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Die Gartenkunst — 32.1919

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Heicke, C.: Die Tagung in Weimar: Bericht über die XXXII. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, Weimar 24.-29. Sept., 1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0148

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Die Tagung in Weimar.

(Bericht über die XXXII. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft
für Gartenkunst, Weimar 24.-29. Sept. 1919.)

Der Vorstand der Gesellschaft hat die Ein-
ladung zur diesjährigen Hauptversammlung nicht
ohne Bedenken herausgehen lassen. Es handelte
sich um die erste Tagung nach Kriegsende und
Staatsumwälzung, ihre Durchführbarkeit mußte
im Hinblick auf die Verkehrslage und andere
Umstände bis zuletzt unsicher erscheinen. Dazu
kamen die immer ungewissen Verpflegungs- und
Unterkunftsverhältnisse, und schließlich sprach
auch mit, daß die Tagung erheblich später als
sonst angesetzt werden mußte.

Aber schon die flott zugreifende Art mit der
der Gartendirektor Braband, Erfurt, und der Orts-
ausschuß inWeimar die Vorbereitung betrieben,
ließ einen Teil dieser Bedenken schwinden. Und
als der Vorsitzende am Vormittag des 24. Septem-
ber im Weimarer Stadthause den Gartendirek-
torentag, die der eigentlichen Hauptversammlung
vorausgehende Sondertagung leitender Beamter
öffentlicher Garten- und Friedhofsverwaltungen,
eröffnete, brauchte man angesichts der großen
Zahl und Stimmung der Versammlungsteilnehmer
nicht mehr zweifelhaft zu sein, daß die ganze Ver-
anstaltung einen guten Verlauf nehmen werde.
Das hat sich in der Folge auch bestätigt, und die
erste Nachkriegstagung berechtigt zu der Erwar-
tung, daß die Gesellschaft auch unter den neuen
Verhältnissen sich behaupten und bewähren wird.

Freilich kann nicht oft genug wiederholt wer-
den, daß auch auf dem Felde unserer Tätigkeit,
alles davon abhängt, daß wir mit allem Nachdruck
anfangen jeder an seiner Stelle zu arbeiten,
anstatt im Redenhalten und Neuerungenplanen
das Heil zu erblicken. Das schließt berechtigte
Kritik an überlebten Dingen und Einrichtungen
nicht aus; aber die Kritik muß, statt im Verneinen
des Bestehenden, im Gedanken an Neuaufbau
ihre Berechtigung erweisen.

Reden wurden auch inWeimar mehr, als sach-
lich notwendig gewesen wäre, gehalten, aber man
wird sich gern damit abfinden in der Erwägung,
daß Vieles zu einer Aussprache drängte und diese
erste Gelegenheit begreiflicherweise ausgiebig
dazu benutzt wurde. Die ungewöhnlich umfang-
reiche Tagesordnung bot Anlaß zu ausgedehnten
Verhandlungen. Wer nicht dabei war, mag sich
ein Bild davon machen, wenn er erfährt, daß
auf die drei Versammlungstage vierundzwanzig
Stunden Voll-Verhandlungen entfallen sind, daß
also die Teilnehmer redlich ihren Achtstundentag
abgeleistet haben, abgesehen davon, daß die
übrige Zeit noch zu Sitzungen des Vorstandes
und kleiner Ausschüsse verwendet werden mußte.

Für die Besichtigung der zahlreichen Stätten
der Erinnerung an Weimars große Vergangen-

heit, zu denen ja auch der Weimarer Park und
die andern Anlagen gehören, blieb genügendZeit
übrig. In Weimar liegt alles räumlich nahe bei-
einander, und die Wege erfordern wenig Zeit-
verlust. Die Spaziergänge nach Tiefurt und Bel-
vedere bei schönem Herbstwetter trugen zur
erwünschten Auffrischung der Geister bei. Die
Verlegung der Tagung in den Spätsommer hat
gewisse Vorteile gehabt, indem ein Teil der
Sitzungen auf die bereits ziemlich langen Abende
verlegt und dadurch die Zeit gut ausgenützt wer-
den konnte. Auch wurde angenehm empfunden,
daß die Verhandlungen weniger ermüdend wirk-
ten als bei Tagungen während der Hochsommer-
hitze. Für die zweckmäßige Art, wie vom Ortsaus-
schüsse Führung und Besichtigungen vorbereitet
waren, gebührt den Herren von der Stadtver-
waltung, vom Verkehrs- und Verschönerungs-
verein und Herrn Oberhofgärtner Sckell volle
Anerkennung. Weimar selbst bot wieder das
alte vertraute Bild, die Nationalversammlung hat
erfreulicherweise daran nichts geändert.

#

Die Tagung der leitenden Garten-
beamten, welche am 24. Sept. vormittags die
Reihe der Versammlungen eröffnete, war aus
allen Teilen des Reiches einschließlich der be-
setzten Gebiete gut besucht. Den ersten Ver-
handlungsgegenstand bildete die Aussprache
über Anpassung der Betriebs- und Ver-
waltungsmaßnahmen im öffentlichen
Gartenwesen an die neuen Verhältnisse.
Gartendirektor Staehle-Coblenz, der diese Fra-
gen bereits auf der vorjährigen Tagung in
Stuttgart behandelt hatte, war bereitwillig dem
Wunsche des Vorstandes nachgekommen, seine
damaligen Ausführungen einer Nachprüfung zu
unterziehen, die durch die inzwischen ein-
getretene Umkehrung unserer gesamten Lage
notwendig geworden war. Er löste die in ge-
wisser Beziehung dankbare, aber auch wieder
undankbare Aufgabe nach Auffassung des Be-
richterstatters ausgezeichnet. Es ist klar, daß
Vorschläge, die im vorigen Jahre noch ausreichend
und zweckmäßig für die künftige Gestaltung des
öffentlichen Gartenwesens erschienen, als trotz
unserer noch günstig erscheinenden Lage bereits
Klarheit bestand, daß künftig auf allen Gebieten
sparsamste Ausnützung aller Mittel und Kräfte
erforderlich würde, jetzt nach dem vollständigen
Zusammenbruch nicht mehr standhalten können.

Es entsprach deshalb der Auffassung eines
großenTeiles der Versammlung, daß Herr Staehle
seine Forderungen über die Anpassung der Be-

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