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Die Gartenkunst — 32.1919

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Rasch, Edgar: Die Gartenkunst der Kleinstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0030

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Die Gartenkunst der Kleinstadt. *)

Von E. Rasch, Hamburg.

Als ich in der Novembernummer der „Garten-
kunst“ den Bericht über die Tagung der Garten-
direktoren in Stuttgart las, mußte ich unwillkürlich
in meine Zeitungsmappen greifen. Wie sich die
Zeiten ändern. — Alles das, was in Stuttgart nun
als ganz natürliches, selbstverständliches Arbeits-
gebiet unserer leitenden städtischen Gartenbeamten
hingestellt wird, hatte ich neben Anderem vor drei
Jahren gefordert (vergl. „Städtebau“, Verlag War-
muth-Berlin, Dezemberheft 1915 „Zur Beschaffung
und Unterhaltung öffentlicher Grünanlagen“; sowie
„Möllers deutsche Gärtnerzeitung“ 1915 Nr. 46 — 49
„Die Verwaltung öffentlicher Gartenanlagen“). Da-
mals hat es nicht an Kollegen gefehlt, die meine
Vorschläge als zu phantastisch belächelten. Und
heute findet man derartiges nicht nur ganz in der
Ordnung, sondern steht sich in jeder Beziehung
besser dabei.

Unter Anderem harrt aber noch eine wichtige
Aufgabe ihrer Lösung : die Gartenfrage in kleineren
Orten. — Ich möchte mir daher die Anregung ge-
statten, gelegentlich der nächsten Tagungen durch
diesbezügliche Vorschläge und Aussprachen zu ver-
suchen, Möglichkeiten zu ermitteln, wie wir einer
Lösung der Aufgaben näher kommen. Wir werden
das Ziel umso leichter und besser erreichen, wenn
wir, wie auf der letzten Tagung angeregt wurde,
zu solchen Besprechungen eine Reihe von Bürger-
meistern und Dezernenten für das Gartenwesen
einladen. Solche Einladungen könnten auch zu
Gruppensitzungen der Deutschen Gesellschaft für
Gartenkunst erfolgen, um weite umständliche Reisen
zu vermeiden und vielerorts weiteren Kreisen Ge-
legenheit zur Stellungnahme zu bieten.

Von Nutzen wäre es ferner für die Sache,
wenn wir uns bei diesen Arbeiten mit anderen
Kreisen zu kollegialem Handeln verbinden, die be-
reits auf diesem und ähnlichen Gebieten mit großen
Erfolgen tätig sind. Dies um so mehr, als ver-
einzelte Gartenarchitekten schon vor dem Kriege
diesen Kreisen ihre Tätigkeit und wissenschaft-
lichen Fähigkeiten zur Verfügung stellten. Ich meine
den Bund für Heimatschutz, die Bauberatungs-
stellen, Siedlungs-
gesellschaften und
ähnliche Verei-
nigungen. Auch
hierbei handelt es
sich ja ebenso-
wenig um eine
Umwälzung wie
beiden bisherigen
Veredlungen in
der Berufsauffas-
sung unserer Be-
amten.

Überall hätten
wir nur in darge-
reichte Hände ein-
zuschlagen, was
früher hochmütig
übersehen wurde.

Betrachten wir
kurz die Lage der
Dinge. Fast jedes

Städtchen hat
seine Grünanla-
gen,besonders bei
den vielen Frem-
den-und Kurorten

wurde in dieser Beziehung oft ein erheblicher Auf-
wand getrieben. Nach dem Kriege dürfte das Reisen
innerhalb Deutschlands weiter zunehmen und die
Kleinstädte werden sich weiter schmücken, um die
Fremden heranzuziehen. Da ohnehin Sparsamkeit
vonnöten ist, ist es natürlich sehr erwünscht, wenn
die verfügbaren Mittel möglichst wirkungsvoll an-
gewandt werden. Bisher besorgten dies orts-
ansässige Gärtner oder für die Kurzeit angestellte
Gehilfen und Obergärtner mit Arbeitern nach Gut-
dünken oder unter der Leitung des Bürgermeisters,
Beigeordneten, Baubeamten, Oberförsters oder
sonstjemanden. Mit sehr viel gutem Willen und Auf-
wand wurde oft wenig Erfreuliches geschaffen, da
von keiner Seite beratende Einflüsse oder Besse-
rung svorschlüge herankamen. Ebenso fehlte es wohl
an Persönlichkeiten, deren Autorität vom Büro-
kratismus kleinstädtischer Verwaltungen „aner-
kannt“ wurde. Einen erfahrenen, geschmacklich ge-
bildeten Fachmann können sich solche Gemeinden
auf die Dauer nicht leisten.

Die Hilfe, die hier zu bieten ist, würde sich in
Form von Gartenbauberatungen und regelmäßigen,
z. B. alljährlichen Besuchsrundreisen zum Ausdruck
bringen lassen. Die dabei entstehenden Gebühren
sind so mäßig, daß sie auch von kleinen Verwal-
tungen nicht als Last empfunden werden. Hierbei
hätte sich der Berater an allen Orten seines Bezirks
persönlich mit den maßgebenden Gemeindebeamten
ins Einvernehmen zu setzen, die Örtlichkeiten zu
besichtigen und nötigenfalls zu vermessen. Ebenso
wird man sich über die verfügbaren Mittel und die
Möglichkeit ihrer Beschaffung aufklären lassen.
In vielen Fällen kann schon unschätzbare Arbeit
dadurch geleistet werden, daß geplante „moderne“
Geschmacklosigkeiten verhindert werden. Der
Schutz des vorhandenen Landschafts-
bildes, ins o nderheit alter, schöner Bäume,
Straßen- und U f er p fl anz ung , Vor- und
Hausgärten, Kuranlagen, Gartenarchi-
tekturen ist noch kaum organisiert und doch
nötiger denn je. Dazu kommen allerorten die
Friedhöfe und sonstige Anlagen, die eine sach-
gemäße Überar-
beitung oder Neu-
organisation er-
fordern. Weiter
dürften die zu er-
wartenden groß-
zügigen Siedlun-
gen aufdemLande
und in der Nähe
der Städte einer
dauernden bera-
tenden Hilfe nicht
gern entbehren
wollen.

Nehmen wir
nun an,daß unsere
städtischen leiten-
den und Unterbe-
amten im Garten-
bau nach dem
Kriege wirklich
alle Hände voll zu
tun haben, um
die Aufgaben
ihres Wirkungs-
kreises zu erfül-
len, so könnten

Eingangspforte zu einem Siedlergarten.

Von Gartenarchitekt F. Wirtz, Frankfurt a. M.-Rödelheim.

*) Man vergleiche auch „Gartenverwaltungen in Mittel- und Kleinstädten“, Gartenkunst 1917, Seite 10. Die Schriflltg.

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