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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0027
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PROMETHEUS UND SISYPHOS.

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lorischen Sammlung gehörig. — In ausgebildetem archaischem Styl und
demselben gemäfs mit grösserer Klarheit der Darstellung, tritt hienächst
der eben berührte Mythos des Sisyphos uns von neuem vor Augen. Wir
erblicken einen kräftigen, vielleicht bekränzten, mit leichtem Gewand ver-
sehenen Mann, welcher ein mit beiden Händen von ihm gehaltenes Fels-
stück auf einer Anhöhe fest hält, von welcher es wieder herunter zu glei-
ten droht. Sein linker Fufs stämmt sich der Anhöhe vergebens entgegen;
die Gewandtheit, die aus der ganzen Figur spricht, ist vergebens aufge-
boten, eine Aufgabe zu vollziehen, die nach dem Willen der Unterwelts-
götter noch oftmals vergebens erneut werden soll. Aufmerksam betrachten
diese Götter, zu beiden Seiten vertheilt, die fruchtlose Arbeit. Rechter-
seits sitzt Pluto, einen Herscherstab in der Rechten, dessen Kürze wie
dessen Knauf ungewöhnlich sind. Ihm gegenüber sitzt links Persephone,
als Tochter Demeters oder als gleich mit ihr(14) durch Ährenstengel be-
zeichnet, welche in ihren beiden Händen sichtlich sind, aufserdem aber
auffallend durch die Bewegung des von ihrer Rechten hocherhobnen Ge-
wandes. Die Zierlichkeit dieser Bewegung [erinnert an Darstellungen, in
denen dieselbe Göttin jungfräulich schüchtern dem Rufe zur Unterwelt
folgt (15).

Der somit gegebenen Deutung auf Sisyphos beizupflichteu, wird nächst
dem anschaulichen Eindruck des Bildes durch manche andre (16J zum
Theil sehr ähnliche (17) Darstellung uns erleichtert. Auf einer derselben
ist unsre Unterweltsgöttin neben den Ähren in ihrer Hand mit Rebenbe-
kränzung ausgestattet f18); diese Bekränzung, die für Demeter nicht leicht,
für Kora aber ungleich eher sich annehmen läfst (lö), dient zu fernerer
Beseitigung derjenigen Ansichten, welche entweder Mylas, den Erfinder
der Mühle C20), oder auch den Poseidon (21), beide neben Demeter, in

(>*) Oben Th. I, S. 163.

(16) Oben Taf. XXXIX und sonst.

(16) Aufser Reliefs (Visconti Pio-CIem. V, 18)
und Gemmenbildern (Wink. Stosch III, 1, 13) die
Vase von Canosa. (Millin Tombeaux de Canose
j»l. II. Müller Denkm. I, 56, 275).

(1T) Ganz ähnlich sind zwei volcentische Am-
phoren, eine des Berliner Museums (Berlins Bildw.

Vasen no. 684), die andere neuentdeckt (Jahn Va-
senbilder S. 39).

(18) Jahn a. a. O.: „Weinlaub.”

(19) Nicht als gewöhnlich, aber im Sinn der
bekanntesten Dionysosgemahlin.

(J0) Wagner bei Jahn a. a. O.

(Sl) Jahn a. a. O. nach Poseidons Geltung als
(pvxü\ut,oq, ‘EXifivioq u. dgl., so wie nach Kunstwer-
 
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