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Gensel, Julius; Preller, Friedrich [Ill.]
Friedrich Preller d. Ä. — Künstler-Monographien, Band 69: Bielefeld [u.a.]: Velhagen & Klasing, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.74630#0047
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Abb. 39. Der gezüchtigte Amor. Entwurf für das Wieland-Zimmer.
(Zu Seite 53.)

durch eine sehr gut gewählte Staffage belebt, und man kann mit dem Ganzen sehr
Wohl zufrieden sein. Möge es Ihnen und sodann unserer teuren Fürstin auch in
diesem Sinn erfreulich sein." Ebenso hatte der alte Herr sein Wohlgefallen an dem
Entwürfe des von Du Härtel bestellten Bildes, für das Preller die torro äel guinto —
den beim fünften Meilenstein jenseit konts molls gelegenen alten Turm — gewählt
Hatte; hier lobte er besonders den Gedanken, die Hirten zum Schutz gegen die arm
eattiva, die bösen Dünste, ein Feuerchen anzünden zu lassen (Abb. 24). Auch Härtel
War mit der Wahl sehr zufrieden: „Die stille Größe der Campagna ist mir wieder
einmal recht lebendig dabei aufgegangen."
Bald darauf fand Goethe Anlaß, den jungen Künstler gegen Herrn von Quandt,
den Stifter des Sächsischen
Kunstvereins, in Schutz zu
nehmen. Die beiden Land-
schaften, die Preller auf
Goethes Anregung von Rom
aus vor seiner Abreise nach
Neapel an diesen abgesandt
Hatte, damit das eine von
ihnen nach Dresden zur
Ausstellung geschickt würde,
Waren durch widrige Um-
stände erst nach Jahr und
Tag, im Juli 183t, da-
hin gelangt, und der
Hochangesehene Kunstkenner
glaubte aus Kupferstichen
nach Poussin nachweisen zu
können, daß „ganze Stücke"
aus Poussinschen Bildern
entnommen seien; worauf
Goethe ihn daran erinnerte,
„Haß der Charakter der
Apenninen noch immer der-
selbige ist, nnd daß auch
Poussin, insofern er in
diesen Gegenden wieder ver-
kehrte, sich selbst wieder-
holen müßte". Er unterließ
Habei nicht zu erwäh-
nen, daß Preller bei sei-
ner Rückkehr aus Italien
„Zeichnungen und Skizzen
nach der Natur zu Hun-
derten" mitgebracht habe.

Von Quandts Urteil erfuhr Preller nichts. Übrigens war es gegen seine Absicht
gewesen, daß Goethe auch „den noch ganz unfertigen Stnrm" mit zur Ausstellung
geschickt hatte.
Wer Prellers Werdegang verfolgt hat, kann sich vorstellen, welche tiefe Lucke rm
März 1832 Goethes Tod in sein Leben riß — kaum einer der Überlebenden verlor
soviel wie er. Tröstlich war ihm, daß er wenigstens von dem geliebten Toten für
sich und für Kestner jene in ihrer Schlichtheit so ergreifende Zeichnung (Abb. 134)
nehmen durfte, von der noch fast vierzig Jahre später Kestners Elsässer Neffe schrieb:
„Os ässsin sst un vrui monument. Uisn ns xent mioux äonusr liäeo än osrnetsrs oIvmpisn
clo ls, tßto äs Uoetbs."
 
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