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Genelli, Hans Christian
Das Theater zu Athen: hinsichtlich auf Architectur, Scenerie und Darstellungskunst ueberhaupt erläutert — Berlin und Leipzig, 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.842#0108
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102

v.

Arten von Geschöpfen erscheinen die Satyrn als untergeordnet den Silenen, zu welchen
auch jener fette Haupt-Begleiter des Dionysos gehört, der ihrer Aller Vater ist. Im
Kyklops bestehet der Chor wol aus Satyrn, die beim ersten Eintritt die Stelle der Hir-
tenknechte vertreten, und die Koryphaien als Oberhirten scheinen Silene zu sein.
Diese waren häufig bärtig, jene nie, dagegen aber meist gehörnt: den Schweif hatten
beide Gattungen. Von ihrem Anzüge wird uns nur das Leibstück unter dem Namen,
Chorlaios, beschrieben als eine eng anliegende Weste von braunem Leder, die eigent-
lich nur die Maske des Nakten war. Vieler Andern nicht zu erwähnen, zeiget beson-
ders ein schön geformtes irdenes Gefäfs *5) einen solchen Satyr sizend und die Flöte
blasend, welcher unleugbar im Costum des Theaters dargestellt ist. Aus diesem Bilde
aber ersehen wir, dafs zu dem Chorlaios noch Beinkleider gehörten, die eben so eng
«nlagen und bis an die Knöchel hinab gingen, und dafs beide Kleidungsstücke auch aus
rauhen Fellen gemacht sein konnten: der Schweif ist an einem, gleichfalls rauhen Leib-
gurt befestiget. Hierzu kamen die dunkelbraunen Satyrmasken mit schwarzem oder
mit greisem Haare, und mit beschmierten Backen.

Es konnten aber in der Tragödie so gut wie im Drama satyrikon auch Gestal-
ten vorkommen, die von den gewöhnlichen weit abwichen. Pollux deutet schon dahin,
indem er von solchen Lufterscheinungen spricht, die für die Mechane zu schwer wer-
den konnten, welches übermäfsige Gröfse voraussezet. Die Beschreibung der Lyssa im
rasenden Herakles, der Kyklops des Euripides, der Prometheus des Äschylos geben
uns andere Beispiele solcher Gestaltungen: selbst seine berühmten Eumeniden können
hierher gezogen werden. Doch von diesen lezteren zu reden werden wir späterhin Ge-
legenheit finden, und die Kuh lo im Prometheus kann nicht anders aufgetreten sein,
als in der Gestalt einer ganz weifs gekleideten Jungfrau mit kleinen Rindshörnern über
der Stirn. Wäre es auch möglich gewesen, eine redende und singende K**h in eigener
Gestaltung, und mit der geforderten Beweglichkeit herzustellen, so hätten doch ihre
heftigen Gebehrdungen vor der verfolgenden Bremse, wenn auch aufs natürlichste nach-
geahmt, immer nur ein müfsiges Schauspiel der Neugierde gegeben, welches die tragi-
sche Stimmung zerstört, wo nicht gar Lachen erregt hätte; wogegen dieselben, in der
Gestalt der schönen Jungfrau tanzend nachgebildet, zum bedeutenden und anmuthigen
Kunstwerke wurden. Der Kyklops des Euripides mufste unstreitig das Mafs menschli-

gehörig.

33) Auf dem Kupfer, welches ich davon betice, wird e« angegeben als zu einem Museo Mastrilli
 
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