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trocken, aber die so erreichte
Kenntnis der Natur hat mir
durchs ganze Leben Früchte
getragen. Nur auf diesem
Wege konnte ich zu einem
wirklichen Wissen kommen."
Nach Weimar zurück-
gekehrt, fühlte der junge
Künstler den Drang in sich,
seine Kraft an einem selb-
ständigen Werke zu ver-
suchen. Er wählte einen
Gegenstand, mit dem er sich
anscheinend schon im Winter
zuvor beschäftigt hatte: Eis-
fahrt auf dem Schwansee
bei Weimar (Abb. 4) — ein
glücklicher Griff ins volle
Menschenleben, wie er selber
es mit seinen Freunden in
den fröhlichen Stunden der
Erholung lebte. Die Stim-
mung der Winterlandschaft
ist treffend wiedergegeben,
die Stellung und Bewegung
der menschlichen Gestalten
für ein Erstlingswerk recht
lebendig. Der auf dem
Stuhlschlitten sitzende junge
Mann ist sein Freund Alfred
Heideloff, der knieende dessen
Bruder, hinter ihm steht Re-
gierungsrat Hufeland, und
sich selbst hat der Maler,
weiter hinten links, im Ge-
spräch mit einem andern dar-
gestellt, der Kälte wegen in
Abb. 11. Josef Anton Koch, Rom 1830. Bleistiftzeichnung.
(Zu Seite S8.)
die Hand hauchend. Von der Größe seines Wagnisses War er so durchdrungen, daß
er, nachdem er das Bild auf die Ausstellung der Zeichenschule gebracht hatte, es nicht
über sich gewinnen konnte, diese wieder zu betreten, obgleich er viel Lob erntete. Der
Großherzog Karl August fand das Bild „sehr geistreich erfunden und komponiert und
sehr korrekt ausgeführt". Am Ostermontag 1824 fragt er Goethe brieflich um seine
Meinung über den Gedanken, den jungen Maler mit nach Antwerpen zu nehmen,
wohin er demnächst reisen wollte, und ihn dort bei van Bree, mit dem Goethe be-
reits in Verkehr stand, in die Schule zu geben. „Jetzt kostet mir Prellers Reise
nicht viel. Es ist doch der einzige Ort auf diesem Erdenrund, wo noch etwas gründ-
licher Unterricht in der Malerei u. dergl. gegeben wird." Preller selbst hatte von
diesen Vorgängen keine Ahnung, als er eines Tages durch Vermittelung der Frau
Von Heygendorf die Aufforderung des Großherzogs erhielt, sich am nächsten Morgen
— es War in der ersten Hälfte des Monats Mai — am Römischen Haus im Park
einzufinden. Wie er dort seinen Gönner Goethe, die Hände auf dem Rücken, vor
dem Hause hin- und herwandeln sieht, ist ihm das eine gute Vorbedeutung. Goethe
preist den klaren Morgen, er stimmt freudig ein, denn er will heute viel fertig bringen.
Doch nun mag er selbst weiter erzählen. „Die Tür öffnete sich, der alte Herr trat,
trocken, aber die so erreichte
Kenntnis der Natur hat mir
durchs ganze Leben Früchte
getragen. Nur auf diesem
Wege konnte ich zu einem
wirklichen Wissen kommen."
Nach Weimar zurück-
gekehrt, fühlte der junge
Künstler den Drang in sich,
seine Kraft an einem selb-
ständigen Werke zu ver-
suchen. Er wählte einen
Gegenstand, mit dem er sich
anscheinend schon im Winter
zuvor beschäftigt hatte: Eis-
fahrt auf dem Schwansee
bei Weimar (Abb. 4) — ein
glücklicher Griff ins volle
Menschenleben, wie er selber
es mit seinen Freunden in
den fröhlichen Stunden der
Erholung lebte. Die Stim-
mung der Winterlandschaft
ist treffend wiedergegeben,
die Stellung und Bewegung
der menschlichen Gestalten
für ein Erstlingswerk recht
lebendig. Der auf dem
Stuhlschlitten sitzende junge
Mann ist sein Freund Alfred
Heideloff, der knieende dessen
Bruder, hinter ihm steht Re-
gierungsrat Hufeland, und
sich selbst hat der Maler,
weiter hinten links, im Ge-
spräch mit einem andern dar-
gestellt, der Kälte wegen in
Abb. 11. Josef Anton Koch, Rom 1830. Bleistiftzeichnung.
(Zu Seite S8.)
die Hand hauchend. Von der Größe seines Wagnisses War er so durchdrungen, daß
er, nachdem er das Bild auf die Ausstellung der Zeichenschule gebracht hatte, es nicht
über sich gewinnen konnte, diese wieder zu betreten, obgleich er viel Lob erntete. Der
Großherzog Karl August fand das Bild „sehr geistreich erfunden und komponiert und
sehr korrekt ausgeführt". Am Ostermontag 1824 fragt er Goethe brieflich um seine
Meinung über den Gedanken, den jungen Maler mit nach Antwerpen zu nehmen,
wohin er demnächst reisen wollte, und ihn dort bei van Bree, mit dem Goethe be-
reits in Verkehr stand, in die Schule zu geben. „Jetzt kostet mir Prellers Reise
nicht viel. Es ist doch der einzige Ort auf diesem Erdenrund, wo noch etwas gründ-
licher Unterricht in der Malerei u. dergl. gegeben wird." Preller selbst hatte von
diesen Vorgängen keine Ahnung, als er eines Tages durch Vermittelung der Frau
Von Heygendorf die Aufforderung des Großherzogs erhielt, sich am nächsten Morgen
— es War in der ersten Hälfte des Monats Mai — am Römischen Haus im Park
einzufinden. Wie er dort seinen Gönner Goethe, die Hände auf dem Rücken, vor
dem Hause hin- und herwandeln sieht, ist ihm das eine gute Vorbedeutung. Goethe
preist den klaren Morgen, er stimmt freudig ein, denn er will heute viel fertig bringen.
Doch nun mag er selbst weiter erzählen. „Die Tür öffnete sich, der alte Herr trat,