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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0119
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HERAKLES UND HYLLOS.

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Annen der Mutter, die ihrem Gemahl es darbeut, sind deutlich durch Bild
und Inschrift — HEPAKPE^, AAIANEIPA (3), HYUbO£—, uns vorgeführt;
neben Dejanira überdies Oeneus (OINEV^j, ihr Vater, und neben Herakles
dessen Schutzgöttin Athene. Das Familienbild voll echt griechischer An-
muth, welches aus diesen Personen gebildet uns vorliegt, im Gebiete grie-
chischer Poesie und Kunst vielleicht nur mit Andromache und Bektor ver-
gleichbar, bedarf seinem rein menschlichen Inhalt nach keiner Lobpreisung
noch Erklärung; des Herakles gemilderte Sitte, Dejanira’s Innigkeit, des
Knäbleins schmiegsame Unschuld, Athenens gnädige Erscheinung und ihr
gegenüber das heitere Staunen des Oeneus, der wie geblendet vom Glanz
der Göttin (4) die Hand vor sein Angesicht hält (5) —, diese vereinigten
Elemente unsres Bildes treten nicht minder verständlich als lebensfrisch
uns entgegen. Schwieriger ist es den mythischen Anlafs festzustellen,
der jene Personen zusammenführt. Zur Beantwortung dieser Frage hat
uns der Künstler aufser Gestalt und Bewegung der dargestellten Personen
nur Weniges an die Hand gegeben. Nur dafs ein heiterer Anlafs gemeint
sei, geht, wie aus dem Ganzen der MitteJgruppe, so auch aus dem Bei-
werk hervor. Oeneus und Hyllos sind bekränzt, vermuthlich mit Efeu(6),
der Knabe überdies mit einem Halsband versehen; Oeneus stützt einen
Stab auf. Ferner ist nicht nur Dejanira, die eine Stirnkrone trägt, son-
dern, trotz Helm und Aegis. auch Pallas Athene mit Armbändern geziert:
sodann ist die Göttin nicht nur mit gewaltigem Speer, sondern auch mit
einem Blümchen versehen, womit sie dem Knäblein winkt. In ganz ähnli-
chem Sinne ist denn ohne Zweifel auch die Bekleidung mit langem zwie-
fachem Gewand zu deuten, in der uns Herakles, obwohl auch mit Waffen
und Löwenhaut ausgestattet, entgegentritt.

(3) /tulävHQa statt /Itj'iuvHQul mit nicht un-
erhörtem Dorismus (Millin. Gail. CVlli, 456).

(4) Horn. H. Cer. 189: n).rtotv <31 ot-

A«o? Vgl. Odyss. XIX. 3911'. Iiur. Ion. 1550.

(5) Nach Lenormant (Cab. Durand p. 111)
wäre diese Bewegung nur zur Aufsetzung des
Kranzes bestimmt; nach BrÖndsted (Campanari

Vases p. 4) zur Abnahme desselben, um ihn auf
Herakles, dem siegreicli Heimkehrenden, iiberzu-
tragen.

(®) Für Efeu wird diese Bekränzung auch
von Lenormant (a. a. 0.) gehalten, und in der
That können die konventionell angegebenen rund-
lichen Blätter kaum anders gedeutet werden, ob-
wohl Bröndsted sie für Olivenlaub nahm.

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