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Geffcken, Johannes
Der Bildercatechismus des funfzehnten Jahrhunderts und die catechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther (Band 1): Die zehn Gebote, mit 12 Bildtafeln nach Cod. Heidelb. 438 — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1411#0127
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I.

Heidelberger Bilderhandschrift.

No. 438.

Der Band in klein Folio, welcher von Wilken Ge-
schichte der Heidelhergischen Büchersammlungen S. 477-78
verzeichnet ist, fasst einen mannigfachen Inhalt zusammen,
theils in Handschrift, theils in alten Holzschnitten. (Vgl-
auch Massmann, die Baseler Todtentänze, Sluttg. 1847.
Anhang.)

Was den übrigen Inhalt betrifft, so ist zu erwähnen,
dass Blatt 142 b bis 146 a sich acht alte Holzschnitte zum
Symbolum Apostolicum finden, aus einer Reihe, die 12 Holz-
schnitte umfasst haben wird, und die sowohl von der voll-
ständigen Reihe auf der Münchener Bibliothek (Cim. 61c
Xylogr.40) als auch von den Holzschnitten in *ZwölffAr-
tickel des christenlichen Glaubens. Ulm bei Cunrad Dinkmut
1485. in Folio, durchaus verschieden sind. Uns intcressirt
vorzugsweise der Anfang und das Ende des Bandes. Am
Schlüsse des Bandes stehen 10 Holzschnitte, von denen die-
sem Buche getreue Facsimiles beigegeben sind. Den Anfang
des Bandes macht eine Papierhandschrift von 110 Blättern,

lieber die 10 Gebote, die Beicbte und die sieben Tod-
sünden, welche dem Ende des vierzehnten oder dem An-
fange des fünfzehnten Jahrhunderts angehören dürfte. Sie
ist mit zahlreichen blattgrossen Zeichnungen geschmückt,
die roh mit der Feder entworfen und mit Wasserfarben
ausgemalt sind. Die Tafeln No. 11 und 12 sind ge-
naue Nachbildungen von zweien dieser Federzeichnungen.
Duich die Farben, besonders durch die grüne Farbe, ist das
Papier brüchig geworden und sowohl in den Bildern als im
Texte auf der Rückseite der Bilder sind Lücken entstanden.
Mit den 110 Blättern ist die Handschrift nicht vollständig,
denn es sind an mehreren Stellen im Texte Lücken, einige
Bilder fehlen, auch sind die Blätter nicht in ganz richtiger
Folge gebunden. — Der Verfasser, der, wie er sagt, nach
dem Lateinischen ([wahrscheinlich nach mehreren lateinischen
Beichtbüchern) gearbeitet, nimmt zwar den Anlauf zu reimen,
oft aber gehen diese Reime in völlige Prosa über. Die
sehr ungleichen Verszeilen sind nicht abgesetzt. Blatt 1 —36
handeln von den zehn Geboten.
Der Text beginnt Blatt I.
Wiltu jn das ewige leben gehen. So saltu feste yn den ge-
boten gotis stehen M. 10 (Matth. 19, 17) Eccl. 3 (Syrach 3, I.)
Das dir got geboten not, Das bedenke frue und spoett. Wen wir
mögen nicht eyn gehen yn die ewige Seligkeit, Wyr seyn denne
czu allen deynen geboten bereit. Jr einfeldigen cristen lewte
Dy czehen gebot wil ich euch bedewten Yn desim gemolten buche-
leyn. Sprechit eyn ave maria der hymmelichen beyserinne, Das
ir durynne mogit notzlichen lesen und gotis kynder ewielichen
wesen. Wen ir von dem buche geht, Das.gotis lop werde irnert
(? virmert). Sprechet eyn pater nosler und nicht mehe, Das
beyde ich und ir von gote nymmir werde gescheiden, Und behuote
uns vor dem ewigen lcyden Der grossen hellischen peyn, Wol
uns das wir je geborn seyn. Ffynt ir icht, das da wol gesalzt
und geschrieben ist, Das hat gethon unser libir here ihesns
Crist, Was do abir gebrechlichen is gethon, Bethe ich euch durch
marien son, Das ir das czulegit meyner eynfeldikeit, und nicht

meyner boesheit. Jch habe die reyme nicht gemacht behende Noch
meysterschafft, Dorumine das ich wolde bey dem latino bleyben
Und unnotze wort vormeyden. Js ist czu wissen das dy gebott
gotis Seynt czusampne gehefft und gehenget, als dy kete feste,
dy man aswz der schütten (?Sinn: aus dem Schluss) brpnget,
Wen eyn rinck oder geleth czubricht. (Auf der hamb. Stadt-
Bibliothek findet sich in einem Handschriftenbande in Fol. von
744 Seiten, Seite 10 flg. ein Tractat, das buch der äugenden
keten.)

