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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 3): Heroenbilder, meistens homerisch — Berlin, 1847

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https://doi.org/10.11588/diglit.24597#0023
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BOREADEN UND DIOSKUREN.

15

Göltes beizumessen sein, dessen gemeinhin sträubendes Haar hier bedeckt
uud nach Frauensitte in einen Haarsack geordnet zu sein scheint, mit die-
sem weibischen Anblick aber eine Stirnkrone verbindet. Dabei ist der weite
gestickte Mantel, den Boreas trägt und als Schutzwehr gegen Wetter uud
Bergesluft wohl gebrauchen kann, durch mannigfachen Schmuck wohl
geeignet, als Königsmantel der überraschten Jungfrau, die er zur Braut
begehrt, einen gefälligen Anblick zu gewähren.

Auf der Kehrseite dieses Gefäfses sind drei palästrisclie Mantelfigureu,
Jünglinge angebracht, von denen der eine einen Stab aufstützt; dieses we-
nigstens nach unsrer Zeichnung, dagegen der belgische Erklärer desselben,
des Stabs ungeachtet, zwei Priesferinnen erkennt, welche mit Einweihung
einer zwischen ihnen stehenden dritten Frau beschäftigt sind.

Tafel CLIII. CLIY.

BOREADEN UND DIOSKÜREN.

flieses so schöne als figurenreiche Gefäfs einer zu Nola gefundenen Kalpis
mit röthlichen Figuren besten Styls (J) ist durch zwei Reihen bildlicher
Darstellungen geschmückt: in der obersten ist eine bacchische Versamm-
lung, in dem darunter befindlichen Hauptbilde abei\ ein mythischer Gegen-
stand dargestellt. Unter den Personen desselben geben bei sonstiger Dun-
kelheit der Darstellung die Söhne des Boreas in zwei auf Felsstückeu
sitzenden, geflügelten und mit Speeren bewaffneten, kurzbekleideten Jüng-
lingen sich kund (2). Die Nähe eines sammt einem Ruder rechts angedeu-

(') Von dem Grundbesitzer Trinehese zu Nola
ansgegraben und im Jalir 1828 für mich gezeich-
net. Dem Vernehmen nach ist dies schöne Ge-
fäfs neuerdings in Besitz des Herzogs von Luynes
zu Paris übergegangen.

(2) Kalais und Zetes, des Boreas Söhne, pflegen

geflügelt erwähnt zu werden (Apoll. Rhod. I, 219.
Schob Pind. Pytb. IV. 182. Hygin. Fab. 14.48),
und finden sich dem entsprechend in den Phi-
neusbildern (Anin.3). Zwei ungeflügelte Jünglinge
eines von Lenormant auf Phineus gedeuteten
Spiegelbilds (Cab. Durand no. 1953. Gerhard Etr.
 
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