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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0164
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160

TAFEL CXXXIII. CXXXIV.

ehern Herakles, obgleich mit Keule und Löwenhaut angethan, festlich ver-
schleiert (7) erscheint. Dieses Gewand sowohl als die behagliche Ruhe
seines Lagers, verbunden mit dem seitwärts sichtlichen Weinlaub, scheint
auf die Einweihung unsres Helden und die bacchische Seligkeit der Ein-
geweihten bezüglich zu sein. Lagerscenen, in denen Herakles auf ähnliche
Weise der daneben stehenden Göttin Besuch empfängt, sind anderwärts
von uns berührt und auf die geheime Zuneigung Athenens zu Herakles von
uns gedeutet worden (8); in gleichem Sinn scheint auch dies Bild gedacht
zu sein. Die entsprechende andre Hälfte derselben Schale (no. 3) erscheint
demnächst als Fortsetzung obigen Gegenstands. Herakles hat zwar sein
priesterliches Gewand, aber auch seine Keule abgelegt; auf einem Klapp-
stuhl, der in bedeutsamen (9J Thierpfoten endet, begrüfst er die zu ihm
schreitende Göttin, die Hermes mit der Linken berührt, gleichsam als habe
er sie dem Herakles zuzuführen (J °). Ihre Bewegung zeigt freudige
Schüchternheit; fast möchte man glauben, der verwegene Urheber dieses
Bildes habe der Göttin, die hier dargestellt ist, allen Ehesegen anmutheu
wollen, dem der mit hesperischen Äpfeln gefüllte Fruchtbaum auch ander-
wärts (ll) gilt.

(7) Das Oberkleid, das Herakles als Athenens
Geschenk (Diod. IV, 14: *A&tjvu jtct/Uj) dann und
wann neben der kopfbedeckenden Löwenhaut trägt
(oben CXVI. Vgl. S. 147. Anm. 17e), erreicht sei-
nen festlichen Zweck hauptsächlich, wo es ohne
den schweren Kopfputz irdischer Mühsal zur Ver-
schleierung seines Hauptes dient. Belege dafür
linden sich hauptsächlich in den auf den Mythos
der Omphale gedeuteten Vasenbildern, in denen
man nämlich Athenen für eine Athene Omphale
(De Witte Cab. etr. p. 46) gab. Dahin gehören zwei
archaische Amphoren der Durand’schen Sammlung
(Cab. Dur. no. 316. 317). Auf der einen (n), in
der Versteigerung von einem Hin. Lome gekauft,
wird Herakles, angeblich in Frauenkleidern, von
Hermes zu einer Frau geführt, die für Omphale
gilt. (R. Bacchisches Lager). Auf der anderen (6),
in der Versteigerung von Hrn. Wagner gekauft, ist

Herakles, oliven- (oder myrten-) bekränzt, in ein
Sternengewand tief verhüllt. Pallas, welche voran-
geht, ist gegen ihn umgewandt; Hermes steht gegen-
über, obwohl angeblich als Führer des Helden. R.
Bellerophon. — Ebenfalls verschleiert ist Herakles
auch (c) auf einer schönen Hydria freieren Styls
(De Witte Cab. etr. 89. Magnonc. 45. Oben der
nemeische Löwe), wo Athene, angeblich in der
Bedeutung einer Omphale, den von Hermes ge-
führten Helden sitzend empfängt.

(8) Oben Th. 1, S. 143, 216. Vergl. unten
Taf. CXLII.

(9) Es scheinen Füfse des appollinischen Reh’s
gemeint zu sein.

(10) Vgl. Taf. CXL1, 3. Oben Th. I, S. 144,
218 b.

(>>) Vgl. meine Abh. Archemoros (Berl. Akad.
1836) S. 67 f.
 
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