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Die Gartenkunst — 33.1920

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Heicke, C.: Wertberechnung von Baum- und Gehölzpflanzungen
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Kaufmann, Hugo: Sport- und Jugendpark der Stadt Insterburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0099

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werden kann, wie es für die Aufstellung von Leit-
sätzen erforderlich wäre, die eine Grundlage für
brauchbare Werturteile bilden könnten. Daß eine
solche aber ein dringliches Bedürfnis ist, braucht
nicht erst nachgewiesen zu werden.

Es dürfte in diesem Zusammenhange zu be-
grüßen sein, daß gerade jetzt Landesbaurat
Becker, Cassel, der durch seine Tätigkeit in der
Straßenbauverwaltung Anlaß gefunden^hatte,
sich mit der Bewertung von Obstbäumen zu be-
fassen, nun auch der Wertberechnung von Zier-
gehölzen näher getreten ist und darüber eine
Theorie aufgestellt hat, die Beachtung verdient").

Der Verfasser verwirft den „Schönheitswert",
mit dem in vielen Fällen bei Gutachten gearbeitet
wird, der aber weder rechnerisch noch wirtschaft-
lich begründet werden kann und von den mei-
sten Richtern abgelehnt wird. Er setzt an seine
Stelle den „Ännehmlichkeitswert". Darunter
versteht er alles, was uns ein Gehölz wertvoll
machen kann, seinen Ertrag, seine äußere Er-
scheinung, seine Zweckmäßigkeit an einem be-
stimmten Standort u. a. Er erläutert das an
dem Beispiel eines Biergartens, der wegen seines
Bestandes an alten schattenspendenden Bäumen,
einen beliebten Aufenthaltsort bildete,nach deren
Beseitigung aber alle Anziehung verlor, so daß
die Erträge der Wirtschaft stark zurückgingen.

Zu diesem „Annehmlichkeitswert" kommt
nach dem Verfasser noch mindestens der „Zucht-
wert" hinzu. Der Zuchtwert entspringt aus den
für die Erstellung des Gehölzes tatsächlich auf-
gewendeten Kosten, und hat seinen höchsten
Wert — Anlagewert — in dem Augenblick, wo
das Gehölz „fertig" ist, d. h. die Dienste leistet,
die man von ihm erwartet. Er sinkt von da
an bis zum Lebensende in einer immer stärker
abfallenden Kurve, bis er schließlich gleich Null
ist. Die Höhe der „Annehmlichkeitswerte", die
man auch die Ertragswerte nennen könnte, kann
man sich praktisch als eine Kurve vorstellen,
die von der Anpflanzung bis zur Mitte der
Lebenszeit ansteigt, um dann in gleichem Ver-
laufe zu sinken. Auch den Holzwert wird man
noch zu berücksichtigen haben. Alles das läßt sich
in Tabellen oder graphisch übersichtlich darstel-
len. Zur Berechnung der jeweils erforderlichen
Wertzahlen werden vom Verfasser Formeln und
Gleichungen entwickelt, graphische Tafeln kon-

*) Gedanken und Vorschläge zur Wertberech-
nung von Ziergehölzen. Von Landesbaurat Becker-
Cassel. Landwirtschaftliche Jahrbücher, LIV, Seite
507-521. Paul Parey, Berlin 1920.

struiert und ähnliche Beihilfen gegeben, auch
Wertermittelungstabellen in Aussicht gestellt*).

Die Bewertung von'Gehölzen leitet, wenn sie
auf einer brauchbaren Grundlage aufgebaut
wird, unmittelbar zu der von Garten- und Park-
anlagen jeder Art über, und erleichtert sie erheb-
lich. Denn das umstrittenste oder besser gesagt
unsicherste Gebiet ist bisher die Bewertung sol-
cher Holzpflanzen gewesen, deren Anbau nicht aus
Rücksicht auf einen wirtschaftlichen Ertrag, wie
bei den Obstbäumen und Forstgehölzen, erfolgt.

Für die Bewertung von Parkanlag en empfiehlt
LandesbauratBecker auch noch einen andern Weg,
indem er angibt, daß ihr Wert sich zusammensetzt
aus dem Bodenwert, der je nach den Umständen
sich aus dem preisgegebenen Bauwert oder dem
landwirtschaftlichen Nutzungswert zur Zeit der
Anlage ergibt, aus dem Zuchtwert, der die Kosten
der Anlage enthalten muß bis zu dem Zeitpunkt,
wo sie anfängt ihren Zweck zu erfüllen, und dem
Ertragswert (Annehmlichkeitswert), den er den
verlorenen Zinseszinsen des Bodenwerts in der
Zeit der Aufzucht gleich erachtet.

Natürlich darf man nicht erwarten, daß das
Schätzen von Gehölzpflanzung en nun an Hand der
Beckerschen Anleitung, von der an dieser Stelle
nur der Grundgedanke ang edeutet werden konnte,
während Einzelheiten einer ausführlichen Bespre-
chung vorbehalten bleiben müssen, eine Sache
werde, die ohne weiteres jeder wie das kleine Ein-
maleins handhaben könne. Fachkenntnisse, Ein-
sicht in die Zusammenhänge der verschiedenen
Werte, Sicherheit der Anwendung in der Praxis
usw. sind selbstverständliche Voraussetzungen,
die wie bei jeder andern Sachverständigen-Tätig-
keit erst auf Grund längerer Erfahrung erworben
werden können. Ich habe aber den Eindruck, daß
uns hier doch ein Verfahren geboten wird, welches
der großen Unsicherheit auf diesem Gebiete ein
Ende machen kann. Sollten sich bei eingehender
Prüfung noch Unvollkommenheiten herausstel-
len, so wird es der weiteren Zusammenarbeit
von Theorie und Praxis wohl gelingen, das Ver-
fahren weiter zu vervollkommnen und zu einer
verläßlichen Anleitung zum Schätzen von Baum-
und Strauchpflanzen, Gärten und Parkanlagen
auszubauen. h.

*) Landesbaurat Bedter hat für seine Dienst-
behörde die gesamten Schätzungstafeln mit kurzer
Erläuterung auf lithographischem Wege verviel-
fältigen lassen. Diese 11 Tafeln einschließlich Text
können gegen Einsendung von 8.— Mk. vom Landes-
hauptmann, Cassel, bezogen werden.

Sport- und Jugendpark der Stadt Insterburg

Schon seit dem Jahre 1905 stand der Sport eine besondere Vereinigung, welche alle Vereine
in Insterburg in hoher Blüte. Alle sportlichen umfaßte, war es mit geringen Mitteln gelungen,
Vereine traten bei den Wettkämpfen an. Durch einen Jugendspielplatz zu schaffen, der den da-

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