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Die Gartenkunst — 33.1920

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Redslob, Edwin: Der Park zu Weimar als Ausdruck Goetheschen Lebensstil
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0009

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C. A. Schwerdtgeburth: Die Klause im Park zu Weimar.

Der Park zu Weimar
als Ausdruck Goetheschen Lebensstils

von Edwin Redslob

Bestimmt durch die Kämpfe, die zur Durch- und Hingabe erlösend verbindet. Daraus ent-

setzung des neuen, architektonisch begründeten wickelte er seine Eigenart als Dichter und schuf

Stiles der Gartenkunst geführt haben, hat man die ersten Gestalten, die mit ihrer Umgebung zur

während der letzten Jahre oft verkannt, daß wir Einheit verbunden sind — die Menschen atmen

nicht bloß von den Vorbildern des Barock und Natur, sie leben in einer bestimmten Atmosphäre,

Rokoko gelernt haben, sondern daß zugleich die deren Stimmungsgehalt die Monologe seiner

belebte Hinwendung zur Natur, welche die eng- Dramen vor uns erstehen lassen,

lische Gartenkunst brachte, entscheidend auf die Dieses Gefühl der Einheit von Mensch und

Gegenwart gewirkt hat. Natur — von Gestalt und Raum — ließ ihn das

Die romantische Richtung, welche im letzten entscheidende künstlerische Gesetz des 19. Jahr-
Viertel des 18. Jahrhunderts das Geistesleben der hunderts aufstellen, es machte ihn zum Bahn-
europäischen Kulturvölker zu bestimmen begann, brecher der Dichter, zum Anreger der Musiker
befreite uns von der Künstelei, mit der das ab- und Maler, es bestimmte seine Eigenart als Re-
sterbende Rokoko Gesetze des Innenraums in die gisseur. Denn als solcher war er —wie er es
freie Natur übertrug. Was man zur starren Kulisse von Mieding gesagt hat — „Direktor der Natur",
gezwungen hatte, wurde in seiner wachsenden Um dieser Eigenart willen wurde er ein
Kraft erkannt, Freiheit wurde gegen Form gesetzt Gartenkünstler größten Stiles. Einheit, Moti-
— nach der eigenen Seele suchend, entdeckte man vierung, organische Lebenswahrheit, das waren
dasLeben, das draußen in drängender Fülle wirkt. die großen Gesichtspunkte, die er verzopftem

Goethe aber ging darüberhinaus: was ihn Spiel gegenüberstellte,

erfüllte, war die große Einheit des Lebens, in Er hat diese Lehre im Gespräch mit dem

der „alles sich zum Ganzen rundet", die uns über ersten Malererben seiner Weimarer Welt, mit

die Enge des Subjektivismus erhebt, die Willen Friedrich Preller, im Jahre 1825 niedergelegt.

*) Als Literatur ist zu nennen die grundlegende geschichtliche Darstellung: B Burkhardt, Die
Entstehung des Weimarischen Parkes 1778-1828, in der Festschrift zum 80. Geburtstag des Großherzogs
Carl Alexander von Sachsen, Weimar, Böhlau, 1898.

Eine Verzeichnis der wichtigsten Ansichten findet man im Katalog der Sammlung Kippenberg
(Goethe „Faust" Alt-Weimar) Leipzig, Insel-Verlag, 1913, S. 318 Nr. 4540 bis 4640.

Zahlreiche Abbildungen enthält das soeben erschienene Buch: Neubert, Goethe und sein Kreis,
Leipzig, Weber, o. J. (S. 71-73, 81, 92, 107, 110-112, 121-124, 129, 130, 154, 173, 187).

Museum, Bibliothek und Goethehaus zu Weimar besitzen neben der Sammlung Kippenberg zu Leipzig
das entscheidende Material.

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