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Die Gartenkunst — 33.1920

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Staehle, Karl: Neueinstellung der Betriebs- und Verwaltungsmaßnahmen im öffentlichen Gartenwesen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0025

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Zum Entwurf Nußbaum-Willkens, II. Siedlerwettbewerb der D. G. f. G.

Neueinstellung der Betriebs- und Verwaltungs-
maßnahmen im öffentlichen Gartenwesen*>

Von Karl Staehle, Coblenz.

Wir erleben eine Zeitenwende, wie sie ge- eine so groß wie die andere, abhängig die eine
waltiger unser Vaterland nicht durchgemacht hat. von der andern. Wer hilft? Glaube an dich
Altes ist über Nacht zusammengebrochen; Neues selbst, deutsches Volk, und an deine während vier
will werden. Es kommt mit elementarer Ge- harter Kriegsjahre bewiesene Kraft! Das Heil-
walt. Noch hat es nicht Form, noch erkennen wir kraut wächst auf deinem Heimatboden, auf dei-
nicht seine Auswirkungen. Aber wir fühlen doch nem Acker! Kehre zu einfacher Lebensführung
im Innersten — jeder einzeln — wir sind Zeu- zurück, erobere die Welt im Geistigen und über-
gen des Anbruches einer neuen Menschheits- lasse es andern, ihren Weltmachtgelüsten zu
geschichte. Der gesamte Erdball ist in Gärung, frönen. Du wirst der Glücklichere sein und kannst
Nach dem Kampf der Waffen der Kampf der derer spotten, die dich heute knechten.
Geister. Es wäre geradezu Wahnsinn, sich dem Heimatboden — um ihn haben Hunderttau-
Neuen entgegenstemmen zu wollen. Der Strom sende unserer Besten ihr Leben gelassen — uns,
ist zu gewaltig, als daß der Einzelne oder einzelne den Zurückgebliebenen ist er anvertraut als kost-
Gruppen Menschen noch Hindernisse bauen könn- bares Gut. Aus diesem Heimatboden muß
ten. Helfen wir deshalb dazu, daß der Strom unserem Volke neue Freude, neue Kraft,
befruchtend, neues Leben schaffend auch über ein nie versiegender Quell leiblicher
unser am schwersten betroffenes Vaterland sich und geistiger Erneuerung entspringen,
ergießt. In gemeinsamer Arbeit gilt es, sich ein- Auch uns Gartenbeamten ist ein Stück des Heimat-
zustellen auf das Werdende, das Neue, das Größe, bodens anvertraut. Wie groß erscheint uns jetzt
Niemals — selbst nicht während der Kriegs- erst so recht das Verantwortlichkeitsgefühl!
dauer — haben wir mehr .den Anschluß unter- « # .
einander nötiger gehabt. Findet uns die neue

Zeit nicht einig, so verpassen wir Gelegenheiten, Die Städte haben vor dem Kriege eine un-
wie sie beruflich günstiger nicht wiederkehren geahnte Entwicklung gehabt. Wie Polypenarme
werden. Neue Richtlinien gilt es aufzustellen griffen die Stadtviertel immer weiter hinaus
für die Zukunft des Gartenwesens der deut- aus dem Kern der Altstadt in die ackerbau-
schen Städte. treibende Umgebung. Den Städtern entrückte
Aus tausend Wunden blutet das geknechtete die Natur. Dafür schmückten sie die Straßen
Vaterland. Wirtschaftliche Not und geistige Not, und Plätze mit Grün, schufen Oasen im Stein-

*) Nach dem auf der Tagung der leitenden Beamten öffentlicher Garten- und Friedhofsverwal-
tungen in Weimar, September 1919, gehaltenen Vortrage.

Gartenkunst Nr. 2, 1920

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