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Gensel, Julius; Preller, Friedrich [Ill.]
Friedrich Preller d. Ä. — Künstler-Monographien, Band 69: Bielefeld [u.a.]: Velhagen & Klasing, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.74630#0034
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Abb. 26. Das Ateliergebäude in Weimar, hinter dem Jägerhaus.
Bleistiftskizze, um 1853. (Zu Seite 44.)

Preller 1830 von ihm gezeichnet hat (Abb. 11), gibt sein Wesen trefflich wieder. „Ich
vertiefte mich," erzählt dieser, „in einer Weise, daß ich Zeit und Höflichkeit ganz
vergaß — - ich war zwei Stunden bei ihm gewesen. Der Besuch bei Koch ist ent-
scheidend für mein ganzes Künstlerleben geworden. Das dunkle Gefühl, das mich
bisher in meinem Streben geleitet hatte, war durch das Anschauen seiner Werke zum
klaren Bewußtsein geworden. Ich hatte einen Überblick dessen, was ich sollte, zugleich
aber sah ich, wie viel noch vor mir lag und wie wenig ich noch vorbereitet war, um
auf eine Höhe zu kommen. Mein Entschluß stand schon auf dem Heimwege fest; ich
wollte streng und redlich das ABC von neuem vornehmen." Wie freundlich ihn Koch
selber dabei unterstützte, davon nachher.
Der zweite Besuch galt dem älteren Zeitgenossen und Freunde Kochs, Johann
Christian Reinhart, der mit unserm Schiller in freundschaftlichem Verkehr gestanden
hatte, nun aber auch schon seit fast drei Jahrzehnten in Rom heimisch war. Er war
jedoch nach seiner Gewohnheit auf einem längeren Jagdausflug begriffen. Preller
suchte deshalb zunächst noch den Historienmaler Anton Draeger aus Trier auf, den er
bereits in Dresden kennen gelernt und dessen Persönlichkeit und künstlerisches Streben
ihn von vornherein angezogen Hatten. Der hochgesinnte, vielseitig begabte Mann,
der nur wenige Jahre älter war, nahm sich seiner sofort freundlich an und verhalf
ihm rasch zu einer passenden Wohnung. Er war es auch, der für den beabsichtigten
Ausflug die Gegend von Olevano und Subiaco vorschlug.
Die Fahrt dahin machte Preller in Kaisers Gesellschaft mit dem Vetturin über
Genazzano. Das Sabiner Gebirge, in das Kochs Bilder ihn schon eingeführt Hatten,
erschien ihm sofort geeignet, um seine Studien da zu beginnen. In der ihnen von
Draeger empfohlenen Casa Baldi in Olevano (Abb. 12) fanden die beiden jungen
Künstler freundliche Ausnahme; nnd als Preller Grüße aus Weimar von der Mutter
des Berufsgenossen Franz Horny überbrachte, der, gleichfalls ein Schützling des Groß-
herzogs, ein paar Jahre zuvor nach längerem Aufenthalt hier noch jung an der
Schwindsucht gestorben war, übertrug man auf ihn die Liebe, die sich dieser erworben
hatte. Nach einem Ausflug über Rocca di S. Steffano nach Subiaco, wo sie eine
größere Zahl junger Maler fanden und einige Tage verweilten, kehrten die Freunde
nach Olevano zurück und blieben, eifrig mit Studien beschäftigt, bis sie die Regenzeit
im Spätherbst wieder in die Stadt trieb. Preller war der letzte Gast. Auch in den
 
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