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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 4
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Hoemann, Reinhold: Hecken und ihre Verwendung in der Gartengestaltung [2]
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Internationale Ausstellung für Gartenplanung in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0067

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fachen Anforderungen, die unsere öffentlichen Anlagen und
privaten Gärten in der neuerten Zeit erfüllen sollen. Bei
ihnen sind Baumwände, Hecken, Spalierbildungen, Lauben-
gänge wesentliche Gestaltungsmittel. Diese Ansprüche zu
befriedigen, ist unsere Aufgabe und Verständnis für die
Möglichkeiten Voraussetzung dafür. „In der Kunst ist Ver-

stand gar nichts, Verständnis etwas, Gefühl alles”, las ich
in einer führenden Kunstzeitschrift. Ich habe deshalb ab-
sichtlich keine Regeln gegeben, die man verstandesmäßig
erfassen kann. Ich will vielmehr nur anregen, das künst-
lerische Gefühl durch Selbstzucht und Selbststudium wei-
ter zu bilden. R. Hoemann, Düsseldorf.

INTERNATIONALE AUSSTELLUNG FÜR GARTENPLANUNG IN LONDON

Die Royal Horticultural Society in London veranstaltete vom 17. bis
24- Oktober 1928 in ihrer neuen Halle am Vinzent Square eine „In-
ternational Exhibition of Garden Desingn”, zu der Einladungen an
die andern Nationen ergangen waren. Auch die deutschen Fachkreise
waren zur Beteiligung aufgefordert worden. Die Einladung gelangte
un Frühjahr auf diplomatischem Wege in die Hände des Reichsver-
bandes des Deutschen Gartenbaues. Es sollten Pläne und Ansichten
deutscher Gartenschöpfungen aus neuester Zeit eingesandt und geschloslen
als Gruppe „Germany” ausgestellt werden.
Der Reichsverband leitete die Einladung an die Deutsche Gesellschaft
für Gartenkunst und die Berufsvertretungen der Gartenarchitekten
weiter. Als deren Geneigtheit zur Beteiligung feststand, wurde ein
Ausschuß bestellt, der die erforderlichen Schritte zur Vorbereitung
einer würdigen deutfchen Vertretung und Gewinnung von Ausstellern
unternahm, die die Gewähr boten, daß die deutfche Beteiligung an
dieser internationalen Schau neben den andern Nationen bestehen
könne. Zu diesem Zweck war es notwendig, die zur Beschickung in
Aussicht genommenen Arbeiten einer kritischen Sichtung zu unterwerfen,
also ihrer Qualität nach zu prüfen, wie auch für eine eindrucksvolle
Aufmachung zu sorgen. In letzterer Hinsicht wurden einheitliche
Größe, Format, Rahmung und Darstellungsart den Teilnehmern vor-
geschrieben und von jedem einzelnen Teilnehmer höchstens zwei
Arbeiten zugelassen. Zur Qualitätsauslese wurde eine besondere Jury
bestellt. Infolge dieser Maßnahmen hat, wie gleich bemerkt sei, die
deutsche Abteilung trotz einer gewisfcn zahlenmäßigen Befchränkung
Rahmen der Gesamtausstellung einen besonders guten Eindruck
gemacht.
Es waren Arbeiten von 17 deutschen Gartenarchitekten vom Sichtungs-
ausfchuß für die Ausstellung ausgewählt. Aussteller waren: Gustav
A'linger-ßerlin, Rudolf Bergfeld-Bremen, Friedrich Heiler-Kempten,
Wilhelm Hirsch-Wiesbaden, Hans Kayser (Fa. Kayser u. Seibert)-Hei-
delberg, Leberecht Migge-Worpswede, Theodor Ott-Aachen, Chr. H.
E oselius-Brcmen, Rudolf Schnackenberg-Hamburg, L. Späth (Carl
Kempkes)-Berlin, H. F. Wiepking-Berlin, Franz Wirtz-Heidelberg und
Oswald Woelcke-Düsseldorf; ferner für ihre Stadtverwaltungen Professor
Erwin Barth-Berlin, Max Bromme-Frankfurt a. M., Alfred Hensel-
Nürnberg und Otto Linne-Hamburg.
Die Gesamt-Ausstellung, bei der sich die neuerbaute Halle ausstellungs-
technisch fchr gut bewährte (rund 2000 qm Bodenfläche — Erbauer
die Architekten J. Murray Easton und Howard Robinson), war in fünf
Abteilungen gegliedert, die wieder in Unterabteilungen zerfielen. In
der ersten Abteilung wurde die geschichtliche Entwicklung der Garten-
kunst in England während der Zeit von 1500 bis 1850 durch zahl-
reiche Pläne, Stiche, Zeichnungen, Photos usw. gezeigt, und im An-
fchluß daran die gleiche Entwicklung in Spanien, Italien und Frank-
reich. Zu bedauern war, daß Deutschlands bedeutende historische
Gärten — man denke an die Schöpfungen der rheinischen und süd-
deutschen Potentaten, an Dresden, Potsdam usw. — in diesem Teil
der Ausstellung nicht vertreten waren I ! Auch eine Literatur-Abtei-
lung war vorhanden. Im großen Mittelraum der Halle hatte ferner
eine Schau von Gartenplastiken englischen Ursprungs in Stein, Bronze,
Zementguß u. dgl. Aufstellung gefunden; zumeist altbekannte Modelle,
wie ssöteblasender Pan, Knabe mit wasfcrspeiendem Fisch und ähn-
liches. Neuere Formensprache und Technik vermißte man hier völl-
ständig.
Eine besondere Abteilung enthielt Arbeiten aus englischen Städten
(u. a. aus Hüll, Birmingham, Manchester, Edinbourgh, Liverpool), die
aber trotz des großen Umfanges dieser Abteilung und der Vielseitig-
keit der Leistungen kaum etwas boten, das sich den neueren Schö-
pfungen der deutfchen Städte auf diesem Gebiete hätte an die Seite
stellen lallen. In den englifchen Städten scheint man im wesentlichen
noch auf dem Standpunkt der deutschen Volksgärten aus den Jahren
um 1880 zu halten. Aber auch was die Abteilung der englischen
Gartenarchitekten an Gärten in Stadt und Land darbot (an Umfang
übertraf diese Abteilung, die auch die englifchen Dominien mit ein-

