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Genelli, Hans Christian
Das Theater zu Athen: hinsichtlich auf Architectur, Scenerie und Darstellungskunst ueberhaupt erläutert — Berlin und Leipzig, 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.842#0166
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r6o

VII.

Gegner aasweiset. Entwicklung der Motive, Zurückführüng auf ffHhefe Ursachen und
Vorahndung der.Folgen füllen einen beträchtlichen Theil des Spieles aus: ;die eigeutliche
That ist weniger hervor gehoben, tritt einigermafsen überraschend ein, und während
sie, die Sache eines Augenblicks, hinter der Skene vollbracht wird, gebet schon die
Ankündigung dessen an, was das zweite Stück entwickeln wird. Der eben Vernichtete
Feind stellt sich noch gegenwärtig in der Prophetin dar, welche Gattin des bezeichne-
ten Schlachtopfers mufste geworden sein, damit zulezt noch beide Partheien jenes gro-
fsen Kampfes wie in Einer Person getroffen würden. In den Eümeniden endlich stehet
die Handlung ganz auf heiligem Boden, damit jene Unglücks-Verkettungen Einmal ihre
Auflösung finden und dafür bleibende und heilvolle Folgen für des Dichters eigenes Va-
terland erzeugen mögen, wobei er zugleich seine eigensten., politischen Absichten, wie
auf die Spize hinausstellt. Der göttliche Chor wird hier Kläger vor dem göttlichen
Schiedsrichter: jener ist zur eigentlichen handelnden Person, der Mensch nur das Ob-
ject der Handlung geworden. Wenn diese am Ende auf eine richterliche Entscheidung
ausläuft, so ist sie dagegen so angelegt, dafs sie als lezter Aufsehlufs einen tiefen,
dauernden und erfreulichen Eindruck mache und die glänzendste Erscheinung, die auf
der Bühne erreicht werden mochte.

Nach dieser durchgehenden Steigerung stellt sieh im ersten Stücke die That, wie
genügend sie auch in sich selber nach des unabwendbaren Schicksals Fügung motivirt
ist, gegen das zweite gehalten, doch wie eine einseitig erwachsene vor den Sinn, in-
dem die Schuld des leidenden Theiles ganz zurückgestellt bleibt: also gleichsam als ein
blofs irdisches Unheil; wogegen im zweiten Stücke sie, als gegenseitige und dabei noch
durch eine Gottheit geleitet, schon mehr in einen moralischen Gesichtspunct gestellt
ist, und im dritten vollenis einen ganz religiösen Charakter gewinnt, als alleinige That
der Götter, die den Blick auf die Zukunft gerichtet, das Unheilzum Guten zurücklen-
ken. Im Agamemnon, wo die Handlung noch aufgestellt wird als schlechthin aus der
Verfinsterung und Verirrung des menschlichen Herzens miellend, und also unser Mit-
leid für ihre Opfer in Anspruch nimt, tritt die göttliche Einwirkung noch nicht vor-
leuchtend in die Erscheinung: hier ist das einzige, was von Oben herrührt, die Prophe-
zeiung, als ein Äufseres, in den Mund der Fremden gelegt, die, persönlich versündiget
gegen den treibenden Gott, bei der lezten verderblichen Wahrheit, die ihr zu verkün-
digen auferlegt ist, ihren eigenen Untergang finden soll. Auch ist' das Schauwunder,
was diese Prophezeiung besiegelt, däs von selbst entsinkende Agrenon, obwol wirksam
genug, doch nicht glänzend.. In den Ghoephoren, wo der Heros zur Gegenhandlung,

und
 
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