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Gegenbaur, Carl
Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere (Heft 2): Schultergürtel der Wirbelthiere / Brustflosse der Fische — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.14899#0139
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Schultergürtel.

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coracoid mittels eines medianen und selbständig- ossificirenden Stückes vereinigt, so
dass dadurch, wie bei den Urodelen, eine Oeffnung umschlossen wird. Das Cora-
coid besitzt häufig gleichfalls eine Oeffnung, die mitunter nur durch eine Vertiefung
angedeutet ist. Das Coracoid ossificirt sowohl bei den ungeschwänzten Amphibien, wie
bei den Eidechsen selbständig. Dasselbe ist bei den Schildkröten der Fall, wo
es den hinteren Schenkel des ventralen Schulterstückes vorstellt. Das Coracoid
ist hier durch ein zum Theil knorpeliges Band mit dem medialen Ende des Pro-
coraco'id verbunden. Diese Vereinigung ist jener gleich-, die bei Eidechsen und
ungeschwäuzten Amphibien anfänglich durch Knorpel, später durch Knochen zu
Stande kommt. Das bei Schildkröten mit der Scapula verwachsende Procoracoi'd
ist, wie jenes der Amphibien, irrigerweise als Acromion gedeutet worden. Schon
die mediane Verbindung mit dem Coracoid lässt es als einen zu letzterem gehö-
rigen Theil erscheinen. Indem aber bei Eidechsen und ungeschwänzten Amphibien
ein durch seine Beziehungen zum lateralen Ende der Clavicula als Andeutung eines
Acromion sich darstellender Fortsatz der Scapula besteht, widerlegt sich jene Auf-
fassung am entschiedensten.

Das Procoracoi'd geht den Crocodilen ab, die nur ein Coracoid besitzen,
wie die Vögel; davon machen nur die Cursores eine Ausnahme, bei denen ein
besonderer Fortsatz wenigstens zum Theil jenem Stücke entspricht.

Das Coracoi'd bleibt mit der Scapula immer durch Knorpel verbunden, es
ist daher niemals ein völlig selbständiges Skeletstück. Bei den Säugethieren
ündet sich nur das Coracoid, niemals das Procoracoi'd. Ersteres ist aber nur bei
den Monotremen ein bis zum Sternum entwickelter Knochen, dem noch ein beson-
deres Stück, das Epicoracoi'd, beweglich verbunden ist. Man hat das letztere dem
das Coracoid und Procoracoi'd verbindenden gleichnamigen Theile der Eidechsen ver-
glichen. Das trifft insofern nicht zu, als bei den Monotremen keine Beziehungen
zu einem Procoracoi'd bestehen. Das Epicoracoi'd der Monotremen ist daher eine
eigenthümliche Bildung. Bei allen übrigen Säugethieren bildet das Coracoi'd nur einen
Fortsatz der Scapula, der mit einem besonderen Kerne ossificirt. Nur ausnahms-
weise (bei Sorex und Mus) erhalten sich auch sternale Reste des Coracoi'd.

Der dorsale Abschnitt des Schultergürtels ist bei den Urodelen ohne
scharfe Grenze gegen den ventralen. Erst bei den ungeschwänzten Amphibien
bildet die üssification des Coracoi'd eine solche gegen die Scapula. Die Ossi-
fikation des dorsalen Theiles des Schultergürtels ist niemals vollständig, sie ergreift
nur den der Gelenkpfanne znnächst gelegenen Abschnitt, der knorpelige obere
Theil grenzt sich nur bei den Anuren bestimmter vom unteren oder der Scapula
ab, und ist gegen letztere in der Regel beweglich. Ossifikationen auf der Ober-
fläche kommen häufig vor. Das mag rechtfertigen, dieses oft sehr ansehnliche
 
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