. Bei der Fülle der
mit der Bestattung verbundenen Gefühle ist es
freilich selbstverständlich, daß auch viele andere
Gedanken mit hineinspielen. Friedhofskultur und
-Kunst haben zum Zweck die geistige Versöhnung
mit der Vergänglichkeit des Stoffes und die Ver-
edelung der äußeren Erscheinung dieser Verwesungs-
stätten. Auch der Verfasser will ja dasselbe. Wie
soll aber seine Schnellvererdigungsanstalt zustande
kommen ohne einen viel roheren Eingriff in die
Gefühle von Millionen, als ihn die ästhetischen Un-
vollkommenheiten der jetzigen Friedhöfe bilden.
Die Meinung des Dichters van Eeden war es sicher
nicht, sein Kind in einem mit Kalk und sonstigen
Beimischungen durchsetzten Leichenhaufen zu ver-
erdigen.

Und dann der Totengarten! „Der neue Boden
wird mit Gartenerde in eine umzirkte Fläche ge-
bracht!“ Das kann doch nichts anderes heißen, als
der Kompost wird zur Düngung eines Ziergartens
verwendet. Warum nicht gleich folgerichtig zur
Düngung ohne sonstige Einschränkung, denn irgend
einen geistigen Zusammenhang zwischen diesem
gedüngten Ziergarten und Totenkult finde ich nicht
mehr. Dieser Zusammenhang wird auch nicht her-
gestellt durch Glasarchitektur, Gewächshäuser mit
seltenen Blumen oder Glastafeln mit den Namen
der Erdlieferanten. Für diesen Garten bestünden
natürlich dieselben unbegrenzten Gestaltungsmög-
lichkeiten wie für jeden Ziergarten. Gewächshäuser,
seltene Blumen, Wasserkünste und dergleichen

wären hierbei nichts Neues. Wo der Künstler das
reine und starke Gefühl zu einem seelengeborenen
Kunstwerk hernehmen soll, wenn ihm vorher die
Unterlagen für die Entstehung des Gefühls ge-
nommen werden, weiß ich nicht. Einstweilen scheint
mir der Individualismus ein besserer Förderer der
Menschheit und der Menschenwerke als die Gleich-
macherei. Friedhofinspektor Beitz-Cöln.

Le Sourd-Colonfay und Soldatenfriedhöfe bei
der 7. Armee sind die Titel zweier von der Etappen-
inspektion 7 herausgegebenen und von ihr zum
Preise von 1.50 Mk. bzw. 6.— Mk. zu beziehenden
Werke. Beide Werke sind hervorragend in der
Ausführung und zeigen auch das bezügliche Schaffen
bei der Etappeninspektion 7 auf bemerkenswerter,
künstlerischer Höhe.

Le Sourd-Colonfay ist eine durch die sorgfältige
Darstellung aller Einzelheiten wertvolle Schilderung
eines Ehrenfriedhofes des Garde-Korps. Architektur
und Denkmalskunst des Friedhofes sind sehr gut,
bzw. der Pflanzung lassen die Abbildungen noch
nicht genügend erkennen, ob das gut Gewollte er-
reicht werden wird. Bedenklich ist, ob es möglich
sein wird, den Friedhof seiner vornehmen Aus-
führung entsprechend zu pflegen.

Das zweite Werk ist eine Mappe mit 24 Stein-
zeichnungen. Einzelne Blätter sind nach Ausführung
und Stimmungsgehalt wundervoll, das Ganze ein
Werk für den künstlerischen Genießer und Samm-
ler. Die Blätter 14 x 15, die auch einzeln zum Preis
von 20 Pfg. zu haben sind, zeigen die beabsichtigte
Pflanzenwirkung in Le Sourd. Beide Werke geben
gute Anregungen. Beitz.

Persönliches.

OsKar Bruns Mit Oskar Bruns aus Minden
ist ein Mann aus unserer Mitte gerissen, der ein
schaffender Künstler und ein Lebenskünstler zugleich
war. Mit innigster Sehnsucht strebte er nach dem
Schönen, mit warmem Herzen nahm er jede Freude
auf, die das Leben ihm bot. Jede Halbheit war
ihm fremd, immer suchte er tiefer in das Wesen
der Kunst zu dringen, immer aufs neue das Schöne,
was er sah, in sich zu verarbeiten und durch fein
abgestimmte Skizzen festzuhalten. Sein Bestes waren
Bleistiftskizzen, die er bei einem längeren Aufent-
halte in Spanien schuf.

Seinem Empfinden lagen die freundlichen Bilder
des traulichen Hausgartens am nächsten, das Groß-
artige lag ihm weniger. Wie er selbst ein beschei-
dener Mensch war, der nur innerm Glücks- und Schön-
heitsgefühl lebte, so waren auch seine Schöpfungen.

Der Tod hat ihn am 29. Juni d. Js. von langem
Leiden infolge einer bereits im Winter 1914/15 davon-
getragenen Verwundung, die an sich nicht schwer
war, erlöst.

Sein Andenken wird nicht erlöschen. Glogau.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A.G., Würzburg.
 
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