Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Geiges, Fritz
Der mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger Münsters: seine Geschichte, die Ursachen seines Zerfalles und die Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung ; zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Baues selbst (Band 2) — Freiburg i. Br., 1933

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11877#0153
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
352

4. Die ^nfterfragmente mit bem Sämmleintüappcn

as Huguftiner-TTiuf eum bemat?rt in feinem reichen Scba^e
alter (Slasmalereien eine in ibrem (Driginalbeftanö
39 cm breite unb 93 cm bobe Scheibe, bie unter einem meinen
IDolfenbogen eine fnienbe (Bruppe Don flpofteln mit 3oban-
nes bem Säufer, barüber einen fcbmebenben dngel mit einem
IDappen 3eigt, auf öem in Hot ein meines Hgnus Dei erfcbeint.

839 Rechter CEetI eines jüngften (Berichts (nacfy paufe)

3ur 3eitf öa biefe 3eüen gefcbrieben unb geörudt mürben,
trug bas im (Dftflügel bes Kreu3ganges untergebrachte $rag-
ment ben Dermerf: „Redner (leil eines jüngften (Sericbtes;
ITTttte bes XV. 3a!jrfmnberts. fjerfunft unbefannt."

3n tDirflicbfeit banbelt es fid} um eine unoerfennbare 3u;
bebör ber in ber erften Babn bes an bas Querfcbiff anfchlie-
^enben3meiteiligen füölithen Seitenfd}iffenfters flidmeife ein-
geladenen fechs figuralen Scheiben gleid^en Ausmaßes, meldte

Schreiber hter fdjon 1820 oorfanb.

IDann, oon mo unb mie bie fieben Scheiben in ben BefU3
bes Tttünfters famen, barüber geben bie mir 3ugänglid] ge-
morbenen einfcblägigen flften feinerlei flusfunft. Unb menn
bie drmerbung auf bie fed?s im Bau eingeladenen Scheiben
befcbränft geblieben märe, fo bätte bie $rage nach bereu f)er^
fünft allerbings ebenfo mit einem non liquet beantmortet
merben müffen, mie bei ben im oorangehenöen Kapitel be-
Rubelten älteren $ragmenten. Der begehrte Befcbeiö mirb
uns ieöod? öurcb bas in feiner Deutung unerfannt unb barum
bei Befcbriftung ber im HTufeum untergebrachten Scheibe
auch unbenannt gebliebene IDappen unmittelbar menigftens
infomeit, als es fich bei bemfelben nach £age bes $alles nur
um öas}enige bes 1651 eingegangenen $reiburger Regel -
Kaufes „3um £ämmlein" banöeln fann, bas, als an ber
füömeftlicben (He ber „Permittergaffe" (heutigen untern
©aucbftrafee) gelegen, erftmals 1350 (3an. 9) urfunölicb er-
mäbnt, nach 3ufammenfd}Iufe ber Scbtoeftern mit benen bes
Krorjinger Regelbares in ber Sattelgaffe (heutigen
Bertbolöftraf3e) unb bes angren3enben „3um Pfauen" in
ein 1489 3U (Eigentum erroorbenes größeres flnmefen an ber
Süboftede ber Permittergaffe oerlegt mürbe.

Den Beleg für bie 3utoeifung bes angebrachten Stifter
mappens an genanntes Regelhaus liefern öeffen ein Hgnus
Dei 3eigenben Siegel, din nach linfs gemanbtes £amm ©ottes
führte 3tr>ar auch bas \d}on an einer Urfunöe oon 1304
(flpril 22) nachweisbare Runöfiegel bes Kapitels ber flugufti^
ner^&fjorfyerren non Hllerfjeiltgen in öer Dorftaöt Heuburg,
an beren (bem fran3öfifchen $eftungsbau 3um ©pfer gefal-
lenes) Gotteshaus febod} fd?on öesfjalb nicfyt gebadet merben
fann, meil öasfelbe bereits 1380 — alfo {ebenfalls geraume
3eit cor dntftermng bes $enfters mit bem ein anberes
Siegelbilb füfyrenben Hlutterflofter St. morgen oereinigt
morben toar.

(£rft im Derlauf bes 16. 3al?rbiunberts 3eigen oerfcbjebent'
lieh auch bie Siegel bes Konoents öer 1346 auf „Sant 3oI]ans
bes üouffersberg" errichteten Kartaufe öas Symbol bes pa-
tronatsfyeiligen, öas Agnus Dei, auf einem Dreiberg als re-
öenöes IDappenbilö.

drftmals burd} bas einer Urfunbe non 1489 ($ebr. 19)
anfyängenöe unö mafyrfcheinlich um öie gleiche 3^it gefdmit;
tene Siegel nachweisbar gemoröen fotoie, in ben Scfyilö ge;
fet$t, burdj öas einer folchen oon 1607 aufgeörüdte fleine Pa-
pierfiegel geboten, unterfcheiöet fid? öas Siegelbilö öes Regel-
fyaufes 3um £ämmlein oon öemjenigen bes IDappenbilbes
auf bem $enfter ein3tg burch bas $er)len ber meift üblichen
Kreu3fahne. (Es lie^e fich benfen, öaf3 ben (Glasmaler folo;
riftifche drmägungen 3U einer foldjen Dereinfacfmng beftimrm
ten. 3n U)irflichfeit liegen bie Dinge aber mafyrfcheinlich ans
bers. Da bie Schmeftern 3um £ämmlein 3ur 3^it, in ber bas
$enfter entftanben, allem flnfchein nach noch 9ar ^n Siegel
befa^en, i[t oielmehr an3unehmen, öafe man in öas öamals
ad hoc gefcbaffene reöenöe IDappen bas Bilb eines £ämnt5
leins in ber ©eftalt übernahm, mie es als Attribut öes
hl. 3r<m3isfus geöacht — an öem ^aus angebracht mar, öas
öie Schtoeftern anfcheinenö urfprünglicb gemeinfam mit am
 
Annotationen