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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0029
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PERSEUS.

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die eben getödtete Medusa uns vor Augen. Ihrem Halse entströmt das
Blut, aus dessen innerstem Quell das Flügelrofs Pegasus bald entspringen
wird; das Haupt der Getödteten trägt in umgegürteter Tasche Perseus
von dannen, der mit beflügelten Sohlen, ohne Berührung der Erde, die Luft
durchzieht, um vor Medusa’s Schwestern sich zu schützen. Diese schlie-
fsen auf der Kehrseite unsres Bildes der getödteten Schwester unmittelbar
sich an. Wie Medusa selbst, ist die nächste ihrer Schwestern mit kurzem
Chiton und mit darüber geknüpftem Fell, mit Fufsbeschwingung und zwie-
fachen Schulterflügeln versehen; die dritte Schwester, die im ürbilde fehlt,
ist gleicherweise in unsrer Zeichnung angedeutet. Ein Schlangenpaar er-
hebt sich, fast in Hörnergestalt, mondähnlich, von ihren Häuptern; ihre Be-
wegung ist leidenschaftlich und deutet eiligen Laufs, obwohl einen Augen-
blick dem Beschauer zugewandt, auf das unfehlbare Schicksal des vor
ihnen fliehenden Mörders. Von der Gefahr seiner Flucht ist Perseus durch-
drungen. Mit der Schnelligkeit seines sei)webenden Laufes stimmt die Be-
wegung seiner ausgebreiteten Arme überein, die wir waffenlos sehen, ob-
wohl sein Hut, der besternte Chiton und das übergeknüpfte Fell seine
Rüstung bezeugen. Zwischen ihm und den Gorgonen sehen die ihm be-
freundeten Götter dem Ausgang entgegen; nicht ohne Bedenken, Pallas
Athene mit beruhigender Zuversicht. Das Geberdenspiel, mit welchem die
Göttin sich ihm zuwendet, ist nicht zu übersehen; ihr antwortet Hermes,
indem er den Speer, den ihre Rechte hält, ebenfalls anfafst, vielleicht um
anzudeuten, dafs jenen schauerlichen Mächten damit nicht beizukommen sei.

Zu belehrender Vergleichung bietet hierauf die rohe Zeichnung einer
späten nolanischen Amphora von beträchtlicher Gröfse sich dar (LXXIX,
1. 2). Wir erblicken darauf ebenfalls die kaum getödtete, geflügelte und
reich geschmückte Medusa; während das Flügelrofs Pegasus (3J und, was
seltener ist, auch der Jüngling Chrysaor (4) ihrem Nacken entquilien,
schreitet eine andre Gorgone in bekannter furchtbarer Darstellungsweise
voran, und erhebt zur Verstärkung ihres Schreckbilds erinnyenähnlich in

(*) Wie auf den eben erwähnten Bildwerken.
Vgl. Trinkschalen S. 4. Anm. 9.

(4) Chrysaor’s Geburt ist dargesteht auf dem
archaischen Relief von Melos (Millingen Uned, Mon.
Gerhard VasenhUder. II.

II, 1. Müller Denkin. I, 51); im Gebiete der Va-
senbilder auf einem tarquiniensischen Skyphos bei
Stackeiberg (Gräber d. Hell. Tal. XXXIX).

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