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TAFEL (,'LYiII — CLXVIH.

Sceneu (1) einer nicht mythischen Beziehung über die vom Künstler ver-
standenen Personen vermulhlich uns zweifelhaft lassen, wären nicht bei-
geschriebene Namen (OE£EV£, AIOPA) vorhanden, beide Hauptpersonen uns
zu verbürgen (2). Theseus ist geharnischt; die Chlamys um seinen
linken Arm geschlagen, das Haupt mit einem Stirnband geschmückt, stützt
er mit seiner linken Hand einen laugen Stab auf, der auch ohne sichtliche
Spitze als eine Lanze (3) bezeichnet werden darf. Ihm tritt Aethra, in
langer einfacher Kleidung, das Haupt mit Bändern geschmückt, entgegen,
und reicht dem waffenfähigen Sohn eine gefüllte Schale dar. Eine zweite
Schale ist in ihrer Linken bemerklich; sie mag dem Waffengefährten des
Theseus, Peirithoos, gelten, der auch ohne Bewaffnung und Beischrift in
der auf den Stab gelehnten Jünglingsfigur sich erkennen läfst, die auf der
andern Seite des Theseus dieses Bild abschliefst.

Dem gedachten mythischen Waffengrufs entspricht auf der Rückseite
dieses Gefäfses die Begrüfsung, welche ein auf zwei Lanzen gestützter
Jüngling von einer ihm gegenüberstehenden Frau erhält. Ein Gefährte,
dem vorbemeldeten ähnlich, im leichten Mantel auf einen Stab gestützt,
steht hier, wie dem obigen Theseus, der Mittelfigur zur Seite. Geharnischt
ist diese nicht, sondern nur mit einem Mantel bekleidet; wie auch der be-
schriebene Theseus weder Helm noch Schild zeigt, ward wenig mehr als
die Lanze für ähnliche Bilder erheischt, welche hauptsächlich der ersten
Ausrüstung des Epheben mit einfachem (4) oder doppeltem Speer gegolten
zu haben scheinen.

(‘) Äthra, des Theseus Mutter (Th. I. S. 51,
96), ward auf Kunstwerken mannigfach darge-
steilt: 1) von Poseidon überrascht (Kbd. Taf. 12);

2) die verborgenen Waffen dem Theseus anzeigend,
welcher sie hebt (Paus. I, 27, 8. Müller Handb.
S. 642; aus Gefäfsbiidern mir nicht bekannt);

3) von Theseus sich trennend (Münze von Trö-
zen: Millingen Coins IV, 22); späterhin 4) als
Gefangene Helena’s (Polygnot: Pans. X, 25, 3)
und 5) wiederbefreit durch Akamas und Demo-
phon, ihre Enkel: letzteres auf der Tabula Iliaca
no. 107 und in einem Gefäfsbild ersten Ranges
(Mon. d. Inst. II, 24. Cab, Durand no. 411),

vielleicht auch in archaischen Vasenbildern (nach
De Witte Cab. Durand no. 308. 412).

(s) Libationen: Mon. d. Inst. I, 26, 13. 14
und sonst.

(3) Lanze ohne Spitze (vgl. oben Taf. CLIII.
S. 18): Apnlische Vasenbilder Taf. D, 1 (Paris-
urtheil aus Chiusi) und sonst.

('') Die Überreichung des Speers auf einem
archaischen Alabastron des BerlinerMuseums; cha-
rakteristisch ist auch auf einer nolanischen Am-
phora der Calefattischen Sammlung (R. Mantel-
figur) ein sitzender Ephebe mit Speer, vor wel-
chem ein älterer Mann steht.
 
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