Der weitere Text dieser Seite ist nicht vollständig
herzustellen, doch ist ersichtlich, dass die Stelle Jacobi 2,10
"Wer das ganze Gesetz hält und sündigt an Einem, der
ist es ganz schuldig'' benutzt ist. Auf der Rückseite dieses
ersten Blattes stellt ein Bild den gehörnten Moses dar, der
eine Tafel fasst, die ihm Gott aus den Wolken reichet.
Darauf steht: Du salt nicht fremde gote haben. Ein Mann
und eine Frau knien.vor einem Altar, worauf zwei Leuchter
mit brennenden Kerzen stehen, deren eine ein Engel ge-
fasst hat.

Wie nun der Verfasser die Einleitung etwa noch
weiter geführt, und dann den Uebergang zu dem ersten
Gebote gemacht habe, können wir nicht sagen, da gleich
nach dem ersten Bialte ein oder zwei Blätter fehlen. Der
nächste Text steht dann nicht auf Blatt 2, sondern auf
Blatt 8. Wir sehen, der Verfasser hat nach der Weise andrer
Beichtbücher angefangen, die Uebertreter der Gebote auf-
zuzählen. Der Anfang des achten Blattes bezieht sich auf
Solche, die sich um Hülfe an den Teufel gewendet. Der
Teufel heisst es, sei unser tödtlicher Feind, man finde bei
ihm keinen Rath. Dy 6ten, heisst es weiter, es sind also
fünf Arten von Ueberlretern des 1. Gebots schon genannt,
dy das gleuben, das eynem mensche sei bescheret, das her
sunde und boesheit gebirt, ([nämlich durch den Einfluss
der Sterne.) — Wer is des hymmelichen loffis (Lauf der
Gestirne) schult, Das du tot sunden werest holt, So wem dy
stern sundig, Und der sie hat gemacht ungültig. Gott ist
almechtig und guot, und hat uns vor allem arge behuot. Musle
der mensch von not wol adir obil thun, So hette wir keyne
we (Strafe) noch Ion darezu. 7) Die, welche aus VogelQug,
aus den Gestirnen u. s. w. weissagen. Czukunftige dinge sol
nymant irfahren Durch alle dy tyer, dy do sint geboren.
8) Die schwarze Kunst treiben. 9) Die bei Kranken und
Todten viel Unglauben treiben. 10) Dy do sprechen das is
dem menschen sey gemacht, das her ym (einem anderen
Menschen) nachlaufTe tag und nacht. Das sei böser Eigen-
wille, nicht Bewegniss des Teufels.
Es folgt Blatt 2.
II) dy do werden yn das losz Buch, adir schritt hervor
gesuch (aus zufälligem Aufschlagen eines Buchs, besonders
eines Evangelienbuchs, "hi qui de paginis evangelicis sortes
legunt Decretll., 26. c.3. Corpus Jur. Canonici ed. Lugd. 1614
p. 891 sqq.) Ach dy do lecken selcz, adir wasser Und ander
czewbernisz, das sy haben gemacht, Und wollen dobey irfaren,
Wer do hot gestolen adir verborgen ding, Dasz sint nicht gotis
bint26,9,9. (Decr. IL, 26,7, pag.898.) Sortes. Alle geschiebte
der losz Sey verboten by dem banne grosz 23,9,7. (Die Zahlen
treffen nicht zu; die Stelle steht 26, 5, cap. 6. p. 898.) Ali-
quanti etc. — Durch keynerlei Sachen adir schrifft Sol man
nicht irfaren zukünftige dinge adir geschiebt. 12) dy do an-
betten sonne adir monde; Elzliche menschen dy gewohnheit

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