begriff, die der fremden Nationen in ihrer Gesamtheit), ließ den Be-
schauer erkennen, daß der konservative Sinn des Engländers dem
überkommenen Landschaftsgarten heute noch den Vorzug gibt und
sür den neuzeitlichen Formgarten, wie er von den führenden deut-
fchen Gartenarchitekten gepflegt wird, noch nicht gewonnen ist.
Ähnlich steht es um Holland, das mit zahlreichen Blättern in der aus-
ländischen Abteilung vertreten war; ungeachtet der fortschrittlichen
Entwicklung auf dem Gebiete des Bauwesens, klammert man sich auch
in Holland in der Gestaltung des Gartens noch unentwegt an die bis-
herige Überlieferung. Das gleiche gilt von Frankreich, das im wesent-
lichen durch den bekannten Pariser Gartenarchitekten Duchene ver-
treten war. Seine Arbeiten sind ausschließlich Rekonstruktionen be-
kannter Lenötrescher Motive, selbst wenn es sich um Gärten handelt,
die in Kalifornien ausgeführt werden.
Die Abteilung der American Association of Landscape Architekts machte
einen ausgezeichneten Eindruck. Eigentümlicherweise waren hier nur
Ansichten aus Gärten, aber keine für die Beurteilung doch kaum zu
entbehrende Grundrisse mitausgestellt. — Schweden war durch z. T.
vorzügliche Gartenanlagen der staatlichen Eisenbahnverwaltungen, Sied-
lungsanlagen und Wochenendhäuser mit Gärten gut vertreten. Her-
vorzuheben ist auch eine neuzeitliche Friedhofsanlage mit einem unter-
irdischen Krematorium und einem Versammlungsplatz von amphi-
theatralischer Grundrißform unter freiem Himmel, in desfcn Mitte
ein Katafalk steht, der mit dem Sarg versenkt wird.
Diese Ausstellung der Londoner R.H.S. war wohl nicht nur in Eng-
land die erste in ihrer Art. Sie bot ein großartiges Gesamtbild des
Schaffens auf dem Gebiete der Gartenkunst von einst und heute, ein
dankbares Feld für Studien, eine Quelle des Genusses am Schönen.
Deutschland war wie erwähnt auf verschiedenen Gebieten nicht ver-
treten (geschichtliche Gärten, Literatur), wo wir mit Stolz eine Reihe
wertvoller Werke älterer und neuerer Zeit hätten vorführen können,
die sicher gebührende Beachtung gefunden haben würden. Auch auf
dem Gebiet der neuzeitlichen Gartengestaltung hätten wir stärker
vertreten sein können. Aber die beobachtete Zurückhaltung gerade
bei dieser ersten Gelegenheit braucht nicht als Fehler angesehen zu wer-
den. Wir haben den Vergleich mit den Leistungen des Auslandes in
keiner Weise zu scheuen, müssen vielleicht eher damit rechnen, daß
man in den etwas konservativ veranlagten Kreisen des Auslandes
unserem Schaffen mit einer gewisfcn Zurückhaltung gegenübersteht
und dem Drängen nach vorwärts, das sich in unseren Arbeiten aus-
spricht, vorerst nicht ohne weiteres zu folgen vermag. In manchen
Zweigen gartenkünstlerischer Gestaltung dürfen wir wohl als führend
angesehen werden. Man denke an unsere Sportanlagen u. dgl.
Auch auf dem Gebiete des Hausgartens in seinen verschiedenen For-
men ist Deutschland neue Wege Juchend im Vormarsch. Das hat
London jedenfalls gezeigt.
Im Rahmen der Ausstellung wurde auch eine Reihe von Vorträgen
gehalten. Hierbei war Deutschland durch Camillo Schneider-Berlin
gut vertreten.
Über Aufmachung und repräsentativen Rahmen der Londoner Aus-
stellung mögen noch einige Worte gestattet sein. Das Protektorat
hatten der König und die Königin, die Königin von Rumänien und
der Herzog von Connaught übernommen. Präsident war Lord Lam-
bourne, der Vorsitzende der R.H.S.*) Die Aussteller und zur Aus-
stellungseröffnung nach London gekommenen auswärtigen Vertreter
von Korporationen pp waren abends Gälte der R.S.H. bei einem nach
altenglischer Sitte zeremoniellen Diner im Grosvenoor Hotel. Der
deutfche Botschaftsrat hatte die Ehre, im Namen der Gäste und an
der Ausstellung beteiligten Länder der R.H.S. zu danken. Die deut-
schen Besucher im besonderen fühlten sich wohlaufgenommen, wie
man anderseits in England über die rege Teilnahme Deutschlands
recht erfreut sehlen.

*) Er ist inzwischen verstorben.
 
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