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Abb. 79. Am Strand von Rügen. Nach einer Photographie von Kemlein.
(Zu Seite 84.)
auf die Schüler Wirkte. Auch hier galt ihm als Grundlage das Verständnis des
menschlichen Körpers und insbesondere des Hauptes, auch der Hand. Es wurde nach
gut gewählten Vorlagen, nach dem Muskelmann, nach dem Totenkopf, nach Gips-
abgüssen von Händen usw. gezeichnet. Bor dem Irrtum, was man einrahme, sei ein
Kunstwerk, wurden die Schüler gründlich bewahrt. Begehrte einer vorzeitig Land-
schaften zu zeichnen oder zu malen, so hieß es: erst etwas Ordentliches lernen, dann
wird sich das Weitere finden. In der Tat bot auf solcher Grundlage das Land-
schaftszeichnen, auch nach der Natur, geringere Schwierigkeiten. Als Übergang zum
Naturstudium gaben die eignen Studien des Meisters in Bleistift, in Sepia und
Wasserfarben treffliche Vorbilder.
Von Prellers Urteilen über andere Künstler und deren Werke ließe sich aus
Briefen und anderen Aufzeichnungen leicht ein Buch zusaminenstellen. Ich muß mich
hier auf Naheliegendes beschränken. Vorangeschickt sei aber ein Beispiel dafür, wie er
sich menschlich zu Kollegen stellte, mit denen er nicht durch Freundschaft verbunden
war. Als sich's um die weitere Schmückung des Römischen Hauses in Leipzig handelte,
Hatte sich Vr. Härtel für seinen Besitznachfolger Leplay erkundigt, ob man sich auf
den als genial empfohlenen Simon auch hinsichtlich des Fleißes und der Ausdauer
verlassen könne. Preller gibt zu, Simon habe die Meinung vieler gegen sich, er
glaube aber gewiß, „daß man nur gegen seine sogenannte gottlose Schnauze etwas
Haben könne". Er, Preller, sei der einzige, der sich daran nicht gestoßen habe, und
er könne versichern, daß hinter der unangenehmen Maske etwas sehr Vortreffliches
stecke. Simons Menschenscheu und der wiederholte Wechsel der Beschäftigung erkläre sich
aus seinen Schicksalen. „Daß er aber," fährt Preller fort, „etwas unvollendet gelassen,
ist mir nicht bekannt, im Gegenteil habe ich stets eine männliche Kraft und Ausdauer
an ihm bewundert, selbst bei Gelegenheiten, wo er Opfer zu bringen hatte. Um aber
keine Verantwortung auf mich zu nehmen, sprach ich offen zu ihm. Seine Antwort
Abb. 79. Am Strand von Rügen. Nach einer Photographie von Kemlein.
(Zu Seite 84.)
auf die Schüler Wirkte. Auch hier galt ihm als Grundlage das Verständnis des
menschlichen Körpers und insbesondere des Hauptes, auch der Hand. Es wurde nach
gut gewählten Vorlagen, nach dem Muskelmann, nach dem Totenkopf, nach Gips-
abgüssen von Händen usw. gezeichnet. Bor dem Irrtum, was man einrahme, sei ein
Kunstwerk, wurden die Schüler gründlich bewahrt. Begehrte einer vorzeitig Land-
schaften zu zeichnen oder zu malen, so hieß es: erst etwas Ordentliches lernen, dann
wird sich das Weitere finden. In der Tat bot auf solcher Grundlage das Land-
schaftszeichnen, auch nach der Natur, geringere Schwierigkeiten. Als Übergang zum
Naturstudium gaben die eignen Studien des Meisters in Bleistift, in Sepia und
Wasserfarben treffliche Vorbilder.
Von Prellers Urteilen über andere Künstler und deren Werke ließe sich aus
Briefen und anderen Aufzeichnungen leicht ein Buch zusaminenstellen. Ich muß mich
hier auf Naheliegendes beschränken. Vorangeschickt sei aber ein Beispiel dafür, wie er
sich menschlich zu Kollegen stellte, mit denen er nicht durch Freundschaft verbunden
war. Als sich's um die weitere Schmückung des Römischen Hauses in Leipzig handelte,
Hatte sich Vr. Härtel für seinen Besitznachfolger Leplay erkundigt, ob man sich auf
den als genial empfohlenen Simon auch hinsichtlich des Fleißes und der Ausdauer
verlassen könne. Preller gibt zu, Simon habe die Meinung vieler gegen sich, er
glaube aber gewiß, „daß man nur gegen seine sogenannte gottlose Schnauze etwas
Haben könne". Er, Preller, sei der einzige, der sich daran nicht gestoßen habe, und
er könne versichern, daß hinter der unangenehmen Maske etwas sehr Vortreffliches
stecke. Simons Menschenscheu und der wiederholte Wechsel der Beschäftigung erkläre sich
aus seinen Schicksalen. „Daß er aber," fährt Preller fort, „etwas unvollendet gelassen,
ist mir nicht bekannt, im Gegenteil habe ich stets eine männliche Kraft und Ausdauer
an ihm bewundert, selbst bei Gelegenheiten, wo er Opfer zu bringen hatte. Um aber
keine Verantwortung auf mich zu nehmen, sprach ich offen zu ihm. Seine Antwort