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Geffcken, Johannes
Der Bildercatechismus des funfzehnten Jahrhunderts und die catechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther (Band 1): Die zehn Gebote, mit 12 Bildtafeln nach Cod. Heidelb. 438 — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1411#0087
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sunte pavvel 2. Cor. 10." Gott verbot, heisst es Cap. 47, dem David, ihm den Tempel zu bauen, weil er
schuldig war an dem Blute "sines Ridders, unde de papen willen gode den gheistliehen tempel buwen, wen
se mit den blodighen handen missen holden." Die Päbste und Bischöfe nehmen jetzt das eiserne Schwert.
"Sunder we van en helft dat gheistlike swert, dat dar is dat word godes? Dal en se wv nicht, wente wo
synt nu de ieghenwardighen pawese und bischoppe, dede preddiken? Hir sint se nich! Ga bi den Ryn,
dar vindestu up den bischopen iacken (? Wammser), börste (? Brustharnische), sweerde, gleuighen (Speere),
schilde und harnsch. Enkede mit iseren hebben se sick bedecket, dal se nicht gheprekelt (gestochen") werden*
Cristus op dem hophen cruce, se up dem hoghen henghste." Die Waffen des Priesters habe Paulus beschrieben.
"De were ein gantz dorafftich strijdhelt, dede nicht wolde upslan unde nemen up sik den heim in dem gre-
selken stride, edder de de nese des helmes (Visir) updede ane noet, wen de pile van allenthaluen vloghen."
Die Apostel hatten die Kirche mit ihrem Blute und ohne das eiserne Schwert gepflanzet, die Bischöfe halten
nicht ein Land mit dem Schwerte zum Glauben gebracht. Wenn die Priester kämpfen wollten, so könnten ja
auch die Fürsten und Herrn Messe halten und predigen. So fährt Rus in seinen Strafpredigten fort und sagt
die Priester seien vielfach Malth. 5, 13 "dat -quade solt." Der Priester soll vielmehr als Nachfolger Christi
demülhig (ofhmodighen) kämpfen. Endlich warnt er noch die Richter, sich durch falsche Zeugen zum ungerechten
Urtheil bestimmen zu lassen. "Darumrae, du richter wes vorsichtig, unde id sy verne van dinem herten, dat
du witliken ordelen woldest den unschuldighen umme velheit willen der unrechten tughen, wes nicht von dem
siechte pilati."

Das Bild der Heidelb. Handschr-, beschrieben S. 6, zeigt einen Todschlag, der beim Spiel vorgeht.
Unsere Tafel 3 bedarf kaum der Erklärung. Zwei an ihren Stäben und Muschelhüten erkennbare fromme
Pilger werden in einem Walde von einem Räuber überfallen, der schon den Einen durchstochen hat, welcher
die Hand erhebend warnt. Der Teufel hat den langen Griff des Schwertes mitgefasst und verstärkt, die Zähne
fletschend den Stoss. Der Mörder scheint verkappt, denn von seinem Gesicht ist nur ein kleiner Theil zu sehen.
Auch Schiesswaffen führt er in einer grossen, oben offenen Tasche bei sich. Die anreizenden Worte des Teufels
lauten: Den und alle seynen gleich Der stich so wirstu schyre reich. Der herabschwebende, in seltsamer Weise
bekleidete Engel warnt vergebens: "Du salt nicht morden noch stechen. Got wil es selbir rechen." Oben das
Gebot: Non occidas Exodi vicesimo. In der Sele Trost (Augsb.) knieen rechts drei Betende vor Gott. Unter
einem Baume sieht man links zwei Streitende, die ihre Schwerter gegen einander gezückt, und die ein kleines
Teufelchen mit Fledermausflügeln an den Köpfen gefasst hat und an einander hetzt, üeber Schott vergl. S. 184.
Hans Baidung Grün stellt ganz einfach zwei Kämpfende mit gezogenen Schwertern dar. Luthers zehn Gebot,
(Basel): Ein Kriegsknecht, der auf einem Felde zwei Andere mit der Axt, die er schwingt, niedergeschlagen
hat. Betbüchlein, Augsb. 1523: Ein Ritter, der einen Andern von hinten durchsticht. Lucas Cranach: Ein
Kriegsknecht, der von einem Teufel angereizt wird, schwingt sein Schwert, zu seinen Füssen ein Greis, der
schon mehrere Kopfwunden empfangen hat. Die Unterschrift: Du solt niemant dötten.

Dreizehntes Capitel.

Das sechste Gebot.

Nach der Ordnung der heiligen Schrift lasse ich als sechstes Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" folgen,
obwohl unsere Bildtafeln eine andere Ordnung beobachten, und das Gebot "Du sollst nicht stehlen" voran-
 
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