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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0180
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176

TAFEL CXXXV —CXLH.

Tafel CXLH. Mystisches Lager; Hydria der Candelori’schen Samm-
lung', gegenwärtig in München. — Mit andern bereits betrachteten Vasen-
bildern ward auch dieses von uns berührt (61), als von der seligen Ruhe
die Rede war, welche Herakles, theils als bacchischer Eingeweihter, theils
als Athenens zärtlich geflegter Liebling, geniefst. In Erwägung der da-
mals verglichenen ähnlichen Darstellungen (6 2J erkennen wir denn auch
hier im stattlich gelagerten Manne, der keine Spur herakleischer Mühsal,
vielmehr auf der Stirn einen bacchischen Kranz, in der Hand eine Schale
zeigt und von baechischein Laub rings umzogen ist, den viel geprüften
und endlich verklärten Sohn Alkmenens. Unter dem stattlichen Ruhebett,
das er einnimmt, liegt ein Hund; vielleicht zur Erinnerung an des Helden
Unterweltsbeute oder vielmehr an den attischen Mythos eines dem Hera-
kles gewidmeten weifsen Hundes (63), wie denn in mancher ähnlichen
Darstellung selbst die weifse Farbe des Thiers deutlich vorhanden ist(64).
Vor dem Gelagerten steht Athene, lang und zierlich bekleidet, die unver-
kennbare Ägis als sternenbesticktes Brustgewand tragend, die Stirn mit
einem Bande geziert; ihre Waffen sind nicht unsichtbar, aber die Lanze
ist nach dem Boden gewandt und der Helm, den sie linkerseits gegen He-
rakles ausstreckt , weniger eine Waffe als ein Wahrzeichen abgelegter
Bewaffnung. Es ist die friedlichste und anmuthreichste Begeguung der
Göttin mit ihrem Liebling, die unser Bildner hier andeuten wollte; sie ge-
hört der bereits hinlänglich beglaubigten Sage eines zärtlichen Bündnisses
zwischen Herakles und seiner Schutzgöttin an. Dem Sinn eines solchen
Bündnisses ist es denn ganz entsprechend —, nicht nur dafs Hermes als
Spötter, die Linke erhebend, seinen Blick von der Slauptgruppe abgewandt
hältf65), sondern auch, dafs am rechten Ende des Bildes in völlig abge-
waudter Figur Apoll gegenwärtig ist, gleichsam als wolle er, ohne die
Augen zu öffnen, seine Kithar zum Brautgesang einer so seltsamen Hoch-

(6I) Oben Th. I, S. 144. Anm. 218 o.

(") Herakleische Lagerscenen : ebd. Anm. 216.
218. Hinzuzufügen ist das Gegenbild einer oben
erwähnten (S. 160. Anm. 7«. II.) Durand’schen Am-
phora (no. 316), wm der gelagerte Held von Hermes
und einer angeblichen Hebe umgeben ist, die in
unsenn Zusammenhang besser für Athene gilt.

(®3) Suhl. Kvvooaqy(<;. Paus. I, 19, 3. Müller
Dor. I, S. 438.

(s4) Oben Th. I, S. 140. Anm. 205c. (Hydria
des Berliner Museums). Cab. Dur. no. 316.

(•■*) Hermes der Spötter: oben Th. I, S. 144.
 
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