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YORBERICHT.

rast durch jede der in den verflossenen dreissig Jahren erschienenen ausgezeichneten Darstellungen
der Bildungsgeschichte einzelner Thiere aus allen grösseren Abtheilungen sind unsere Kenntnisse von der
Entwickelung der Wirbelsäule so sehr gefördert worden, dass man für die allgemeinsten Verhältnisse an
einem befriedigenden Abschlüsse angelangt zu sein hätte glauben mögen. Was bei diesen Arbeiten beson-
ders bemerkenswert!) schien, das ist die grosse Uebereinstimmung der Angaben, die für alle, wie für den
einzelnen Fall als Beweis richtig erfassler Thatschen gelten konnte.

Man kam so zu einer genauen Kennlniss der allmählichen Entwickelung der Organe in der ge-
sammten Reihe, und fand auch hier die höheren Organismen in ihren früheren Bildungszusländen mit pro-
visorischen Einrichtungen ausgestaltet, die bei niederen Organismen die Stelle der definitiven vertreten.
Eine solche Einrichlung stellt die Wirbelsaite dar. Bei Amphioxus das gesammte Rückgrat repräsentirend,
bei vielen anderen Fischen in ihrer ganzen Ausdehnung dauernd, und noch mit einem, in einzelne Wirbel-
segmente gegliederten knorpeligen Belege versehen, wird sie bei den Selachiern durch knorpelige, und
bei den Teleostiern durch knöcherne Wirbelkörper verdrängt, und erhält sich nur in den intervertebralen
Hohlräumen. Aehnlich auch bei vielen Amphibien: der ossificirende WTirbelkörper schnürt auch hier die
Chorda ab, und lässt nur Reste davon in den Intervertebralräumen bestehen. Die biconcaven Wirbel-
körper sind daher hier noch vorhanden, indess sie bei anderen Amphibien nur für die Jugendzustände
bezeichnend sind. Unter Verdrängung der intervertebralen Chorda articuliren die Wirbel durch Gelenkkopf
und Pfanne. Die Reptilien zeigen gleichmässig das Letztere. Es wird auch bei ihnen die Chorda von
der Mitte des sich bildenden Wirbelkörpers zumeist abgeschnürt. Ebenso bei Vögeln und Säugethieren.
Bei letzteren erhält sich wie beim Menschen ein Rest der Chorda in den Zwischenwirbelscheiben, der
sogar einer Weiterentwickelung fähig ist. Die primitive Chorda dorsalis wird somit durch die um sie sich
bildenden Wirbelkörper in vollkommener Weise ersetzt, und in den Wirbelkörper selbst wird nichts von
ihr mit herübergenommen. So lässt sich im Wesentlichen das formuliren, wie man sich den Aufbau der
Wirbelsäule vorzustellen hatte, und worin Alle übereinstimmten. Untergeordnete Differenzen bestanden
über die Art der Betheiligung des die Chorda dorsalis umgebenden Gewebes, die Chordascheide, wie es
genannt wurde, ein bald selbständiges, nach aussen gegen die Bogenanlagen abgegrenztes, bald mit diesen
zusammenfallendes Bildungsmaterial.

Durch Untersuchung über die Entwickelung der Wirbelsäule bei einigen Amphibien ward ich zuerst
darauf aufmerksam gemacht, dass die bisher bekannten Thatsachen zur Beurtheilung der Genese des Wirbels
in der gesammlen Verlebratenreihe keineswegs genügten. Es boten sich durchweg neue, und den bis-
herigen Annahmen entgegenstrebende Dinge dar, welche das frühere Gesammlbild gerade in seinen charak-

Gregenbaur, Wirbelsäule. t
 
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