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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0154
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TAFEL CXXV— CXXVII.

unsrige ist, den tieferen Sinn ihren Gegenstands zu verstecken; nicht un-
möglich , dafs auch die Palmette am Helm der friedeverkündenden Göttin
ihre eigne Bedeutung hat(26}.

Das Gegenbild dieses vortrefflichen Gefäfses zeigt einen nicht minder
schönen Festzug zechender Jünglinge. Wir erblicken zwei Flötenbläser;
jeder von ihnen ist paarweise mit einem andern Gefährten verbrüdert. Alle
sind myrtenbekränzt; eben! so bekränzt ist auch die Amphora, die der
dritte der Jünglinge sanimt einer Trinkschale hält, dagegen der vierte zum
Saitenspiele sich anschickt.

CXXVII. Den vorstehenden unzweifelhaften Darstellungen des hera-
kleischen Dreifufsraubs reihen wir schliefslich eine ungleich rätselhaftere
an, welche vermutlich demselben Sagenkreis angehört. Wir meinen das
höchst eigentümliche obere Bild einer, übrigens mit Thierfiguren reihenweise
geschmückten, ägyptisirenden Amphora des brittischen Museums (2 7). Einer
Kämpfergruppe als Gegenbild entsprechend, tritt uns Herakles vor Augen,
wie er gegen eine mit Schild und Speer bewaffnete, statt des Helms aber
mit einem Ziegenfelle umhüllte, Göttin die Keule schwingt, während diese
mit rundem Schild und geschwungenem Speer kampflustig ihm gegenüber-
steht. Zwei von Schlangen uinkränzte Kessel stehn ihr zur Seite ver-
teilt auf dem Boden; Poseidon und noch eine Frau bilden die Umgebung
des Ganzen, dessen Erklärung zunächst von der beschriebenen Göttin ab-
hängt. Vielleicht wird man geneigt sein, nach Anleitung ihres Ziegen-
fells (28) sie für eine Hera zu halten, in den umgebenden Schlangen aber
eine Erneuung des Mythos der Schlangen zu ahnden, die Hera dem Kind
Herakles zur ersten Prüfung seiner Heldenkraft sandte. Jndefs würde
eine solche Deutung der erforderlichen mythischen Begründung noch un-
gleich mehr ermangeln, als wenn wir es wagen dieses seltsame Bild auf
eine Sage zurückzuführen, in welcher Pallas ihren geliebten Schützling
mit aller ihr zu Gebote stehenden Waffengewalt zu bändigen sucht. Eine
solche Annahme wird möglich, sobald wir das Ziegenfell am Haupt unsrer

(2S) Mit Granatbliithen wechselnd ward die (27) Herriihrend aus volcentischen Ausgrabun-

Palmettenverzieruug an Athenens Saum kurz vor- gen der Herren Campanari.

her bemerkt (S. 140). (28) alyocpuyoq, Juno caprotina, Sospita:

Müller Handb. 353, 3.
 
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