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Gegenbaur, Carl
Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere (Heft 2): Schultergürtel der Wirbelthiere / Brustflosse der Fische — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.14899#0028
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22

Erster Abschnitt.

telbar mit der Clavieula, zum Tlieii sind sie durch eine Gelenkhöhle davon
getrennt.

Die Carnivoren besitzen im Zusammenhange mit den verkümmerten Schlüs-
selbeinen auch nur rudimentäre Episternalia, und zwar, soweit bis jetzt bekannt,
nur die seitlichen Stücke, die als Ligamente von den Claviculae ausgehen. Wo
eine Clavieula gänzlich fehlt, wie bei den Bären, bei Nasua, Procyon u. s. w., fehlen
auch die Reste des Episternum. Wenn dagegen bei den Pinnipediern mit dem
Mangel der Claviculae und des paarigen Episternale ein uupaares Mittelstück fort-
besteht und mit dem Steinum sich verbindet, so hat dieses Verhalten an sich nichts
auffälliges, da es aus einer Trennung des Episternum, wie sie z. B. bei den Sub-
ungulata unter den Nagern besteht, leicht erklärt werden kann.

Dass mit dem zunehmenden Werthe der Clavieula als Befestigungsglied der
Schulter die Bedeutung des Episternum abnehmen kann, zeigen die bezüglichen
Einrichtungen bei den fliegenden Säugethieren. Der starke Clavieula stützt sich
bei den Chiropteren vorn unmittelbar an das - breite Manubrium sterni. Von dem
inneren und unteren Theile des Sternalendes des Schlüsselbeines entspringt jedoch
ein conisches Band, welches zum Stern am sich begibt und einen Theil der End-
fläche der Clavieula von dem Sternoclaviculargelenke ausschliesst. Die Bezie-
hungen dieses Ligamentes zum Schlüsselbein zeigen, dass es sich hier um ein
rudimentäres Episternum handelt, und wir brauchen uns nur das genannte Gebilde
in ansehnlicherem Volumen und aus Knorpel gebildet vorzustellen, um dieselben Ver-
hältnisse zu erhalten, wie bei den Insectivoren oder den Affen.

Bei den Affen verhält sich das Episternalrudiment wie beim Menschen, wo
ich als solches den bekannten Zwischenknorpel des Sternoclavicuiargelenkes ge-
deutet habe. Beim Menschen wie bei Affen ist auch im specielleren Verhalten
eine grosse Uebereinstimmung. Bei Cercopithecus (C. cynosurus u. ruber) wie bei
Inuus (I. cynomolgus) entspringt dieser Episternalknorpel vom oberen hinteren Theile
der Endfläche der Clavieula, legt sieh dann ventralwärts verschmälert zwischen
Clavieula und Steinum, und inserirt sich mittels Bindegewebe an der Seite des
Manubrium sterni. Ganz ähnlich ist es beim Menschen. Auch da ist der Zwischen-
knorpel bekanntlich kein blos in die Gelenkkapsel eingeschobenes, nur mit dieser
verbundenes Stück, wie der Knorpel im Unterkiefergelenk, sondern er geht oben
von der Endfläche der Clavieula selbst aus, und befestigt sich unten am Sternum*).

*) Indern nachgewiesen ist, dass die „Menisci" des Sternoclavicuiargelenkes des Menschen
wahre Episternalbildungen sind, die ganz in die Reihe der bei allen Säugethieren mit Schlüssel-
beinen vorkommenden paarigen Episternalstücke sich fügen, ist es auch zweifellos, dass dem Men-
schen in den „ossa suprasternalia" nicht blos hin und wieder Andeutungen eines Episternum zu-
kommen. Als solche hatte Luschka die von Bresehet (Annales des so. nat. 1838) als sternale
 
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