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Geiges, Fritz
Der mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger Münsters: seine Geschichte, die Ursachen seines Zerfalles und die Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung ; zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Baues selbst (Band 2) — Freiburg i. Br., 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.11877#0009
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208

— um nur einige Beispiele cm3ufüfyren — öurdj aus bem
14. 3ablrfmnbert ftammenbe Siegel ber Sdmeiber oon IDür3-
bürg, ITTain3 unb Köln be3eugt; unb menn uns ein folcbes ber
$reiburger 3unft aus gleicher 3eit überliefert märe, mürbe
es fraglos basfelbe IDappenbilb 3eigen. (£s ift aber aud) nicht
ausgefcfyloffen, ba|3 biefes Berufs3eicr)en auct) bei Berufs-
angefangen Dermenbung fanb. „3of?ans Stüffel ber fniber"
nannte fein fjaus in ber oorbern IDolfsfyöbJe (fjerrenftr. 29)
„3er fd)tt>ar3en fd?er", unb menn er fid) ein XDappenfiegef mit
biefem feinem f)aus3eidjen f?ätte machen laffen, märe bem
matjrfd]einlief) ebenfomenig entgegengeftanben als bem Dor-
gefyen bes ^einrid? Derftetter. 3m f}inblid barauf mag fidj,
gfeid] anberen $reiburger 3ünften, fcfyfiefelid) aud) bie ber
Sdmeiber oeranla^t gefefjen fyaben, in ifjr 1682 gefefmittenes
Gypar bas Bilb ifjres bamafigen 3unftblaufes „3um $d}äp-
pele" auf3uner)men.

tDären mir fomit, bei ben aus fofdjen Derpftniffen reful^
tierenben HTögfidjt'eiten, nidjt gerabe ge3mungen, aus einer
etmaigen torporatioen Sdjenfung ber urfprünglicfyen flus-
ftattung bes $enfters 3ugleicb1 auf eine foldje von gleicher
Seite aud? bjnfidjtlicf) beffen 3U fd^lie^en, mas fpäter für feine
£angbarmen gefcfyaffen mürbe, fo beftefjt bod? näfjer befefyen
ntd?t ber geringfte 3n>eifel, öafe bie ^erfteflung beiber Seife
ber $reiburger Sdmeiber3unft 3U bauten, ber jüngere affer-
bings nur bereu meiblidjen Angehörigen, „ben fromen fo ir
antmerf triben unb fiefy mit ber Habel begangen", nämlicfy
ben ibj als felbftänbiger Beruf 3ugeteiften Hörerinnen. Dem-
entfpredjenb finb im VOeinungelbbud?, bas bei allen übrigen
ber aef^erm Jjanbmerfe^ünfte, unter meieren bie „Sniber"
an britter Stelle ftefyen, ieine Scfyeibung ber nur mit ifjren
Hamen De^eidmeten nadj bereu Berufs3meig f ennt, für 1390,
ben 74 HTännern nadjgeorbnet, bie 21 meibfidjen 3unft-
angefangen als eine befonöere ßjruppe aufgeführt.

Hur in biefem 3nfammenbiang oerftefjt man bie IDafjI ber
in ben brei £angbarmen erfcfyeinenben $iguren, bei mefdjen
ein gegenftänblicfyer 3ufammenb(ang mit ben Darfteflungen
im Hta^mert nur burdj bie (Hnorbnung Htarias gegeben ift,
mäfjrenb bie bj. CTlaria HTagbalena 3um Sdmeiberb,anb;
merf in gar feiner Be3iefmng ftefjt, bie fyf. Katharina aber
nur buxd} ifjre (Hgenfcfyaft als Sdju^b,eilige ber Häfyerin^
neu. (Dirne ber (Hjrbarfeit ber fidjerlid? in einer ©ebets-
gemeinfcfyaft oereinigten mutmafjlicfyen Stifterinnen 3U nafje
treten 3U moffen, mirb man im fjinbfid auf bie geloderten
Sittenoerfyältniffe fraglicher 3^it unb bie Satfacfye, bafe bie
„negerinen" in ibjer TTter}r3at?I mobf ftets lebigen Stanbes
maren (bast)er3eidmis oon 1390 fennt mit „abreißt nibelis —,
l^eint} Kolbs —, Kanmans" unb „^eni Bertlins from" nur
biefe oier Ausnahmen) oerftefjen fönnen, bafe aud) ber bj.
HTaria HTagbalena, ber Patronin all berer, bie fief) aus menfaV
lief/er Sdjmäcfje in fträffidjer £iebesfuft oergafjen, ein piat$
eingeräumt mürbe. — 3d) müfete nidjt, mas einer £öfung ber
Stifterfrage in biefemSinne entgegengefjaltenmerben fönnte.
 
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