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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0157
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UNTERWELTSFAHRT DES HERAKLES.

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Schlüssel des Ganzen. Herakles ist vollständig bewaffnet; über Chiton
und Löwenhaut sind Bogen und Köcher durch gekreuzte Gürtung ange-
deutet, woneben der Held mit der Rechten die Keule gefafst hält. Sein
Blick ruht noch unverwandt auf dem thronenden Herren der Finsternifs;
nur sein Schritt ist abgewandt, wird aber aufgehalten durch Poseidon, der,
kenntlich am Dreizack und mit einem Purpurmantel bekleidet, über die
Wogen des Meers zu den Grenzen des Schattenreichs ihn geleitet zu
haben scheint, wie wir denn andremal als Begleiter der Kora ihn fanden (5).
Voran ist Pallas Athene gegangen; mit Helm, Speer und einem grofsen
Schilde bewaffnet steht sie bereits vor Pluto, die Gunst desselben für ihren
Schützling zu heischen. Sitz und Kleidung des Gottes sind reich ge-
schmückt; ein Stirnband umgürtet ihn. Seine finstre Bedeutung ist nicht
sehr nahe gelegt: in der linken Hand hält er einen nicht deutlichen Ge-
genstand, in der Rechten ein Scepter, dessen Bekrönung eben so gut
mancher anderen Blume gleicht als, wie es vermuthlich gemeint ist, einer
Granate (6); doch ist der Gegensatz entscheidend, den unser Bildner in
die Verzierungen der Thronlehne gelegt hat. Das Haupt einer Sphinx
schmückt als unterirdisches Symbol (7) den Sitz jenes Unterweltsgottes,
während der übrigens ähnliche Gott im entgegengesetzten Bilde an gleicher
Stelle das Lichtsymbol eines Schwans zeigt. Ein Gott der lichten Ober-
welt also ist es, vermuthlich der im Olympus herrschende Zeus, der uns
zur äufsersten Linken auf jenem zweiten Bilde zuerst begegnet. Das
Scepter in seiner Linken ist wiederum mit einer Blumenverzierung ge-
schmückt, welche sich jedoch von der Bekrönung des vorerwähnten unter-
irdischen Scepters auf ähnliche Weise unterscheidet, wie die weifse Blüthe
des Geisblatts von der blutrothgefärbten, bedeutsam auch sonst ihr ver-
knüpften (8), Granate. Wie nun vorher dem Unterweltsgott, dessen Gunst
für Herakles erheischt ward, nahen sich nach erlangter Gnade des Hades
die rückgekehrten Personen dem heiter thronenden Göttervater. Athene
tritt ihm entgegen: in ähnlicher Bewaffnung wie oben, aufserdem aber bei

(‘) Oben Th. I, Taf. X. etruskische Idol der Proserpina. Vgl. Panofka

(') Wie oben Taf. CXXIII. Dionysos sie hält. Terracotten S. 16.

(7) In gleichem Sinne begleitet die Sphinx
Bilder des bärtigen Bacchus auf Gemmen und das (“) Oben Taf. CXXIII.

Gerhard Vasenbilder. II.

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