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2. Das Sogenannte Scfyufter $m\kv

3n fetner (Einführung in bie (5efd?id?te ber beutfdjen (Blas-
maierei fagt fjermann S d)mi tj, bie oberrijeinifcfje @Ias;
maierei öer erften Hälfte bes 14. 3af?rtjunberts betreffenö:
„Am pufigften begegnen Stanöfiguren ober (Sruppen
roeniger $iguren unter rjoljen roimberg- unb fialengefdmiüd-
ten Balbarfjinen. r}auptroerte in Strafeburg bie breiteilige
Paffionsgruppe im flltertumsmufeum (Abb. 22), bie flpoftel
in öer Kat^arinenfapelle; in $reiburg befonbers bie $enfter
öer Scfmfter= unb ber ITtale^unft im IHünfter unb eine
Reifte anberer borttjin oerfe^ter oberrt^einifd?er $enfter."

XDenige $enfter unbefannter tjerfunft biefer Art roaren
cor etroa 3toei 3ar)r3er^nten oorübergeljenö auf ber (Empore
bes füblicfyen Querfc^iffes unferes ITTünfters aufgestellt; aus-
fdjeiben mufe jebod) oon ben angeführten Belegbeifpielen
bas Scfyufterfenfter. Dasfelbe 3eigt oielmehr, roie auf ben
erften Blicf erficfytlid}, feinerlei Hrdjiteftur, gefchroeige benn
eine „hohe roimberg- unb fialengefcfjmüdte".

fjier liegt natürlich nur ein Derfefjen üor, oermutlich
eine Hamensoerroechflung mit bem fog. Sdmeiöerfenfter im
nörblicfyen Seitenfdjiff. Das 3U fagen, febjen mir jeöocf? ge;
boten, um im ooraus bem etwaigen Deröadrt: 3U begegnen,
bas $enfter habe bei feiner IDiebert^erftellung irgenbroeldje,
ben urfprünglicfjen Beftanö oeränöernöe (Eingriffe erfahren.
Aud? ben im 18. 3afyrrmnbert 3ur Befriebigung bes ge-
Steigerten £id}tbebürfniffes getroffenen TTtafenaljmen fielen
nur bie beiben äußeren Unterfelber foroie faft oöllig ber
ornamentale Defor bes Htafemerfs 3um Opfer. Die ftümper;

397 Beftanösaufnaljme oon flbb. 396. £id}te Breite 4,65 m

haften Reftaurationsoerfuche bes oergangenen 3atjrijunberts
{jaben, obroohl roefentliche Beftanbteile berütjrenb, bod? ben
Kompofitionsgebanfen unoeränöert gelaffen.

(Eine eingefjenbere Betrachtung hat bas $enfter bisher
nicht erfahren. Die älteren Befdjreibungen folgen oer-
trauensooH ben nicht öurdjroeg 3utreffenben Angaben
TtTarmons. 3n ben jüngeren Itlünfterführern berichtigt,
erfchöpfen ftcf? öeren Ausführungen, bem ihrer Aufgabe
ge3ogenen engen Rahmen entfprechenb, in einer fur3ge-
faxten Auf3ählung bes bis auf bie 3uroeifung bes auf-
tretenben Stifterroappens oöllig einbeutigen 3nhaltes.

3n pafeförmigen Umrahmungen in ben beiben mittleren,
urfprünglich jeboch fraglos in gleicher tDeife auch in ben
beiben äußeren Unterfeibern eingeorbnet, 3eigt biefes
IDappen, als Spiegelbilb entfprechenb fleiner 3ugleich im
ITtaferoerf roieberfehrenb, in (5elb einen nach rechts ge;
roenöeten, oben rot geränberten, t}ocf?frf?äftigen
fchroar3en Stiefel.

„RTenfchen roerben mit Dergnügen bie eigenen IDerfe
oerberben unb 3erreifeen fehen", fagt £eonaröo ba Dinci in
feinen Propb^eiungen oon ben Schuftern1. Beim Stifter un-
feres $enfters hätte ber Anblid feines tDappenbilöes, bas ber
Hachroelt in einem RTafee oon 3ertrümmerung überliefert
ift roie faum ein anberes Stüd in unfern Iftünfterfenftern,
Sicherlich bie gegenteiligen (Befühle ausgelöft. 3n bem einen
ber beiben Unterfelber aus neun3erm, in bem anöern fogar
aus nidjt roeniger als über örei Du^enö Stüden 3ufammen;
geflidt, blieb immerhin öabei öod? öie $orm öes aus rotem
(Blas gefdmittenen IDappenbilöes roenigftens in öer Ilm-
rifelinie unoerfer/rt2.

(Es ift öer fdjon im 13. 3at?rl?urtöert gebräud]lid}e,
moöifdje Über3ugsftiefel öer 3eit, roorüber öie nicht oiel
jüngere £imburger dhronif 3um 3ahr 1362 berichtet: „3tßm
in öiefen jar ourgingen öie großen roiöen for3en lerfen
onöe ftioeln, öie hatten oben rot leööer onöe roaren our-
haroen, onöe öiefe engen langen lerfen gingen ane mit
langen fnebeln."

Auf (Brunö öiefes tDappenbilöes gilt öas $enftex als eine
Sdjenfung öer $reiburger Schuhmacher3unft. Das mag
3utreffenö fein. 3rgenöroeIche urfunölichen 3eugniffe hißfür
liegen jeöoch nidjt cor, unö \o bleibt immerhin auch ^cr
öie $rage, ob öas tDappenbilö ein3ig unö allein öieje ge-
roif3 nädjftliegenöe unö bisher auch unange3toeifelt geblie-
bene Deutung 3uläfet.

Das oon öen eisernen 3ünften gebrauchte IDappen ift
mehr oöer roeniger oariabel. (Einmal in öen Befitj eigener
(Xrinfftuben gelangt, liebten fie es, fid? nicht nur nach biefen
3U benennen; Soweit ber tjausname eine Derbilölicrmng
3uliefe, Schufen fid? bie meisten 3ünfte nach biefem aud?
ein fog. rebenbes IDappen, teilroeife unter ooller Aus-
fdjaltung bes überfommenen alten Berufs3eichens, teilroeife
in Derbinöung mit biefem.

Rachmittelalterlicher 3eit angehörenb, 3eigen öement-
Spredjenb auch bie beiben überlieferten Siegel ber $rei'

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