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Abb. 48. An der norwegischen Küste. Ölbild.
Nach einer Photographie von H. Vogel in Leipzig. (Zu Seite 60.)
hereinführt. Sinnvoll hat der Künstler die Begegnung des Odysseus und der Nausikaa
zum Inhalt gewählt. Ein Hain von hohen Eichen und Kastanien schließt den um-
mauerten Waschplatz ein, an welchem Nausikaa mit ihren Gespielinnen des Tages
Arbeit vollendet hat. Die heiterste Abendsonne beleuchtet die fern am hohen Ufer sich
auftürmende Stadt und den ruhigen Meerbusen, an dessen Krümmung sich der Weg
hinzieht. Odysseus ist eben aus dem dichten Gebüsch im Vordergrund Herausgetreten;
erschrocken fliehen die Mädchen, nur Nausikaa, eine hohe Gestalt, steht furchtlos den
Fremdling anblickend und fragend. Die heitere Glut des Südens, das selige Leben
der Phäaken und die edle, patriarchalische Einfalt des Mädchens sind mit kräftigem
Pinsel geschildert. Zugleich paßt dieses Gemälde als ein Symbol unbefangener Gast-
freundschaft trefflich in die Mitte des Ganzen.
Auf dem sechsten (Abb. 28) liegt Odysseus schlafend in der Höhle der Nymphen
„voll lieblich dämmernder Anmut". — Die Felsenwände erheben sich über ihm, außen
am Ufer grünen die Ölbäume. Das Schiff der Phäaken, die den Schlummernden mit
den Geschenken ans Land gebracht haben, verschwindet eben hinter einem Vorsprung.
Das weitere Schicksal des Helden ist vom Schleier der Zukunft verhüllt.
Im siebenten Bild endlich (Abb. 29) glückliche Heimkehr und herzliches Wieder-
sehen. Odysseus ist bei seinem getreuen Hirten Eumaios, dessen Wohnung am Abhang
eines sich nach dem Meer öffnenden Tales liegt. Die Nachmittagssonne leuchtet hell
durch eine Weinlaube vor dem Eingang; vorn ist das Gehege, wo ein Teil der Herde
sich aufhält. Telemachos ist eben angekommen und wird von Eumaios begrüßt,
während Odysseus, den geliebten Sohn ahnend, gespannt mit der Weinschale in der
Hand auf seinem Sitze verharrt. Die trauliche Umgebung erweckt das süße Gefühl
der Heimat, die der lang umhergetriebene Wanderer endlich erreicht hat.
Nun der Bruckmannsche Fries, der in Rotbraun und Schwarz auf bläulichgrauem
Grunde gemalt ist: über dem Polyphem Odysseus, dem Ungeheuer die weingefüllte
Gensel, Preller.4
Abb. 48. An der norwegischen Küste. Ölbild.
Nach einer Photographie von H. Vogel in Leipzig. (Zu Seite 60.)
hereinführt. Sinnvoll hat der Künstler die Begegnung des Odysseus und der Nausikaa
zum Inhalt gewählt. Ein Hain von hohen Eichen und Kastanien schließt den um-
mauerten Waschplatz ein, an welchem Nausikaa mit ihren Gespielinnen des Tages
Arbeit vollendet hat. Die heiterste Abendsonne beleuchtet die fern am hohen Ufer sich
auftürmende Stadt und den ruhigen Meerbusen, an dessen Krümmung sich der Weg
hinzieht. Odysseus ist eben aus dem dichten Gebüsch im Vordergrund Herausgetreten;
erschrocken fliehen die Mädchen, nur Nausikaa, eine hohe Gestalt, steht furchtlos den
Fremdling anblickend und fragend. Die heitere Glut des Südens, das selige Leben
der Phäaken und die edle, patriarchalische Einfalt des Mädchens sind mit kräftigem
Pinsel geschildert. Zugleich paßt dieses Gemälde als ein Symbol unbefangener Gast-
freundschaft trefflich in die Mitte des Ganzen.
Auf dem sechsten (Abb. 28) liegt Odysseus schlafend in der Höhle der Nymphen
„voll lieblich dämmernder Anmut". — Die Felsenwände erheben sich über ihm, außen
am Ufer grünen die Ölbäume. Das Schiff der Phäaken, die den Schlummernden mit
den Geschenken ans Land gebracht haben, verschwindet eben hinter einem Vorsprung.
Das weitere Schicksal des Helden ist vom Schleier der Zukunft verhüllt.
Im siebenten Bild endlich (Abb. 29) glückliche Heimkehr und herzliches Wieder-
sehen. Odysseus ist bei seinem getreuen Hirten Eumaios, dessen Wohnung am Abhang
eines sich nach dem Meer öffnenden Tales liegt. Die Nachmittagssonne leuchtet hell
durch eine Weinlaube vor dem Eingang; vorn ist das Gehege, wo ein Teil der Herde
sich aufhält. Telemachos ist eben angekommen und wird von Eumaios begrüßt,
während Odysseus, den geliebten Sohn ahnend, gespannt mit der Weinschale in der
Hand auf seinem Sitze verharrt. Die trauliche Umgebung erweckt das süße Gefühl
der Heimat, die der lang umhergetriebene Wanderer endlich erreicht hat.
Nun der Bruckmannsche Fries, der in Rotbraun und Schwarz auf bläulichgrauem
Grunde gemalt ist: über dem Polyphem Odysseus, dem Ungeheuer die weingefüllte
Gensel, Preller.4