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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0133
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HERAKLES UND HIE KENTAUREN.

129

Ernster als beide vorigen Bilder spricht noch ein drittes (no. 7. 8)
sich aus, das einer Amphora des Kunsthändlers Basseggio (28) angehört;
doch ist seine Anordnung einem der vorgedachten allzu ähnlich, um einer
andren Betrachtung als der einer heiteren Komik zu unterliegen. Zwei
Gruppen sind uns vor Augen gerückt, wie sie als Einleitung eines Satyr-
drama’s füglich sich denken lassen. Herakles, nach üblicher Sitte gerüstet,
die Keule in der Linken, voraussetzlich (29) auch mit dem Schwerte ver-
sehen, ist eben bei Pholos angelangt, der nebenher und an einer von ihm
gehaltenen Stange oder Lanze die erjagten Hasen aufgehängt hat. Inmit-
ten Beider steht das verhängnifsvolle Fafs, wohl geschlossen durch einen
gewölbten Deckel. Über die Eröffnung desselben scheint unterhandelt zu
werden; Herakles ist in bewegtem Gespräch mit dem Kentauren, und ne-
ben Beiden unterredet sich Hermes, hier ohne den Ileroldstab, obwohl
durch Flügelschuhe und Petasus(30) kenntlich, mit Pallas Athene.

Haben wir somit des Herakles Begegnung mit den Kentauren, von
deren Ausgang rückschreitend zur ersten Begegnung mit Pholos, in ihren
wesentlichsten Momenten betrachtet, so darf es uns billig befremden, in
keiner dieser Darstellungen die bacchische Nebenbeziehung hervorgehoben
zu finden, die der Gegenstand unsres Bildes an die Hand gab, die der My-
thos in Satyrohren (3 und Weinlust ausspricht, und die der bildenden
Kunst früher (32) wie späterer Zeit (33) mehr oder minder geläufig war:
um so mehr als das bacchische Element des Kentaurenmythos dem Be-
griff dieser Wesen zugleich mit der Stierbändigung angehört, die aus
ihrem gangbarsten Namen spricht (34). Einigennafsen wird jenes Be-
fremden gelöst durch die erwähnte bacchische Form des von Herakles in
einem der Bilder gehaltnen Gefäfses; im Allgemeinen jedoch wird daraus
nur die Erfahrung bestätigt, dafs unsre archaischen Vasenbilder, ihres viel-

(2S) Neuer Erwerb des Berliner Museums.

(2*) Der Körper des Herakles ist ergänzt und
daher die Andeutung seines Welirgehenks unter-
blieben.

(s0) Doppeltem, wenn der Augenschein nicht
trügt; doch wäre das unerhört. Ergänzung ist
nicht vorauszusetzen.

(31) wxu oaTVQwdrj: Lucian. Zeux. 6.

Gerhard Vasenbilder. 11.

(32) Der Kentauren und der Amazonen Be-
siegung in beiden Längefriesen des phigalischen
rl empels. Vgl. Stackeiberg Apollotempel S. 51.

(3J) Bacchisches Kentaurengespann : Milk Gail.
CS, 2C0. C9, 261 und sonst. Ein Werk der ver-
feinerten Kunst ist das Vatikanische Belief ebd.
65, 265.

(3 *) Oben Anin. 3.

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